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Stoppt die Hochzeit!

Stoppt die Hochzeit!

Titel: Stoppt die Hochzeit!
Autoren: Stephanie Bond
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»Du weißt, was ich von der Ehe halte.«
    »Genau das meine ich. Wenn du deinen Zynismus nicht im Zaum hältst, könnte es schnell so wirken, als wolltest du sie bevormunden.«
    »Ich muss auflegen.«
    »Okay, ich versteh schon. Ich werde in Zukunft meine Meinung für mich behalten.«
    Annabelle lachte. »Das bezweifle ich.«
    »Stimmt. Aber ich wünsch dir viel Glück. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Annabelle legte auf, seufzte und sah zu den Anzeigetafeln über ihrem Kopf hoch. Mit seinen vielen Terminals und ständigen Durchsagen in allen Sprachen wirkte der Atlanta Hartsfield-Jackson International Airport auf viele Besucher überwältigend, aber das geschäftige Treiben war ihr so vertraut, dass ihr ganz warm ums Herz wurde. Trotz der Aufgabe, die vor ihr lag, hatte sie eine Schwäche für Atlanta. Sie hatte immer gedacht, sie würde nach ihrem Jurastudium hierher zurückkommen, aber der Job, den das Familiengericht von Detroit ihr angeboten hatte, hatte ihr zugesagt – insbesondere die Tatsache, dass der Staat im Gegenzug zu einem Zweijahresvertrag ihren Studentenkredit zurückbezahlen wollte. Ein Jahr hatte sie schon geschafft, eines noch vor sich.
    Am Anfang war sie von den bei Familienstreitigkeiten zu Tage tretenden Schattenseiten entsetzt gewesen, aber die gelegentlichen moralischen Siege waren den Kampf wert. Während sie sich um die Probleme anderer kümmerte, hatte sie an innerer Stärke gewonnen. Sie wies Michaelas Behauptung von sich, sie sei zynisch geworden, wenn es um Beziehungen ging – sie war nur realistisch. Statistiken logen nicht. Zum Glück hatte sie eine einfache Lösung für ihre Beziehungsprobleme gefunden: Sie hatte keine. Und sie fand jeden verdächtig, der eine führte.
    Was ihre Mutter betraf, nun … Belle litt offenbar unter einer Midlifecrisis, ausgelöst durch den Auszug ihrer Tochter und den Verlust ihres Mannes.
    Sie wandte sich in Richtung des öffentlichen Nahverkehrs, schwang sich die Laptoptasche über die Schulter und ging los. Um Geld zu sparen, wollte sie mit dem MARTA-Zug soweit nach Norden fahren, wie die Schienen seit ihrem letzten Besuch verlegt worden waren, und dann ein Taxi zu ihrem Elternhaus nehmen. Sie wollte den unerwarteten Geldsegen, der vor Kurzem über sie hereingebrochen war, für die Anzahlung auf ihr Haus und einen vernünftigen Gebrauchtwagen für ihre Mutter verwenden. Ansonsten hatte sie weiterhin nichts zu verschenken, und der kurzfristige Flug hatte eine ganz schöne Stange Geld gekostet. Sie hoffte, dass die Fluggesellschaft ihr Gepäck bald finden würde, weil sie sich keine neue Kleidung leisten konnte und die nächsten zwei Wochen nicht in ihrer Reisekleidung – bequemer Jeansoverall, rosa T-Shirt, Sandalen mit dicker Sohle – verbringen wollte.
    Frühsommerliche Hitze schlug ihr entgegen, als sie aus dem Treppenhaus und auf den Bahnsteig trat. Ein paar dunkle Strähnen hatten sich aus der Haarspange gelöst, die sie gerne an ihren freien Tagen trug, und die gespaltenen Haarspitzen kitzelten ihre Nase. Sie strich sich das Haar hinter die Ohren und setzte eine Sonnenbrille mit gelben Gläsern auf, um sich vor dem grellen Licht zu schützen, das vom Asphalt reflektiert wurde. Sonnig und h-e-i-ß.
    Sie lächelte. Willkommen in Atlanta.
    Als der Zug am Bahnsteig zum Stillstand kam, mischte sie sich in die vorwärts drängende Menge und ließ sich auf einen harten, entgegen der Fahrtrichtung gewandten Platz fallen. Die Menschen verteilten sich so auf die Sitze, dass jeder so gut es ging seine Privatsphäre wahren konnte, die Türen glitten zu, und der Zug fuhr an. Unter den Passagieren war so ziemlich alles vertreten, was die Bevölkerung zu bieten hatte, von tätowierten Collegekindern über staunende Touristen bis hin zu stoischen Berufstätigen. Sie liebte es, die Leute zu beobachten und jeder Person eine Geschichte anzudichten, die zu ihrer Körpersprache passte.
    Die kleine Brünette, die ihre wilden Kinder ignorierte, fragte sich, was aus ihrer Ehe geworden war. Das ältere Pärchen neben ihr besuchte die Enkelkinder. Und der Geschäftsmann mit dem versteinerten Gesichtsausdruck, der mit den Fingern auf seine teure Uhr trommelte, wäre lieber woanders – vielleicht bei seiner Geliebten?
    Sie blinzelte. Nein, sein Gesicht wirkte zu verbissen, als dass er auch nur ansatzweise an etwas Romantisches denken konnte. Der olivfarbene Anzug und das weiße Hemd saßen ordnungsgemäß und faltenfrei, aber der Knoten der Krawatte hing lose, und die
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