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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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Gesichter aussahen, wenn sie auf den Boden trafen. Nicht zu vergessen dieser Dorfladen weit draußen an einer Landstraße bei Port Arthur, wo die Frau in ihrem Schaukelstuhl auf der Veranda hockte und alles, was man brauchte, schon in einer Papiertüte neben sich hatte. Dort tanzte und blinkte der Staub an dem einzigen Fenster sogar nachts. Solche Orte gab es überall, an denen man Dinge kaufen konnte, die es eigentlich nicht gab oder geben sollte.
    Falls man denn bezahlen wollte, was nicht zwangsläufig Geld beinhaltete. Meistens zahlte man mit Informationen. Und manchmal mit etwas weniger Greifbarem wie Gefälligkeiten oder Erinnerungen.
    Sogar mit Seelen.
    Vielleicht konnte ich allein ein bisschen auskundschaften und eine Stelle auftun, an der Dad nachhaken konnte. Die Bars, in denen die Echtwelt verkehrte, waren vor der normalen Welt verborgen, aber mir fielen sie auf wie bunte Hunde. Ich glaubte, schuld daran war, dass Gran dauernd »Was ist auf dem Tisch?« gespielt hatte – dieses Spiel, bei dem man die Augen zumachte und sich an alles zu erinnern versuchte, was sie zum Mittag- oder Abendessen, zum Einkochen oder Nähen hingestellt hatte.
    Jedenfalls erschien mir das verlockender, als mich mit demselben Mist abzugeben, mit dem sich jeder in meinem Alter abgeben musste. Also drehte ich mich um und marschierte in die entgegengesetzte Richtung, auf die großen Türen zu, die zum Fußballplatz und Baseball-Feld führten. Ich konnte quer über die Sportplätze durch die Begrünung dahinter verschwinden. Foley war eine der Schulen mit offenem Campus, was inzwischen eine Seltenheit war. Ich hatte ja den zweiten Zwanziger, der reichte, um mich in ein Café oder einen Coffee-Shop zu setzen. Dort ging mir niemand auf die Nerven, solange ich mein ernstes Gesicht aufsetzte, abwartete und dem Kribbeln meiner Eingebung folgte.
    Die Kälte draußen malträtierte meine ohnehin schon brennenden Wangen. Es roch immer noch metallen, so wie es schmeckt, wenn man Pennys lutscht. Ich hielt den Kopf gesenkt, während ich ging. Meine Stiefel knarrten auf dem gefrorenen Gras, und sofort lief mir die Nase.
    Was für glorreiche Möglichkeiten sich eröffnen! Du kannst die Schule schwänzen und dir den Arsch abfrieren, oder du gehst wieder rein, wo es warm ist, und langweilst dir einen Ausschlag an die Backe.
    »Hey! Hey, du!«
    Ich ignorierte die Stimme und wischte mir die Nase mit dem Ärmel meiner Sweatshirtjacke ab. Schritte knirschten hinter mir. Bewusst zog ich die Schultern nicht ein, denn damit verriet man hundertprozentig, dass man den anderen gehört hatte. Falls es ein Lehrer war, musste ich mit einem guten Grund aufwarten, was ich hier draußen tat, also fing ich schon einmal an, meinen kreativen Lügenmuskel zu dehnen.
    Das sollten die unterrichten. Aber welcher Lehrer? Damit könnte ich sicher meinen Notenschnitt heben.
    »Hey! Anderson!« Die Stimme war zu jung für einen Lehrer. Und sie klang männlich.
    Verflucht! Das war ja wieder klar. Normalerweise lassen mich die Rüpel in Ruhe, aber sicher konnte ich natürlich nicht sein. Ich stemmte meine Fersen in den Kies und drehte mich um. Als ich den Kopf hob, fiel mir das Haar über die Augen, obwohl ich es größtenteils unter die Kapuze gestopft hatte.
    Es war der halbasiatische Gothic, der in amerikanischer Geschichte vor mir saß.
    Er war zu groß, und der lange schwarze Mantel schlackerte um ihn herum, als er abrupt stehen blieb. Seinen Mantelkragen hatte er wieder ganz nach oben geklappt, und in der Kälte leuchteten seine Wangen und die Nasenspitze kirschrot unter seinem schwarzgefärbten Haar. Er war außer Atem, so dass seine Brust sich in dem Black-Sabbath-T-Shirt hob und senkte, während er mich durch den zu langen Pony ansah. Seine Augen waren von einem seltsamen Blassgrün, aber sein Haar verhinderte, dass sie öfter als nur gelegentlich durch die Strähnen linsten. In ein paar Jahren wäre er bestimmt ein echter Hingucker, mit diesen Augen und dem dicken welligen Haar.
    Im Moment allerdings befand er sich in jener bizarren Übergangsstufe, in der Jungen wirken, als hätte man jeden Teil von ihnen aus einer anderen Katalogabteilung ausgesucht. Armer Kerl!
    Ich wartete. Schließlich kam er wieder zu Atem. »Willst du eine Zigarette?«
    »Nein.« O Gott, nein! Er besaß diese Art Babygesicht, das die meisten Jungen im Spiegel anfluchten und das im offenen Krieg mit der Nase und den Wangenknochen lag. Mit solch einem Gesicht waren manche Halbasiaten ihr Leben
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