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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition)
Autoren: John Niven
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verständlich machen, dass er sich aufs Fürchterlichste an der Liebe versündigt hatte und deshalb zu Recht fürchtete, sie würde ihm das am Tag der Abrechnung vorhalten? Dass er dann am tiefsten in ihrer Schuld stehen würde, wenn er sie am nötigsten brauchte und nichts anderes mehr zu bieten hatte? Und der Liebe wurden ihre Forderungen niemals verwehrt. Also öffnete man die Whiskyflasche. Zog sich das Koks rein. Warf eine Xanax oder Vicodin ein. Man schob dem Mädchen den Rock hoch und klammerte sich an die Oberleitung, so fest und so lange man eben konnte. Und man tat es wieder und wieder und wieder .
    Wie sollte er dem guten Doktor all das erklären? Kennedy seufzte. »Ach, verdammt«, sagte er. »Drauf geschissen.«

zwei
    »Ich verspreche dir, du hast es bald auf deinem Schreibtisch, Eric. Schneller, als du denkst. Ich weiß genauso gut wie du, dass es allmählich eng wird, aber Kennedy nimmt seine Verpflichtungen ernst. Er nimmt jeden einzelnen Draft ernst. Äußerst ernst. Selbst wenn es ein Polish ist. Obwohl er das Wort ›Polish‹ hasst.«
    Braden Childs, Kennedy Marrs leidgeprüfter Manager – und wirklich jeder , der mit Kennedy Marr zu tun hatte, egal ob persönlich oder beruflich, ob Putzfrau, Agent oder Exfrau, hatte das Prädikat »leidgeprüft« mehr als verdient –, lauschte hoffnungsvoll in die Stille am anderen Ende der Leitung. Wenn er diesen Text abspulte, dann tat er das längst mit der lakonischen Zuversicht von Floskeln wie »Hallo, willkommen bei Burger King, darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?«. Oder der einer erfahrenen Prostituierten, die ihrem Kunden die »Do’s« und »Dont’s« ihres Service auflistet. Früher hatte er sich gelegentlich gewundert, wie oft er das in Kennedys Namen tun musste. Inzwischen tat er es wie betäubt, fühlte sich dabei wie ein Soldat der Wehrmacht beim Rückzug durch das sowjetische Hinterland: Jeder neue Tag bescherte ihm einen neuen Albtraum.
    »Ach ja, er hasst also das Wort ›Polish‹?« Endlich: die Stimme von Eric Joffe, Produzent von Filmen wie Dämonische Mächte und Untreue Erinnerungen . »Hast du auch nur den leisesten Schimmer, wie scheißweit wir mit dem Film im Verzug sind?«
    »Du bist aufgebracht, Eric«, erwiderte Braden. »Das kann ich hören.«
    »Aufgebracht? Braden, aufgebracht war ich im April. Allmählich laufe ich Gefahr, auszuflippen. Stehe kurz davor, Amok zu laufen. Und komm mir jetzt bloß nicht mit der Writer’s Guild. Dann engagier ich nämlich einen Auftragskiller! DER DREH BEGINNT IM SEPTEMBER, UND ES GIBT IMMER NOCH KEIN VERFICKTES DREHBUCH! «
    »Freitag, Eric. Versprochen.«
    »Du hörst mir jetzt gut zu: Wenn am Freitag kein UPS-Wagen vor meinem Haus hält und mir das Drehbuch liefert, dann verklage ich dich und deinen Klienten wegen Vertragsbruchs. Auf die zweihundertfünfzigtausend Dollar, die ich diesem irischen Schwanzlutscher bei Unterzeichnung gezahlt habe, und außerdem auf Schadenersatz wegen des verzögerten Drehbeginns. Hast du mich verstanden? Das ist mein voller Ernst. Kein Scherz!«
    »Ja, ich hab dich verstanden, Eric. Freitag. Ich melde mich dann später diese Woche.«
    »Freitag!«
    Klick.
    Braden legte den Hörer auf und zeigte ihm den ausgestreckten Mittelfinger. In Wahrheit bereitete ihm Joffe keine allzu großen Sorgen. Der Typ hatte seine beste Zeit hinter sich, hatte seit Ewigkeiten keinen Hit mehr gelandet und war eigentlich nur noch im Geschäft, weil er mit Universal einen Vertrag über drei Filme abgeschlossen hatte. Joffe zog gnadenlos diese lächerliche Nummer mit dem Brüllen und Fluchen durch, wie sie Joel Silver und andere alte Säcke wohl immer noch für zeitgemäß hielten. Er wollte seinem abgehalfterten Thriller einen Hauch von Klasse verleihen, und ein Drehbuch-Polish von jemandem mit Kennedys Reputation schien das für ihn in greifbare Nähe zu rücken. Joffe zahlte eine halbe Million Dollar, bloß um mit Kennedys Namen im Vorspann eines Films zu protzen, der an den Kinokassen vermutlich nicht einen einzigen Cent einbringen würde. Als Braden in seinem Kalender allerdings die Termine des heutigen Nachmittags überflog, stolperte er über einen Namen, der ihm ernsthaft Sorgen bereitete. Große Sorgen.
    Scott Spengler.
    Die letzten vier von Spengler produzierten Filme hatten allein in den USA ganze 1,2 Milliarden Dollar eingespielt. Er war smart, er war hip, er besaß ein Gespür für kommerzielle Stoffe, und die Stars liebten ihn. Er brüllte und fluchte nicht. Er sorgte
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