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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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Werwölfe sich trafen – wo die Burger nicht bloß halbgar, sondern roh waren. Und in blutigen Haufen serviert wurden.
    Manchmal musste man graben, um das Muster hinter Ereignissen zu entdecken, die alle für dumme, tragische Zufälle hielten.
    Hol dir die Informationen, und such das Muster!, hatte Gran gesagt. Hast du das Muster, hast du auch die Beute, erklärte Dad.
    Er ermahnte mich auch: Pass auf, dass dir der Hinterwäldler-Hokuspokus nicht in dein logisches Denken pfuscht! Das sagte er sogar häufiger.
    Ich fragte mich, wo er stecken mochte, während ich noch einen Schluck Cola mit Beam trank. Mein CD-Player stand gegenüber vom Bett auf dem Bord aus Ytongsteinen und Brettern, auf dem sich ansonsten nur meine Kleidung befand. Ein weiterer Kleiderstapel stand zusammen mit meinem CD-Kasten vor dem Wandschrank. Die übrigen Möbel bestanden aus meiner Matratze und dem Nachtschränkchen. Das war’s. Willkommen in der Luxuswelt der Casa Anderson! Ich hatte es längst aufgegeben, Poster aufzuhängen oder meine Bücher nach oben zu schleppen. Es lohnte sich nicht, und Dad war alles egal, solange die Wäsche gewaschen wurde. Zu meiner unsagbaren Freude hatte er vor einer Weile das Stärken aufgegeben. Beim Militär hatten sie ihm einen regelrechten Wäschestärketick anerzogen, doch ich weigerte mich konsequent, das Zeug anzufassen. Also hatte er schließlich ein Einsehen gehabt, und ich verkniff mir mannhaft, ihn darauf hinzuweisen, dass die Welt trotzdem nicht in die Luft geflogen war.
    Da sage noch mal einer, nur Erwachsene könnten wahre Reife erlangen!
    Das Haus war leer. Es fing an zu reden, zu ächzen und zu quietschen, während der Wind draußen zunahm. Ganz gleich, wo man ist, überall verändert sich mit Einsetzen der Dämmerung die Luft. Manchmal wird sie weich und süßlich, oder sie pfeift gerade genug, dass man froh ist, drinnen in eine Decke gekuschelt zu sein.
    Wenn etwas Böses kam, war es anders – wie ein Stöhnen, nur mit großen gläsernen Zähnen.
    Heute Abend klang der Wind genau so. Ich hatte gehofft, dass Dad bald nach Hause käme. Nachdem ich ausgetrunken hatte, angelte ich in meiner Tasche nach Stift und Papier und fing an zu zeichnen. Die langen Wellenlinien wurden zu einer schnörkeligen Iris, eine der Lieblingsblumen von Gran. Ich ließ mich ganz davon gefangen nehmen, arbeitete die unterschiedlichen Blütenstrukturen mit Schattierungen heraus, stellte mir die Farben vor – leuchtendes Violett, Schneeweiß, das Grün der Stengel. Ich hatte schon viele Iris gezeichnet, besonders nachdem Mom gestorben war und Gran mir Papier und Stifte gegeben hatte, damit ich beschäftigt war, solange sie in ihrer Hütte zu tun hatte.
    Dachte ich an die Zeit unmittelbar nach Moms Tod zurück, als Dad das erste Mal verschwunden war, mischte sich der Geruch von Papier mit dem Geräusch von Gran, die etwas schrubbte – sie putzte immerzu –, und dem Gefühl des Bleistifts in meiner Hand. Gran wischte dauernd die Böden mit Weißdornwasser oder putzte die Fenster, sobald sie nicht mit den Tonnen Arbeit befasst war, die nötig waren, damit der Alltag in der Hütte funktionierte. Wie etwa das Eiereinsammeln oder das Schweinefüttern oder das Holzspalten. Bis heute konnte ich an keinem Haus vorbeigehen, ohne nach dem besten Platz für einen Holzstapel zu gucken, und ich drehte Eier immer noch einmal im Uhrzeigersinn auf der Arbeitsplatte, bevor ich sie aufschlug.
    Jedenfalls schaffte Gran es, die Hütte mit ihren abenteuerlichen Putz- und Wischmitteln blitzsauber zu halten – mit Weißdorn, Vogelbeere, Eberesche und manchmal auch Schafgarbe und Lavendel. Bärlauchbüschel und Zwiebelstränge hingen überall, und Gran saß bis spät in die Nacht an ihrem Spinnrad, so dass das Pochen und Surren in meiner Brust vibrierte, während ich mich in den Schlaf heulte, weil ich Dad vermisste, meine Mom wiederhaben wollte, ängstlich und einsam war und nichts verstand.
    Was verstand eine Fünfjährige von »tot«? Oder »für immer«? Oder auch bloß von »bin bald zurück«?
    Inzwischen war es richtig Nacht. Die Uhr blinkte weiter und weiter. Ein paarmal stand ich auf, um ins Bad zu gehen, wohin ich den Quilt mitnahm. Einmal ging ich nach unten, wo ich mir noch eine Cola mit Beam mixte. Dad würde mir einen Vortrag halten – wahrscheinlich den über Verantwortungsbewusstsein und Erwachsenwerden und dass ich mit meinem Benehmen weder dem einen noch dem anderen nahe kam –, sollte er je mitbekommen, dass ich
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