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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe
Autoren: Alexander Kent
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Wetterverschlechterung.« Es war seine Pflicht, sich um Schiff und Segel zu kümmern, aber an seiner Stimme konnte man erkennen, daß er in Gedanken weit weg war, noch immer nach seinem Feinde suchte. »Enter auf und überprüf’ die Leesegelbäume, dann sag Mr. Pyke, daß wir bald reffen müssen.« Er blickte zu dem prall gefüllten Toppsegel auf, zu den vibrierenden Wanten und Stagen, die mit zornigem Brummen auf den Ansturm des Windes reagierten.
    Dancer war ebenfalls an Deck gekommen, er wirkte blaß und zerzaust. »Ich gehe nach oben, Sir!«
    Hugh lächelte müde. »Immer noch diese Höhenangst, Richard?« Die Brüder blickten sich an, und Dancer, der nur den einen von ihnen genauer kannte, hatte das Gefühl, daß die beiden sich jetzt näher waren als seit langem.
    Während Dancer im Luvwant auf enterte, sagte Bolitho: »Ich bin froh, daß du mich auf die Avenge r geholt hast.« Dann wandte er sich ab, verwirrt darüber, daß es so schwierig war, etwas Derartiges auszusprechen.
    Hugh nickte langsam. »Auf der alten Gorgo n beneiden sie euch wahrscheinlich und stellen sich vor, daß ihr vergnügt an einer reichgedeckten Tafel sitzt. Wenn sie wüßten…«
    Er blickte auf, offensichtlich erregt, als Dancer von oben rief: »An Deck! Segel in Luv Voraus!«
    Noch während sein Schrei verhallte, erklangen von der Back acht Glasen. Sie waren also die ganze Zeit hinter dem anderen Schiff hergefahren, ohne es zu sehen. Es konnte nur die Virag o sein, mußte sie sein. Noch ein paar Minuten, und die Avenge r hätte abgedreht und ihrem Gegner erlaubt, für immer zu verschwinden. Pyke und Truscott, der Stückmeister, kamen nach achtern gerannt, das Haar naß vom Spritzwasser, ihre Gestalten in so schrägem Winkel zum Deck, daß sie wie betrunken wirkten.
    Pyke rief: »Ich gehe nach oben, Sir, um festzustellen, ob sie es ist!« Er fletschte die Zähne, als wolle er zeigen, daß dies seine persönliche Angelegenheit sei, die er mit ke inem anderen teilen wollte.
    Hugh Bolitho reichte seinen Hut einem der Seeleute und knurrte: »Nein, ich gehe selbst.«
    Schweigend warteten sie. Wäre Dancer nicht aufgeentert, so wären sie jetzt nach Plymouth gesegelt, ohne etwas von der Anwesenheit der Virag o zu ahnen. Hugh Bolitho stieg mit Rockschößen, die wie ein Doppelwimpel um seine weiße Kniehose wehten, rasch nach oben. Er hielt nur einmal kurz an, als er den Fähnrich passierte, und enterte dann weiter auf, bis er fast in Regen und Dunst verschwand. Al s er die Toppsegelrah erreicht hatte, blieb er stehen, die Arme um den wild vibrierenden Mast geschlungen, und hielt Ausschau.
    Nach zwei Minuten war er wieder unten an Deck und erklärte mit ausdruckslosem Gesicht: »Es ist die Virago , daran besteht kein Zweifel. Zwei Masten, ketchgetakelt, unter Vollzeug.« Lediglich seine Augen zeigten Leben, sie glühten wie feurige Kohlen, als er jetzt seine Gedanken aussprach. »Sie hat natürlich den Windvorteil, aber das macht nichts.« Er trat an den Kompaß, dann musterte er sorgfältig jedes Segel. »Setzen Sie den Klüver, Mr. Pyke, danach schicken Sie die Leute nach oben und lassen die Leesegelbäume ausbringen. Mit den Leesegeln können wir sogar diese Schaluppe aussegeln.« Seine Augen blitzten, als er scharf hinzufügte: »Oder ich ziehe jemandem das Fell über die Ohren!« Dancer wurde wieder an Deck beordert und ein erfahrener Seemann nach oben geschickt, um seinen Platz einzunehmen. Als Dancer naß und atemlos an Deck erschien, rief er aus: »Das Glück hat sich gewendet, Sir!«
    Hugh Bolitho biß die Zähne zusammen. »Wir brauchen heute vor allem Geschicklichkeit und Können, Mr. Dancer. Aber ich garantiere Ihnen, auch das Glück werde ich nicht mehr aus den Händen lassen!«
    Die Avenge r reagierte sofort auf den vermehrten Segeldruck. Wie riesige, abstehende Ohren ragten die Leesegel auf beiden Seiten weit über die Bordwand hinaus, und die gewaltige Segelpyramide donnerte unter dem ungeheuren Winddruck. Stampfend erkämpfte sich der Kutter seinen Weg durch Brecher und Wellentäler.
    Für Bolitho war es ein seltsames Gefühl, beinahe furchterregend. Aber Mast, Rahen und Tauwerk hielten dem Druck stand. Die See schoß in breiten Bahnen über die Luvreling, aber noch war die Virag o von Deck aus nicht zu erkennen; nach Dancers Beschreibung war auch aus dem Mast nicht viel von ihr zu sehen. Ihr Rumpf war durch Gischt und Dunst verdeckt, während ihre Segel wie körperlose Flossen in der Luft schwebten, nur für einen
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