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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition)
Autoren: John Niven
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bloß stillschweigend dafür, dass man nie wieder ein Angebot bekam, wenn er auch nur den geringsten Einfluss darauf hatte. In einer Stadt, die von Einfluss lebte – und zwar auf Pump –, war das die pure Macht. Spengler hatte Beziehungen. Echte Beziehungen.
    »Danny«, rief Braden durch die geöffnete Tür, »kannst du mich mit dem Büro von Scott Spengler verbinden?« Er blickte auf seine Uhr. »Und finde bitte raus, wo zum Teufel Kennedy steckt.« Im Vorzimmer stürzte sich Danny – zweiundzwanzig und Absolvent der UCLA -Filmhochschule – aufs Telefon.
    Braden schwang seine abgenutzten Adidas-Sneaker auf den Schreibtisch – Agenten trugen Anzug, Manager Jeans und Turnschuhe – und begann, ein halbes Dutzend Papierstapel zu durchforsten: Kennedys aktuelle Projekte. Neben ihm auf dem Schreibtisch lagen einige Schreiben der Steuerbehörde und ein Bericht von Kennedys Vermögensberater, Craig Baumgarten, der jetzt gerade im Konferenzraum am Ende des Flurs saß und dort wartete. In Bradens Kopf rotierte ein Rolodex voll mit den Namen der Produzenten, Studios und Verlagen, mit deren Aufträgen sie gerade im Verzug waren.
    Im Unterschied zu Agenten begleiten und lenken Manager die gesamte Karriere ihres Klienten. Die Aufgabe eines Agenten – in Kennedys Fall war das Jimmy Warr, der drüben im gläsernen Turm von ICT saß – beschränkt sich dagegen darauf, so viele Aufträge wie irgend möglich zu akquirieren. Neben Childs und Warr beschäftigte Kennedy auch noch seine britische Literaturagentin Connie Blatt sowie Stropson & Myers, seine britische Film- und TV-Agentur. Mit Craig Baumgarten von Baumgarten, Finch & Strunk (Vermögens- und Steuerberater) und Bernie Wigram (Rechtsberatung) war das Team, das Kennedy Marrs Karriere plante und optimierte, schließlich komplett.
    »Jenny von Scotts Büro auf Leitung zwei«, rief Danny durch die Tür. Braden löste den Blick von einem Romanmanuskript mit dem Titel Unbetitelt , das direkt unter einem Manuskript mit dem Titel Unvollendet lag, nahm den Hörer ab und drückte auf die grün blinkende Taste.
    »Hallo, Jenny.«
    »Hallo, Braden. Ich habe hier Scott für dich, aus Australien.«
    »Alles klar.«
    Der große Scott Spengler persönlich, direkt aus dem australischen Busch, wo er gerade einen Film mit Tom und Scarlett drehte. Wer in Hollywood wirklich was zu sagen hatte, der rief einen zurück. Nur ein Gernegroß ließ einen auflaufen – das hatte man schnell raus. »Braden.«
    »Hallo, Scott. Entschuldige, dass ich deinen Anruf von heute Morgen verpasst habe. Wie läuft’s denn da unten?«
    »Bestens. Pass auf …« Noch so etwas, das die großen Tiere auszeichnete: kein Smalltalk. »… Michael möchte sich mit Kennedy treffen.«
    »In Ordnung.«
    »Er ist Fan. Möchte bloß mal Hallo sagen.«
    »Klasse.« Michael Curzon war sechsundzwanzig und einer der Hauptdarsteller in Spenglers neuestem Film, für den Kennedy das Drehbuch geschrieben hatte. Curzon war angesagt. Auf dem Sprung nach oben. Aber noch kein richtiger Superstar.
    »Jenny wird mit dir einen Termin für ein Dinner vereinbaren.«
    »Gerne. Ich werde mit Kennedy sprechen, wenn ich ihn nachher sehe.«
    »Gut. Und noch was …« Es knisterte und rauschte in der Leitung. Nach einem kurzen Augenblick absoluter Stille konnte Braden den Wind rauschen hören. Er stellte sich vor, wie Spengler vor seinem zweifelsfrei riesigen Trailer am Set auf und ab tigerte. »Julie hat heute Morgen ihren Vertrag unterzeichnet.«
    »Ich …« Heilige Scheiße.
    »Ich wollte, dass du das erfährst, bevor es morgen in der Branchenpresse steht.«
    »Das ist ja … fantastisch! Meinen Glückwunsch, Scott. Das ist … eine Riesensache.«
    »Du kannst Kennedy von mir ausrichten, dass sie ihn zu gegebener Zeit kennenlernen möchte.«
    »Was bedeutet das für dein Budget?«
    »Nach oben offen. Vielleicht hundert Millionen?«
    Braden pfiff anerkennend.
    »Ich nehme an, die Studios werden den Drehbeginn nun vorziehen wollen. Kennedy ist mit der Neufassung doch hoffentlich im Zeitplan?«
    »Selbstverständlich«, log Braden.
    »Sehr gut. Wir sprechen uns.«
    »Bis bald, Sc…« Klick.
    Braden lehnte sich zurück. Erst allmählich erschloss sich ihm die ganze Tragweite des eben Gehörten.
    Julie Teal, vermutlich der größte weibliche Star diesseits der dreißig, hatte ihre Mitwirkung an Spenglers Film zugesagt. Budget, Interesse und Erwartungen würden gleichzeitig in die Höhe schießen. Das Studio wollte mit dem Dreh früher als
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