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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Monica McCarty
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hatte die sanfte Wärme des späten Frühlingstages nicht die Kraft, die Kälte eines ungewöhnlich langen Winters zu vertreiben, die sich hartnäckig in den Mauern hielt, und das rauchige Aroma nach Torf von dem riesigen Kamin hinter der Hohen Tafel stieg ihr in die Nase.
    Sofort suchte Caitrinas Blick ihren Vater, um abzuschätzen,
in welcher Stimmung er sich befand. Er sah prächtig aus, wie er in seinem feinen Seidenwams an der Hohen Tafel saß. Von hier aus konnte sie seinen Teller nicht sehen, aber sie hoffte, dass er den Rat der Heilerin befolgte und die reichhaltigen französischen Speisen mied, mit denen ihn ihre Mutter vor langer Zeit bekannt gemacht hatte. Er klagte in letzter Zeit über Schmerzen in der Brust, und Caitrina machte sich Sorgen.
    Gerade wollte sie den Saal betreten, als sie die Anwesenheit einer vertrauten Person hinter sich spürte.
    »Ich glaube, du hast deine Krone vergessen.«
    Sie drehte sich um und sah in die lachenden blauen Augen ihres Bruders Niall. In gespielter Begriffsstutzigkeit hob sie das Kinn, da sie die Neckereien ihres Bruders gewohnt war. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
    Kurz musterte er ihr Kleid von oben bis unten, dann stieß er einen leisen anerkennenden Pfiff aus. »Sieh sich das einer an! Man könnte glauben, du wärst auf dem Weg nach Whitehall, um mit den verdammten Engländern bei Hofe zu verweilen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber sieh dich vor; Queen Anne hat nicht gerne Konkurrenz.«
    »Ach, halt den Mund, Niall«, erwiderte sie und gab ihm einen schwesterlichen Schubs.
    Lachend schlang er die starken Arme um sie, hob sie hoch und wirbelte sie herum. »Ach, Caitrina, du bist einfach ein hübscher Anblick, Mädchen.«
    Sie kicherte. »Lass mich runter, du überheblicher Tölpel!«
    »Überheblicher Tölpel?«, meinte er und wirbelte sie erneut herum.
    Als ihre Füße endlich wieder den Boden berührten, war sie vor Lachen ganz außer Atem, und alles drehte sich um sie. Er musste sie einen Augenblick lang festhalten, bis sie sich wieder gefangen hatte. Sie konnte nicht anders und fragte: »Niall?«
    »Ja, meine Hübsche?«
    »Stimmt eigentlich etwas mit meiner Nase nicht?«
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete er ihr Gesicht. »Warum fragst du?«
    Sie unterdrückte die Röte, die ihr in die Wangen stieg. »Ich glaube, sie sieht ein wenig schief aus.«
    Er grinste. »Soll das denn nicht so sein?«
    Als sie das Lachen in seinem Blick sah, versetzte sie ihm erneut einen Klaps. »Schuft! Ich weiß gar nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, dich etwas Ernstes zu fragen.«
    Er kniff sie leicht in die Nase und wackelte damit. »Mit deinem Näschen ist alles in Ordnung. Und nun …«, meinte er, während er den Blick wieder in den Saal richtete, »wessen unglückliches Herz wird denn heute Abend auf einem Silbertablett serviert werden?« Er deutete auf einen gutaussehenden jungen Mann, der in der Nähe der Tür saß. »Der junge MacDonald da drüben, oder vielleicht ein Graham?« Er deutete mit dem Finger durch den Saal. »Oder vielleicht soll es ein Murray sein?«
    Sie schob ihn von sich, ohne sich ein Lächeln verkneifen zu können. »Du weißt, dass ich an keinem von ihnen Interesse habe.«
    Niall zog eine Braue hoch, und seine Augen funkelten. »Nun, so wie du angezogen bist, werden sie Interesse an dir haben.«
    Caitrina scherte sich keinen Deut darum, aber unbewusst ließ sie den Blick durch den Saal schweifen, um nach ihrem unbekannten Retter zu suchen. Sie sah wieder zur Hohen Tafel, wo ihr Vater mit Malcolm zu seiner Linken saß. Rechts von ihm war ihr leerer Platz, und daneben … Der Atem stockte ihr. Er war es, dort auf einem Ehrenplatz an der Hohen Tafel. Also hatte sie recht gehabt in ihrer Annahme, dass er ein Mann von Rang und Reichtum war.
    »Niall«, mühsam kämpfte sie die plötzliche Atemlosigkeit in ihrer Stimme nieder, »wer ist dieser Mann neben Vater?«
    Nialls Gesicht verfinsterte sich, und jede Spur von Belustigung verflog. »James Campbell«, zischte er.
    Ein erstickter Laut blieb ihr in der Kehle stecken, und das Blut wich aus ihrem Gesicht. Ein Campbell. Unwillkürlich fuhr sie sich mit den Fingern entsetzt an die Lippen. Gütiger Gott, sie hatte einen Campbell geküsst !
    Caitrina wusste nicht, was schlimmer war – die Erkenntnis, dass sie die Ausgeburt des Teufels geküsst hatte …
    Oder dass es ihr gefallen hatte.
     
    Jamies Anwesenheit war unter den Feiernden nicht unbemerkt geblieben. Doch trotz des allgemein
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