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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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Matratze fühlen können, denkt sie, wie in dem Märchen Die Prinzessin auf der Erbse .
    »Ich habe ein Messer unter meiner Matratze«, sagt Sethie.
    »Wofür?«, erwidert Janey, als wäre nichts dabei.
    »Es gefällt mir einfach. Es beruhigt mich.«
    »So wie in Vom Winde verweht ?«
    »Was?«
    »In Vom Winde verweht sagt Butterfly McQueen, ein Messer unter der Matratze würde den Schmerz halbieren.«
    Sethie denkt darüber nach. War es das, wofür sie das Messer verwenden wollte, um den Schmerz weniger werden lassen?
    Janey streckt den Arm aus, greift unter die Matratze und zieht das Messer hervor.
    »Das werde ich hiermit konfiszieren«, sagt sie. Wahrscheinlich hat Janey kapiert, wofür das Messer wirklich gedacht war, denkt Sethie.
    »Ich habe noch andere Messer. Eine ganze Küche voll«, erwidert Sethie. Nicht weil sie das Messer wiederhaben will, sondern weil sie weiß, dass Janeys Plan Lücken hat. Sie versteht nicht, wie Janey sie beschützen will.
    »Na, dann werde ich die eben auch konfiszieren«, sagt Janey, als wäre es das Einfachste der Welt, Sethie von scharfen Gegenständen fernzuhalten. Sethie nickt. Janey klingt so zuversichtlich, sie muss ihr glauben.
    Janey steht auf und steckt das Messer in ihre Tasche. Sethie ist erleichtert. Das bedeutet, Janey nimmt es mit, wenn sie geht. Dann kommt Janey wieder ins Bett gekrochen, nahe an Sethie heran. Sie langt unter die Decke und nimmt Sethies Hand. Janeys Hand, fällt Sethie auf, ist nicht kalt wie die von Shaw oder heiß wie die von Ben, sondern angenehm warm. Sethie fühlt sich wie Goldlöckchen, als es feststellt, dass der Haferbrei genau die richtige Temperatur hat.
    »Was hat er sonst noch gemacht außer deinen Genitalien Adieu zu sagen?«
    Sethie kann nicht anders, sie kichert.
    »Als ich angefangen habe zu weinen, hat er meine Tränen geküsst.«
    »Was für ein Arschloch.«
    »Ich fand es ganz süß.«
    »Genau, was er erreichen wollte. Shaw ist so ein Loser. Wenn du einem Mädchen schon das Herz brichst, dann hab wenigstens den Mumm, es auch wirklich zu tun. Aber er muss sich auch noch vormachen, dass er dich tröstet. Und das ist der Schachzug eines Arschlochs, das weißt du, oder?«
    Sethie schüttelt den Kopf.
    »Er ist ein Arschloch, Sethie. Ich verspreche dir, jeder, der diese Geschichte hört, würde dir das bestätigen.«
    »Nun, ich habe es nicht gewusst«, antwortet Sethie.
    »Hör zu, ich weiß, du bist gerade in einem schlimmen Zustand, aber ich verspreche dir, und das meine ich absolut positiv: So was passiert ununterbrochen. So ergeht es Mädchen, wenn fiese Jungs sie verletzen. Schlussmachen tut nun mal weh.«
    »Es geht mir besser, wenn du es Schlussmachen nennst. Du bist schon die Zweite, die das tut.« Die Dritte, fügt Sethie in Gedanken hinzu. Wenn sie sich selbst mitrechnet.
    »Wer denn noch?«
    »Matt. Aus deiner Klasse.«
    »Wann hast du ihn denn gesprochen?«
    »Gestern. Hier in der Nähe.«
    »Ich wette, er ist gekommen, um nach dir zu suchen. Er war immer schon in dich verknallt.«
    Sethie lächelt. Es fühlt sich gut an, die Art Mädchen zu sein, in die man sich verknallt.
    »Wie auch immer«, sagt Janey. »Wie würdest du es denn nennen, wenn nicht ›Schluss machen‹?«
    Sethie zuckt die Achseln.
    »Schluss machen tut weh«, wiederholt Janey. »Okay, dir vielleicht ein bisschen mehr als einem, na ja, normalen Mädchen, aber daran werden wir noch arbeiten.«
    »Werde ich dann normal?«, fragt Sethie leise.
    » Normal ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Normal zu sein, ist nichts Erstrebenswertes. Aber du wirst gesund.«
    »Klar«, sagt Sethie, doch Janey scheint zu merken, dass sie nicht recht daran glaubt, denn sie sagt: »Ja, Sethie, gesund. Du musst einen Ausweg aus diesem ganzen Scheiß hier finden, wir beide haben doch noch so viel Spaß vor uns. Wir gehen zusammen auf die Columbia und werden die Königinnen der Schule. Wir bleiben die ganze Nacht auf, um Arbeiten zu schreiben, für die wir eine 1+ bekommen, und die Frühlingsferien verbringen wir an irgendwelchen exotischen Orten. Wir werden in Italien studieren und Eis essen, ohne Kalorien zu zählen. Und – ein kleiner Bonus – wir haben diese Jungs, diese tollen, netten Jungs, die schon auf uns warten, wenn wir dort auftauchen.«
    »In Italien?«
    »Nein, in der Columbia.«
    Sethie hätte fast gelacht, doch dann schüttelt sie stattdessen den Kopf. Für ein paar Minuten ist es ihr gelungen, die Sache mit Ben zu vergessen, aber jetzt fällt sie ihr
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