Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition)
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
noch, zu trinken und eine Cohiba zu rauchen. Womit er den Mythos, moderne Männer seien nicht multitaskingfähig, eindeutig Lügen strafte.
    »Oh, oh, oh, mein Gott«, stöhnte Patricia in San Francisco. Wie lange konnte eine Aubergine eigentlich eine derartige Tortur überstehen? »Los, spritz mir ins Gesicht.«
    Megan hatte in New York schreiend ein bestrumpftes Bein um das Kopfende des Bettes geschlungen, Mittel- und Zeigefinger ihrer rechten Hand flatterten wie Kolibrischwingen über ihrem Schamhaar.
    » DAS FÄNDEST DU WOHL GEIL, JIM, WENN DAS HIER DEIN SCHWANZ WÄRE? «, kreischte Khloe in irgendeiner anderen Stadt, während sie sich das pinkfarbene Monster auf allen vieren ins Rektum bugsierte.
    Kennedy hatte zwei unterschiedliche Stöpsel im Ohr – über einen hörte er Patricia auf dem iPhone, über den anderen Khloe und Megan auf dem Laptop – und antwortete nur mit unpersönlichem Dirty Talk. Dabei vermied er es tunlichst, seine Gespielinnen beim Namen zu nennen. Das minimierte die Gefahr, die Damen auf die Gegenwart der jeweils anderen aufmerksam zu machen. Allerdings bedeutete dies auch, dass Kennedy mit einem Stereo-Sperrfeuer eingedeckt wurde, das immer ohrenbetäubender wurde, je mehr es an allen Fronten zur Sache ging. Panik, Verwirrung, Grunzen und Kreischen: Es klang, als wäre ein Brand in einem Kreißsaal ausgebrochen. Genau in dem Augenblick, als seine zitternden und zuckenden Beine jenen Punkt ankündigten, ab dem es kein Zurück mehr gab, tat Kennedy etwas, das sich als folgenschwerer Fehler erweisen sollte. Während er hastig nach einem Kleenex tastete, fühlte er, wie der Stöpsel des iPhone aus seinem rechten Ohr rutschte. Äußerst erpicht darauf, die Verbindung zu Patricia nicht ausgerechnet jetzt zu verlieren, wo sie so kurz davorstand, seine Theorie von der begrenzten Belastbarkeit einer Aubergine zu bestätigen, griff er nach dem Handy und hob es über seinen Kopf. Dabei rutschte ihm das Gerät aus der Hand und fiel geradewegs in das Glas mit eisgekühltem Macallan-Soda, das er auf seiner Brust balancierte. Als er sich vorbeugte, um das iPhone herauszufischen, kippte er das ganze Glas um, dessen Inhalt sich über das MacBook Air auf seinem Bauch ergoss.
    Ein paar Minuten später, als er keuchend und blinzelnd inmitten durchnässter Luxuslaken und ruinierter Technologie im Wert von mehreren Tausend Dollar saß, kam Kennedy ins Grübeln – ein reumütiges Grübeln, o ja, es war definitiv Reue im Spiel. Er nahm an, er hätte die Katastrophe womöglich vermeiden, die Situation vielleicht gerade noch retten können, wenn er nicht zeitgleich ejakuliert hätte.
    Oh Mann, dieses Internet.
    Kennedy gewann immer häufiger den Eindruck, dass sich die Kunst des Wichsens gerade auf dem Zenit, einer Art Renaissance-Hoch befand. Erst die Technologie ermöglichte es, den der Selbstbefleckung eigenen Moment elisabethanischen Theaters voll auszukosten. Früher, in der Steinzeit der Selbstbefriedung, als man noch missmutig über einer eselsohrigen, gewachsten Ausgabe von Razzle , Shaven Ravers oder Spunk buckelte, betraf der einzige potenzielle Verlust oder Schaden in der Regel ein paar verblichene Seiten oder eine abgeschriebene Socke. Wenn man sich damals einen runterholte, hatte das einen entscheidenden Vorteil, dachte Kennedy und nippte gelassen an einem frischen Cocktail, während er die zischende, ratternde Ruine seines Laptops und den Leichnam seines iPhones sezierte, es hat dich nicht um beschissene dreitausend Dollar ärmer gemacht .
    Warum tat er sich das an? Vermutlich waren die Hormone schuld. Warum hörte das zugegeben recht limitierte Bewegungsrepertoire des menschlichen Körpers niemals auf, ihn zu faszinieren? Wie viele Symphonien konnte man aus den immer gleichen zwölf Noten herauspressen? Bis zu welchem Grad würden Menschen wie Kennedy – als Schriftsteller musste er einfach daran glauben, dass es andere gab, die so waren wie er – für ein wenig Abwechslung beim Orgasmus willentlich ihr Leben ruinieren?
    Fragen, die es definitiv wert waren, ihnen nachzugehen.
    »Sie verschweigen mir etwas«, sagte Brendle.
    Vielleicht brachte es ja wirklich etwas, dem Kerl mal zuzuhören. Brendle mochte zwar ein öder, zweitklassiger Intellektueller sein, aber Kennedy würde darauf wetten, dass der gute Doktor letzte Nacht nicht in seinem eigenen Gästezimmer übernachtet hatte, weil sein Bett, sein Telefon, sein Laptop und seine Würde allesamt schwelende Opfer eines höllischen, den Kontinent
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher