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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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an?«
    »Ich dachte, du würdest sowieso nicht antworten. Ich meine, warum solltest du eher auf ein Klopfen reagieren als auf einen Telefonanruf?«
    Janey wirft einen Blick auf Sethies Handy, das auf dem Nachttisch neben ihrem Bett liegt. »Hast du dir auch nur eine von meinen Nachrichten angehört?«, fragt sie.
    »Ich habe sie mir alle angehört.« Sethie dreht sich auf den Rücken und starrt wieder an die Decke.
    Janey greift sich Sethies Handy und sieht einige Nachrichten, die Sethie noch nicht abgespielt hat. »Wirkt aber nicht so«, erwidert sie.
    »Die meisten habe ich mir angehört. Der Inhalt ist sowieso immer mehr oder weniger der gleiche.«
    »Ach so.«
    Sethie lügt. Eigentlich wollte sie sich Janeys neue Nachrichten heute noch anhören, allerdings erst ein bisschen später. Sie hat sie sich aufgespart.
    Sie dreht sich wieder zu Janey, um sie anzusehen. Janey bindet ihr Haar zu einem Pferdeschwanz, wobei sie das Haargummi benutzt, das sie wie ein Armband um ihr Handgelenk zu tragen pflegt. Sethie denkt daran, wie fest ihre Haarbänder um ihr eigenes Handgelenk sitzen und wie lose dieses hier um Janeys herum baumelt. Janey setzt sich in Sethies Schreibtischstuhl gegenüber vom Bett.
    »Du hast wirklich ein wunderschönes Schlüsselbein«, sagt Sethie schließlich.
    »Bitte?« Janey nimmt eine krumme Haltung ein, als würde sie versuchen, ihr Schlüsselbein zu verstecken.
    »Dein Schlüsselbein. Es steht hervor, wie ein Schlüsselbein eben hervorstehen soll, über deiner Brust. Meins steht nicht hervor, egal wie viel ich abnehme.«
    »Das hat doch nichts mit dem Gewicht zu tun. Das ist genetisch bedingt. Schätze, ich bin einfach so gebaut.«
    »Ja, das schätze ich auch«, sagt Sethie und dreht sich wieder auf den Rücken. Sie hätte es besser gefunden, wenn Janey das Kompliment einfach akzeptiert hätte. »Wo ist dein Mantel?«
    »Was?«
    »Dein Mantel, deine Mütze, dein Schal, deine Handschuhe?«
    »Im Wohnzimmer. Deine Mom hat sie mir abgenommen.«
    »Ach wirklich?«
    »Was meinst du, wie ich hier reingekommen bin?«
    »Ich dachte, ich habe die Tür vielleicht offen gelassen oder irgend so was. Ich habe ganz vergessen, dass meine Mom ja auch da ist.«
    »Sie ist da. Sie sagt, sie hat in den letzten zwei Wochen kaum das Haus verlassen. Sie ist früher aus der Arbeit gekommen, um auch ganz sicher zu Hause zu sein, wenn du aus der Schule kommst. Sie sagt, sie hat Angst, dich allein zu lassen.«
    Sethie denkt darüber nach. Eigentlich findet sie, dass es keinen Unterschied macht, ob ihre Mutter nun zu Hause ist oder nicht. So oder so bleibt Sethie hinter ihrer verschlossenen Tür.
    »Seit wann sprichst du mit meiner Mom?«
    »Sie hat mich gebeten herzukommen.«
    »Tatsächlich? Ich hatte keine Ahnung, dass sie überhaupt weiß, wer du bist.«
    »Nun, das tut sie. Und ich bin froh darüber.«
    »Warum?«
    »Weil du mich nicht zurückrufst. Und weil du mir das letzte Mal, als ich vorbeigekommen bin, nicht mal die Tür aufgemacht hast. Deine Mom lässt mich wenigstens rein.«
    »Wie hat sie dich gefunden?«
    »Sie hat meine Mom angerufen.«
    »Ich kenne deine Mom gar nicht.«
    Janey schüttelt den Kopf. »Ich deine ja auch nicht.«
    »Wo hat sie dann eure Nummer her?«
    Janey zuckt die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    »Warum hat sie dich angerufen?«
    »Sie sagte, sie macht sich Sorgen um dich. Du würdest nicht mit ihr sprechen.«
    »Es ist nicht so, dass ich nicht mit ihr spreche. Ich sehe sie nur einfach nie.«
    »Sie meint, jedes Mal, wenn sie in deine Nähe kommt, flüchtest du vor ihr. Und jedes Mal, wenn sie den Mund aufmacht, um dir etwas zu sagen, machst du die Tür hinter dir zu.«
    Sethie denkt nach. Flüchtig erinnert sie sich, ihre Mutter in den letzten paar Wochen gesehen zu haben, wie sie in der Küche oder auf dem Weg von der Eingangstür zum Schlafzimmer an ihr vorbeigegangen ist. Wenn sie so darüber nachdenkt, weiß sie auch noch, wie ihre Mutter den Mund aufgemacht hat und sie selbst schnell in ihr Zimmer gerannt ist, bevor Rebecca irgendetwas hat sagen können.
    »Sie macht sich totale Sorgen, weil du nichts isst. Sie sagt, sie habe dich vor Schulbeginn zum Mittagessen ausgeführt, um zu sehen, ob sie vielleicht überreagiert, aber du hättest kaum was zu dir genommen.«
    »Aber ich habe gegessen und gegessen.«
    »Das hat sie mir anders erzählt. Sie sagt, es war geradezu schmerzhaft, dir zuzusehen. Sie meinte, du hättest das Brot in kleine Stücke gerissen und nur die Krümel
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