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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe
Autoren: Alexander Kent
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scharfäugigen Ausguck zu entdecken.
    Bolitho hielt es für unwahrscheinlich, daß Vyvyan oder sein Kapitän überhaupt an die Möglichkeit dachten, daß sie verfolgt wurden, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Vyvyan wußte wahrscheinlich mehr über die örtlichen Schiffsbewegungen als sogar die Admiralität. Sicher malte er sich aus, daß die Avenger gemütlich im Hafen läge, oder daß ihr Kommandant bereits mit ihr auf dem Weg nach Plymouth sei, zu seinem wutschnaubenden Admiral.
    Wahrscheinlich feierten sie jetzt dort vorn auf der Virago Weihnachten, den Sieg über des Königs Autorität und den Gewinn der ungeheuren Beute, von deren Ausmaßen Bolitho sich nicht einmal eine Vorstellung machen konnte.
    Warum auch sollten sie nicht feiern? Vyvyan hatte all seine Schachzüge gewonnen. Jetzt umschiffte er gerade das gefährliche Kap Lizard, kam bald frei von den Scilly-Inseln und konnte dann in der unermeßlichen Weite des Atlantik verschwinden.
    Bolitho hörte Truscott fragen: »Was für eine Bestückung wird sie wohl haben, Sir?«
    Hugh Bolithos Antwort klang abwesend. Er prüfte nochmals kritisch die Segelstellung, suchte nach einem möglichen Schwachpunkt.
    »Normalerweise dieselbe wie wir. Ich fürchte aber, Sir Henry Vyvyan wird noch ein paar Überraschungen für uns bereithalten, also seien Sie auf der Hut, Mr. Truscott. Ich möchte nicht, daß Sie blindlings darauflos schießen. Jeder Schuß muß sitzen!« Sein Ton wurde härter. »Dies ist kein gewöhnlicher Kampf, sondern eine Ehrensache.«
    Bolitho hörte seine Worte. Sie klangen, als ginge es wieder in ein Duell, als wäre es eine Angelegenheit, die nur auf diese Weise zu bereinigen war. Vielleicht hatte er diesmal recht damit.
    Gloag rief: »Der Regen zieht ab, Sir!«
    Der Unterschied war noch kaum festzustellen, dachte Bolitho. Es hing nur mehr Gischt in der Luft als Regen. Da die Pumpen die ganze Zeit über in Betrieb waren, nahm er an, daß eine ziemlich große Menge Seewasser eingedrungen war.
    Es herrschte jetzt eine andere Beleuchtung. Die Sonne war es noch nicht, und doch schienen die Wogenkämme heller, die tiefen Wellentäler weniger grau.
    Der Rudergänger meldete: »Westsüdwest liegt an, Sir!«
    Bolitho hielt den Atem an. Trotz der Windstärke hatte Gloag es fertiggebracht, noch drei volle Strich höherzugehen. Jedes Segel und jede Spier knarrte und zitterte, als tobte schon jetzt eine Schlacht.
    Hugh Bolitho sah das Staunen in seines Bruders Gesicht und nickte ihm kurz zu.
    »Wie ich dir sagte, Richard. Sie läßt sich glänzend manövrieren.« Ein Schrei vom Ausguck beendete ihre Unterhaltung. »An Deck! Schiff in Lee voraus!«
    Peploe, der Segelmacher, der mit seinen Maaten Reservetuch auf dem Achterdeck bereithielt für den Fall, daß eins der Segel aus den Lieken fliegen sollte, blickte Gloag an und grinste: »Wir haben den Schweinehund! Jetzt stehen wir in Luv!«
    Der Ausguck rief: »Sie haben uns gesichtet!«
    Alle starrten fasziniert auf das andere Schiff, das aus dem weichenden Regen und Dunst wie eine Erscheinung hervortrat. Es zog elegant durchs Wasser, ein langer, weißer Bart aus Schaum reichte vom Vorsteven bis weit nach achtern.
    Irgend jemand keuchte erschrocken, als eine Rauchfahne vom Achterdeck der Virag o aufstieg. Bevor sie sich verzogen hatte, durchschlug eine Kugel die Takelage der Avenger . Sie riß große Löcher in Großsegel und Steuerbord-Leesegel.
    »Bei Gott, der alte Fuchs ist wachsam!« Hugh wandte sich um und folgte mit den Augen dem weiteren Weg der Kugel über die Wellenkämme.
    Dann trat er an die Leereling und richtete sein Teleskop auf den Gegner. »Laden und Ausfahren! Für einen Warnschuß besteht kein Anlaß mehr. Der ist schon von seiner Seite erfolgt!« Er überließ Truscott die kleine Breitseite der Avenge r und fügte ruhiger hinzu: »Das war ein beachtliches Kaliber, mindestens Neunpfünder. Möglicherweise hat er die an Bord schaffen lassen, weil er mit so einem Zwischenfall rechnete.«
    Ein weiterer Knall ertönte, und eine Kugel heulte dicht an der Heckreling vorbei und peitschte eine Wassersäule über das Achterdeck.
    Hugh sagte ärgerlich: »Lassen Sie die Flagge setzen.«
    Der Stückmeister zeigte klar vom Vordeck: »Alle Geschütze geladen und ausgefahren!« Bei dieser Schlagseite war es leicht, die Sechspfünder an ihre Stückpforten heranzufahren, weniger leicht jedoch, mit Genauigkeit zu feuern. Die See reichte bis wenige Zoll unterhalb der Pforten, und bei jedem Überholen wurden
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