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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition)
Autoren: John Niven
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Lieblingsschriftsteller« sei, hatte ihm jemand zur Stärkung seinen obligatorischen Mittags-Whisky-Soda gereicht. Und so weiter und so fort.
    In Bradens Büro herrschte angespannte Stille. Dann erhob sich Kennedys Manager und sagte: »Craig, bitte schildere uns die Lage.«
    »Es sieht leider wirklich übel aus. Das Finanzamt ist nicht zu Scherzen aufgelegt, was diese Steuerrückzahlung betrifft. Mr. Marr, Ihre Ausgaben sind einfach … nun ja … aber es gibt durchaus etwas, das wir unternehmen können. Ich habe einen Plan ausgearbeitet. Wenn ich ihn kurz erläutern dürfte …« Er schob ein Blatt Papier über den Tisch. Kennedy benutzte es als Bierdeckel. »Also. Die Ausgaben …«
    Wie die Räder einer stampfenden Dampflok drohten die Nullen der Ziffernkolonnen über den Rand des Blattes hinauszuschießen. Feindselig starrte Kennedy auf die Zahlen, während Baumgarten sie erläuterte: Zum einen waren da seine Unterhaltsleistungen an Vicky vorbehaltlich einer abschließenden, zweifellos deftigen Abfindung, zum anderen die Alimente für Millie und Robin drüben in England. Mit Millie und Robin in England würde er sich schon noch früh genug beschäftigen müssen. Natürlich nicht am helllichten Tag. Später, wenn über Los Angeles die scotchfarbene Glut der Dämmerung hereinbrechen und England in tiefem Schlummer versinken würde. Wenn sich Kennedy mit einem großen Glas Schnaps so viel Mut angetrunken hatte, dass er sich traute, an die beiden zu denken.
    Doch Vicky, Millie und Robin markierten erst den Auftakt der mörderischen Zahlenreihen. Es folgten die Hypothek auf sein Haus oben in den Hollywood Hills, die Autos, die Flugtickets, die irrwitzigen Restaurantrechnungen, die Urlaubsreisen, die medizinische Versorgung, die Nebenkosten, die Zeitschriften und Magazine – allein im Steuerjahr 2012 hatte er fast dreitausend Dollar für Zeitschriften und Magazine ausgegeben –, seine Anschreibekonten bei Barneys und Saks und bei Turner’s Liquor am Sunset Boulevard, der Concierge-Service, berufliche Aufwendungen für Anwälte, Berater und PR-Leute, der Limousinenservice, das Hausmädchen, die Putzfrauen und Gärtner, der Poolreiniger und nicht zu vergessen die Tatsache, dass er obendrein der Bundessteuerbehörde immer noch ganze EINS KOMMA VIER MILLIONEN DOLLAR schuldete.
    Dann endlich sagte Baumgarten: »Und das wär’s dann so weit.« Das war ja auch mehr als genug. Genug? Es war der blanke Horror .
    Als Kennedy etwas sagen wollte, gebot Braden ihm mit erhobenem Finger Einhalt. Kennedy spülte sich stattdessen den Mund mit Scotch.
    »Was die voraussichtlichen Einnahmen der kommenden zwölf Monate betrifft …«, begann Baumgarten und ratterte die nächste Aufzählung herunter. Für diverse Drehbücher, an denen Kennedy gerade arbeitete, waren bei pünktlicher Abgabe erhebliche Honorare zu erwarten. Diese rangierten zwischen einhunderttausend Dollar und der halben Million, die bei Drehbeginn von Spenglers Film ins Haus stehen würde. Außerdem gab es einen regelmäßigen, verlässlichen Fluss an Lizenzeinnahmen seiner sechs Romane – ähnlich hoch wie die Summe der beständig in ihren blassgrünen Writers-Guild-Umschlägen ins Haus flatternden Tantiemenschecks. Das war viel Geld. Pro Jahr genug, um jedem halbwegs normal tickenden Menschen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Ist das mein Problem, fragte sich Kennedy, ticke ich nicht mehr ganz richtig?
    Leider überstiegen die Ausgaben die Einnahmen mehr als deutlich.
    »Wir können nicht gleichzeitig deine Steuerschulden bezahlen und dich dein gewohntes Leben führen lassen. Das rechnet sich vorne und hinten nicht. Ende des Jahres wärst du pleite«, sagte Braden.
    »Schon kapiert«, erwiderte Kennedy, »ich bin Mr. Micawber persönlich.«
    »Gut. Ich habe Craig bereits die Kreditrahmen all deiner zusätzlichen Karten reduzieren lassen.«
    Aha, Vicky. Kennedy gab sich fassungslos. »Ohne mir vorher Bescheid zu geben?«
    »Du hast mich nie zurückgerufen. Das hier ist kein Spaß, Kennedy. Ganz egal, wie Craig und ich das angehen, am Ende wird das Geld nicht reichen.«
    Kennedy seufzte. »Was schlagt ihr also vor?«
    »Es gibt zwei mögliche Wege«, sagte Braden. »Nummer eins: Wir leisten sofort eine Anzahlung von zweihundertfünfzigtausend Dollar ans Finanzamt – was sich, wie ich fürchte, exakt mit deinen momentanen Rücklagen decken dürfte –, und du nimmst sofort die Einschnitte vor, die Craig hier vorschlägt …«
    Ein weiteres DIN-A4-Blatt kam über
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