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Stoppt die Hochzeit!

Stoppt die Hochzeit!

Titel: Stoppt die Hochzeit!
Autoren: Stephanie Bond
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Filmsternchen geheiratet hatte, das vierzig Jahre jünger war als er. Die Mai-Dezember-Beziehung war drei Monate lang Thema Nummer eins der Komiker der Late-Night-Shows gewesen – was auch ziemlich genau der Dauer dieser zum Scheitern verurteilten Ehe entsprach.
    Der Mann war eine Witzfigur, und sie wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, als ihre Mutter ihr gestanden hatte, dass sie mit ihm ausging. Obwohl ihre Mutter eine schöne Frau war, hatte sie der Gedanke beruhigt, dass Castleberry sich sicher bald einer deutlich Jüngeren zuwenden würde. Jetzt hätte sie sich in den Hintern treten können, dass sie die beginnende Romanze nicht schon im Keim erstickt hatte. Sie befeuchtete ihre Lippen. »Mom, lass uns heute Abend darüber reden, ja?«
    »Kannst du es dir einrichten, zur Hochzeit zu kommen?«
    Beim Gedanken, dabei zuzusehen, wie ihre gutherzige, naive, einsame Mutter gelobte, einen Playboy wie Martin Castleberry zu lieben und zu ehren, bekam Annabelle eine Gänsehaut. Belles gutes, treues Herz würde mit Füßen getreten werden, wenn er seine nächste Affäre begann, und sie hatte in den letzten zwei Jahren schon genug gelitten. Annabelle wollte ihr nicht noch mehr wehtun, also zwang sie sich zu einem fröhlichen Tonfall. »Ich werde auf jeden Fall dabei sein.«
    »Ich möchte auch, dass du meine Brautjungfer bist.«
    Annabelle verzog das Gesicht. »Natürlich.«
    »Oh, danke, Liebes! Die Feier wird im engsten Kreis stattfinden, nur einige wenige Freunde. Martin hat vorgeschlagen, dass wir uns das Ehegelübde bei Kerzenschein geben.«
    Annabelle verdrehte die Augen. »Wie … romantisch.«
    »Ich weiß, dass du wahnsinnig viel zu tun hast, also nehme ich an, dass du erst am Tag der Hochzeit herfliegen wirst?«
    Annabelle dachte an die ganzen Gerichtstermine, die in nächster Zeit anstanden. »Lass mich erst in meinen Kalender sehen, Mom. Ich melde mich dann nochmal.« Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ sie aufspringen. »Und wo wir gerade davon reden, ich muss los. Ich ruf dich später an, okay? Ich hab dich lieb.«
    Sie legte auf und lief durch den Raum. Ihr schwirrte der Kopf. Juni war ein beliebter Monat für Hochzeiten, aber niemand wusste besser als sie, dass es auch ein beliebter Monat für Scheidungen war. Vielleicht lag es an der ungewöhnlichen Hitze, die gerade herrschte, dass häusliche Streitereien an der Tagesordnung waren, aber es schien ihr, als wollten sich alle unglücklichen Frauen Detroits scheiden lassen und brauchten dazu die Hilfe ihres Büros. Bei den ganzen Fällen würde es ihr schwer fallen, ein Wochenende freizunehmen, wenn ihr ein voll bezahlter Urlaub im Paradies angeboten würde, geschweige denn, um der Eheschließung von Belle Coakley und Martin Castleberry beizuwohnen.
    Sie schüttelte den Kopf und atmete einmal lang aus. Warum in aller Welt sollte jemand in diesem Zeitalter der Wegwerfbeziehungen überhaupt heiraten wollen?
    Sie zerrte sich den Riemen ihrer übervollen Aktentasche über die Schulter, und ihr Blick fiel auf das Foto ihrer Eltern, das auf einem Regal stand. Mit zugeschnürter Kehle nahm sie den silbernen Bilderrahmen in die Hand und fuhr mit dem Finger über die lächelnden Gesichter. Wer hätte, als sie das Foto schoss, ahnen können, dass sie da zum letzten Mal zusammen sein würden?
    Ihre Eltern hatten eine gute Ehe geführt, mit altmodischen Werten und einer traditionellen Rollenverteilung – in der heutigen Gesellschaft Relikte einer vergangenen Zeit. Belle war zu Hause geblieben, hatte gekocht, geputzt, sich um den Garten gekümmert und Annabelle großgezogen. Ihr Vater hatte lang und viel in einer kleinen Anwaltskanzlei in den Außenbezirken Atlantas gearbeitet und ihnen ein solides Mittelklasseleben ermöglicht, wobei er an Wochenenden fast immer noch die Zeit fand, zu ihren Schwimmturnieren in der High School zu kommen. Nachdem Annabelle ihren Abschluss am College gemacht hatte, hatte sich ihr Vater auf die Rente gefreut, war aber kurz davor von einem Herzinfarkt aus dem Leben gerissen worden. Später fragte sie sich, ob er geahnt hatte, dass ihn seine Gesundheit im Stich lassen würde, denn bei einem ihrer letzten Ausflüge musste sie ihm etwas Eigenartiges versprechen.
    Anna, versprich mir, dass du dich um deine Mutter kümmerst, wenn mir etwas zustößt. Sie ist so verletzlich.
    Natürlich, Dad. Du weißt, darum musst du mich nicht eigens bitten.
    Als sie mit sechsundzwanzig Jahren ihren Vater verlor, hatte sie erlebt, was es hieß, wenn das Fundament
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