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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Dessen
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für uns organisiert, eines Innenarchitekten Traum in Pink und Grün, gerade mal einen Häuserblock vom Strand entfernt. Es wimmelte dort von Plastikflamingos, sie waren einfach überall: im Garten, im Bad, als Lichterkette über dem Kamin. Kitschig, aber irgendwie nett. Davor, in Petree, einer Vorstadt von Atlanta, hatten wir in einem umgebauten Loft in einem Hochhaus gewohnt, mit lauter Junggesellen und Geschäftsleuten als Nachbarn. Moderne Möbel mit scharfen Ecken und Kanten aus Teakholz, überhaupt alles in dunklen Tönen gehalten; es war sehr still da gewesen, sehr kühl. Was mir aber vielleicht nur wegen unserer Mietwohnung davor aufgefallen war, einer Etage in einem Terrassenhaus in einer Sackgasse in Montford Falls, wo ausschließlich Familien wohnten. Auf jedem Rasenstück lagen Fahrräder herum, an den meisten Veranden flatterten dekorative Fähnchen: dicke fette Nikoläuse in der Weihnachtszeit, rubinrote Herzen am Valentinstag, Regentropfen und -bogen im Frühling. Die Gang der tratschenden Muttertiere   – sie trugen Yogahosen wie eine zweite Haut und nutzten den Gang zur Schulbushaltestelle jeden Morgen und jeden Nachmittaggern als Powerwalk-Intermezzo   – machte vom Augenblick unseres Einzugs an keinen Hehl daraus, dass sie uns genauestens im Blick behalten würde. Dad, mit seinen unregelmäßigen Arbeitszeiten, der oft erst sehr spät heimkommt, wurde von ihnen jedes Mal scheel beäugt; ich dagegen erntete mitleidige Blicke, wenn ich unsere Einkäufe ins Haus schleppte oder ganz selbsttätig die Post aus dem Briefkasten holte. Mir war längst klar, dass ich nicht mehr zu der Art Gemeinschaft gehört, die man als traditionellen Familienverband bezeichnet. Doch ihr unverhohlenes Starren bestätigte mir das immer wieder aufs Neue.
    Bei jenem ersten Umzug war alles so fremd, so ungewohnt und anders gewesen, dass ich nicht das Gefühl hatte, ich müsste meinerseits auch noch eine andere werden. Deshalb war das Einzige, was ich konkret geändert hatte, mein Vorname. »Nein, ich heiße Eliza«, korrigierte ich meinen Klassenlehrer an meinem ersten Schultag in Montford Falls. Freundlich, aber bestimmt. Und er? Blickte auf die Anwesenheitsliste, strich durch, was da stand, schrieb stattdessen »Eliza« hin. Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Es war echt erstaunlich leicht: Einfach mal eben so, in der Hektik vor Beginn der ersten Stunde und zwischen den Ankündigungen, die er uns zu machen hatte, sammelte ich die vierzehn bisherigen Jahre meines Lebens auf, rollte sie ein wie Pergamentpapier, räumte sie weg   – und war wie neugeboren. Ehe der eigentliche Unterricht überhaupt begonnen hatte.
    Was mein Vater davon hielt, weiß ich nicht genau. Als ein paar Tage später das erste Mal jemand für Eliza anrief, streckte ich zwar sofort die Hand nach dem Hörer aus, den er mir dann auch automatisch reichte. Aber er wirkte befremdet, ja verwirrt, ohne sich allerdings je dazu zu äußern. Trotzdem ahnte ich, dass er es verstand. Wir waren gemeinsamaus derselben Stadt geflohen, denselben Umständen   … Er musste von Berufs wegen der bleiben, der er war; dabei bezweifelte ich keine Sekunde lang, dass auch er, hätte er die Option gehabt, sich liebend gerne eine   – oder mehrere   – neue Identitäten ausgesucht hätte.
    Als Eliza unterschied ich mich noch nicht wesentlich von dem Mädchen davor. Ich sah meiner Mutter sehr ähnlich; sie nannte es, bei uns beiden, den »gesunden, natürlichen Mädchen-vom-Land-Look«: groß, dunkelblond, blaue Augen. Schon rein äußerlich entsprach ich daher demselben Typus wie die Mädchen, die an jeder Schule zu den Beliebten zählen. Außerdem muss man bedenken, dass ich nichts zu verlieren hatte, was mir zusätzliches Selbstbewusstsein verlieh; der Kontakt mit den Superathleten und Partyprofis fiel mir deshalb leicht. Eliza freundete sich also rasch und unkompliziert mit jeder Menge Leute an. Günstig für mich war überdies, dass jeder in Montford Falls jeden seit Urzeiten kannte; man wurde, selbst wenn man so aussah wie alle Übrigen, allein schon deshalb zur interessanten Exotin, zu jemand anderem, weil man neu in der Stadt war. Mir gefiel dieses Gefühl so gut, dass ich bei unserem nächsten Umzug, nach Petree, sogar noch einen Schritt weiter ging. Ich nannte mich Lizbet, hing mit den Balletteusen und Dramaqueens ab. Ich trug abgeschnittene Strumpfhosen, schwarze Rollkragenpullover, knallroten Lippenstift, einen Pferdeschwanz, der so straff
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