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Stoppt die Hochzeit!

Stoppt die Hochzeit!

Titel: Stoppt die Hochzeit!
Autoren: Stephanie Bond
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überrascht aussah. Die Tatsache, dass der Mann es nicht gewöhnt war, unvorbereitet erwischt zu werden, machte das Bild zu etwas Besonderem, denn eine kurze Sekunde lang erschien Clay Castleberry … entblößt. Verletzlich. Zugänglich. Rückblickend hingegen war der Gesichtsausdruck nur eine Sinnestäuschung gewesen.
    Sie fühlte Trauer und Wut und Verlangen, während ihr Finger über der Löschen-Taste schwebte. Aber in der letzten Sekunde konnte sie sich nicht dazu durchringen – was sie noch mehr beunruhigte.
    Der Raum wurde in das Mondlicht des späten Abends getaucht. Die gedämpften Geräusche der schwülen Nacht drangen durch das offene Fenster – Zikaden, Nachtvögel und gelegentlich das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos. Das tiefe Brummen eines Flugzeugmotors dröhnte in der Ferne, und sie fragte sich, ob Clay schon in der Luft war. Es war wahrscheinlich, wenn sie an seinen überstürzten Rückzug vorhin dachte. Und es wäre so am besten. Sie seufzte, streckte sich auf ihrem Bett aus und drückte sich ein Kissen an die Brust.
    Sie hatte gute Gründe, glücklich zu sein. Schließlich heiratete Belle einen Mann, der sie wirklich gern hatte. Wenn sie nach Detroit zurückkehrte, musste sie sich keine Sorgen darüber machen, dass ihre Mutter allein und nicht sicher war. Sie war davon überzeugt, dass ihre Mutter das Herz am rechten Fleck hatte, und auch wenn Belles zweite Ehe keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer ersten haben würde, hatte auch sie das Recht, sich verändert zu haben.
    Schließlich, dachte Annabelle unglücklich, veränderten sich alle Frauen. Sie schloss die Augen. Hatte sie selbst sich etwa nicht verändert? War sie nicht auf der Suche nach einer Konfrontation nach Atlanta gekommen? Unfähig zu glauben, ihre Mutter hätte sich in so kurzer Zeit verlieben können? Nun konnte sie sich an die eigene Nase fassen – hatte sie doch innerhalb weniger Tage ihr Herz verloren, noch dazu an einen Mann, der sie praktisch verachtete. Oh, er hatte ihr in der Hitze eines aufgeladenen Moments ein paar Küsse gestohlen, aber nur, um zu beweisen, dass er sie kontrollieren konnte. Eine Träne lief ihr über die Wange. Er freute sich vermutlich diebisch, während er auf dem Weg zurück nach Paris in der ersten Klasse saß und darüber grinste, wie leicht er sie doch dazu gebracht hatte, seine Berührungen zu akzeptieren – sich sogar danach zu sehnen.
    Ihre Mutter hatte sich zumindest in einen Mann verliebt, der ihre Gefühle erwiderte. Sie hingegen hatte sich in einen kaltherzigen, zynischen, hinterhältigen, herablassenden Mann verliebt, der ihre Liebe nie schätzen, geschweige denn annehmen würde. Clay Castleberry hatte es mehr als deutlich gemacht: Ihre Liebe für ihn war Verschwendung. Unbegründet und unerwünscht.
    Warum konnte sie ihn also nicht aus ihrem sonst so logischen Verstand verbannen?
    Als es an der Tür klopfte, setzte sie sich auf und rieb sich die feuchten Augen. »Ja?«
    Das sanfte Gesicht ihrer Mutter erschien im Türrahmen. »Annabelle, Liebes, geht es dir gut?«
    Sie setzte ein breites Lächeln auf. »Ich hab nur ein wenig Kopfschmerzen, von der ganzen Aufregung, nehme ich an.«
    Belle kam zu ihr und nahm neben ihr auf der Bettkante Platz. »Aufregung, das trifft es. Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal in so kurzer Zeit so viel passiert ist.«
    »Hast du schon gepackt?«
    »Ja, hauptsächlich kurze Hosen und dünne Kleider. Auf Hawaii wird es noch wärmer sein als hier.« Das Lächeln ihrer Mutter war Balsam für ihr wundes Herz. »Danke, Liebes.«
    Verdutzt fragte sie: »Wofür?«
    »Dafür, dass du uns heute deinen Segen gegeben hast. Mehr als alles andere auf der Welt wünsche ich mir, dass du dich für mich freust.«
    »Das tue ich, Mom. Ich glaube, dass ihr beide, du und Martin, zusammen glücklich sein werdet.«
    Belle neigte den Kopf. »Selbst ohne Ehevertrag?«
    Sie lächelte. »Selbst ohne Ehevertrag.«
    Ihre Mutter nahm Annabelles linke Hand in ihre und betrachtete den Verlobungsring, den sie dreißig Jahre lang getragen hatte. »Ich bin froh, dass du deine Meinung über Martin geändert hast, aber ich wünschte, du könntest auch irgendwann deine Meinung über die Ehe ändern.«
    Annabelle biss sich auf die Zunge, um Tränen des Selbstmitleids zu unterdrücken. Wenn ihre Mutter nur wüsste, dass sie sich nach einem Mann verzehrte, dessen Interesse an ihr sich nur in verbotenem Fummeln äußerte. »Mutter, ich bin der Idee nicht so abgeneigt, wie du vielleicht
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