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Stoppt die Hochzeit!

Stoppt die Hochzeit!

Titel: Stoppt die Hochzeit!
Autoren: Stephanie Bond
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hereinzulassen.
    Eigenartig, aber all diese Einrichtungsgegenstände, die der Innenarchitekt so sorgfältig ausgewählt hatte, um die Wohnung gemütlicher zu machen, schienen die entgegengesetzte Wirkung zu haben. Die Ledersessel, die Tischplatten aus Granit, die Zinnstatuen – er hätte genauso gut in einem Ausstellungsraum stehen können. Hier gab es keine Familienandenken, keine Antiquitäten oder sentimentalen Nippes. Keine Fotos, außer dem von seiner Mutter in einem silbernen Rahmen auf einem Tisch im Flur – einer seiner wenigen Beiträge zur Dekoration. Diese karge Wohnung war kein Zuhause, es war die Unterkunft eines Langzeitgastes.
    Er gab dem Bedürfnis nach, weiter finster vor sich hin zu starren, während er die Post durchging – kein einziger persönlicher Brief – und schaltete den Laptop an, in der vergeblichen Hoffnung, sich in die Arbeit versenken zu können. Er stöberte durch eine Reihe wichtiger E-Mails von ungeduldigen Klienten und trat sich innerlich in den Hintern. Wäre er doch nur in Paris geblieben, dann hätte er das Geschäft mit den Investoren abschließen können, und vielleicht sogar noch ein weiteres. Viel wichtiger noch: Er wäre Annabelle Coakley nie begegnet.
    Annabelle Coakley, mit den Augen einer Löwin und den Sommersprossen auf der Nase und den Grübchen in den Wangen. Und ihren glühenden Küsse, die einen Genuss versprachen, den er noch nicht erlebt hatte. Ihr betörend schönes Gesicht, das sanft und verletzlich oder auch hochrot vor Wut sein konnte. Eine Anwältin, die für wenig Geld und noch weniger Respekt bis spät in die Nacht arbeitete. Eine liebevolle Tochter, die ihren Vater vermisste und entschlossen war, ihre Mutter zu beschützen. Er hatte sie unterschätzt und daher nicht ernst genommen, und am Ende hatte sie ihm mehr Kummer bereitet, als er ihr je hätte machen können. Eigentlich hatte er sich den Kummer selbst eingebrockt, weil er sie bei jeder Gelegenheit aufgestachelt hatte.
    Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Henry anzurufen und ihn zu bitten, Annabelles Erklärung für ihre Beziehung mit dem älteren Mann in Detroit und dem Geld, das er ihr gegeben hatte, zu überprüfen. Aber jetzt, da er Abstand zu der ganzen Situation hatte, wusste er in seinem Herzen, dass es die reine Wahrheit war. Etwas in ihrem Blick, als sie sagte: »Ich dachte, du würdest mich in Ruhe lassen, wenn du denkst, ich wäre verlobt«, hatte ihn tief getroffen.
    War er wirklich so schrecklich? Er lehnte sich in dem Stuhl zurück und rieb sich mit Zeigefinger und Daumen über die Augen. Wenn er daran dachte, wie er sie empfangen hatte, wie er sie mit Geld hatte dazu bringen wollen zu verschwinden und sie unsanft geküsst hatte, konnte er ihr keine Vorwürfe machen. Als sie nach Atlanta gekommen war, hatte sie das Schlimmste von den Castleberrys geglaubt, und sein Verhalten seither hatte ihre Meinung nur bestätigt. Obwohl seine späteren Küsse weniger bedrohlich gewesen waren, hatte sie dennoch entschlossen Abstand von ihm gehalten. Sie hatte seine Küsse geduldet – vielleicht sogar genossen –, aber sie traute ihm nicht. Respektierte ihn nicht.
    Mochte ihn nicht mal, von Liebe ganz zu schweigen.
    Er verzog das Gesicht, als sich das Wort formte, das schon seit Stunden in seinem Hirn herumgeisterte. Diese absurden Empfindungen … Schuldgefühle? Sicher. Reue? Vielleicht. Aber Liebe?
    Um ehrlich zu sein, glaube ich manchmal, dass du dich in mein Leben einmischst, um dich davon abzulenken, wie unglücklich du bist. Was für ein Unsinn. Er war total glücklich. Total. Er stand vom Schreibtisch auf und ging in die Küche, um sich ein kaltes Bier zu holen. Danach zog ihn etwas in den Flur, wo das Bild seiner Mutter auf ihn wartete, die zu ihm hoch lächelte wie der Filmstar, der sie einst gewesen war.
    Was wusste er schon von Liebe. Er hatte nur die vagen Erinnerungen an seine Mutter. Er nahm ihr Foto und betrachtete ihre Augen, während er sich wünschte, sie würde wenigstens einen kleinen Teil ihrer Weisheit in sein Herz und seinen Verstand geben.
    »Du würdest sie mögen, Mutter. Sie ist klug, schön und von mir völlig unbeeindruckt, genauso wie du es von Dad warst.«
    Sie lächelte, und er konnte sich vorstellen, wie sie ihm zustimmend zunickte.
    »Wie kann ich wissen, ob ich sie liebe?«, flüsterte er.
    Sie lächelte weiter, und plötzlich fielen ihm ihre Worte ein, als sie ihn eines Abends ins Bett gebracht hatte. Sie trug einen silberfarbenen Morgenmantel, und ihr Haar
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