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Stoppt die Hochzeit!

Stoppt die Hochzeit!

Titel: Stoppt die Hochzeit!
Autoren: Stephanie Bond
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anderen um, als Clays dröhnende Stimme ertönte. Der Organist hämmerte ein paar falsche Töne in die Tasten, dann herrschte Stille.
    Clay stand am anderen Ende der Kirche. Er trug Reisekleidung, legere Hosen und ein Hemd. Sein Gesicht wirkte wie eine reglose Maske. Annabelles Herz schlug schneller, aber der Freude folgte Ärger, dass er eine Szene machen und seinem Vater diesen Tag verderben musste.
    Der Pfarrer betrachtete ihn über den Rand seiner Brille hinweg. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin sein Sohn«, antwortete Clay, während er auf sie zuschritt. »Und ich kann nicht mit gutem Gewissen zusehen, wie diese Hochzeit durchgeführt wird …«
    »Clay …«, setzte Martin an.
    »Ohne meinem Vater meinen Segen zu geben.«
    Annabelle atmete überrascht ein.
    Clay blieb vor Martin stehen und lächelte ihn entschuldigend an. »Wenn du ihn denn annimmst.«
    Auf Martins Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus, und er klopfte Clay auf den Rücken. »Du machst mich zu einem sehr glücklichen Mann, mein Sohn. Ich bin so froh, dass du hier bist.«
    Die Männer umarmten sich herzlich, und über die Schulter seines Vaters warf Clay ihr einen Blick zu. Sie freute sich für Vater und Sohn, aber ihre Versöhnung änderte nichts an den Vorwürfen, die er ihr gemacht hatte, oder an dem, was er von ihr hielt. Sie wandte den Blick ab, und ihre Wangen brannten unter den getrockneten Tränen.
    Als der Pfarrer mit der Zeremonie fortfuhr, versuchte sie sich auf die Worte zu konzentrieren, aber sie spürte Clays Anwesenheit so deutlich wie an dem ersten Tag im Zug vom Flughafen. Er bedrängte ihren Geist und ihren Körper. Ihr brannten die Augen, und das Atmen fiel ihr immer schwerer, aber sie vermied es, ihn auf der anderen Seite des Gangs anzusehen.
    Sie drängte den Pfarrer innerlich, sich zu beeilen, aber der Mann schien sie für das kleine Publikum entschädigen zu wollen, indem er dem glücklichen Paar viele frohe Botschaften, weise Worte und Gebete mit auf den Weg gab. Schließlich erklärte er sie zu Mann und Frau. »Sie dürfen die Braut jetzt küssen.«
    Annabelle trat einen Schritt zurück, damit der Fotograf ein schönes Bild machen konnte, und stieß mit jemandem zusammen. »Entschuldigung«, murmelte sie, und noch ehe sie sich umgedreht hatte, wusste sie instinktiv, dass es Clay war. Sie wappnete sich gegen seinen intensiven Blick und schaute auf.
    »Es war meine Schuld«, sagte er, während er sie mit seinen blauen Augen ansah. »Kannst du mir verzeihen?«
    Sie zauberte ein kleines Lachen aus dem Nichts. »Es war nur ein kleiner Stoß – nichts passiert.«
    Er presste die Lippen zusammen. »Ich meinte alles. Dieses ganze Chaos habe ich allein verursacht. Ich habe mich abscheulich verhalten, und ich würde dir keine Vorwürfe machen, wenn du nie wieder mit mir reden würdest.«
    Er wollte also, dass sie Freunde blieben oder zumindest freundlich miteinander umgingen. Ihren Eltern zuliebe, keine Frage, aber sie wollte lieber nicht so tun als ob. Je mehr Zeit sie mit Clay verbrachte, desto eher würde er bemerken, dass ihre Gefühle für ihn mehr als nur ›freundlich‹ waren. Und sie hatte sich schon genug von ihm demütigen lassen.
    »Dann sind wir uns also einig«, sagte sie leichthin. »Ich werde nicht mit dir reden, und du wirst es mir nicht vorwerfen.«
    Er zuckte zusammen. »Das habe ich verdient. Aber wenn du nicht mit mir reden willst, dann hör mir bitte zu. Es tut mir leid, dass ich an dir und deinen Beweggründen gezweifelt habe. Ich bin so sehr daran gewöhnt, von Menschen umgeben zu sein, die ihre ganz eigenen Ziele verfolgen, dass ich vergessen habe, dass es tatsächlich noch ehrliche, liebevolle Menschen auf der Welt gibt.«
    Sie schluckte schwer.
    »Ich wollte glauben, dass du zu den Dingen fähig bist, die ich dir vorgeworfen habe, weil ich einen Grund gesucht habe, das zu ignorieren, was ich für dich empfinde.«
    Ihr Herz schlug wie verrückt, aber sie verbot ihrer Fantasie, mit ihr durchzugehen. Er wollte nur, dass sie höflich miteinander umgingen. Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Bei seiner warmen, aber kräftigen Berührung vergaß sie alle Missverständnisse und abscheulichen Worte. Mit schwerem Herzen erkannte sie, dass sie jede Freundschaft annehmen würde, die er ihr anbot, und dass sie ihre Gefühle für ihn tief in ihrem Herzen verschließen würde. Vielleicht könnte sie ihn irgendwann als guten Freund betrachten. Zumindest mussten sie sich nicht als Feinde
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