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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin
Autoren: Sandra Melli
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Hand, die wie ein Zwilling der ersten aussah. Ein Gedanke öffnete diese, und heraus kam die Tracht eines grünen Eirun einschließlich Schwert, Bogen und Köcher. Mit halbwegs zufriedener Miene kleidete er sich an und legte dann die Glasfalle mit Frongs blauen Kleidern in das Geheimfach des silbernen Amuletts.
    Als Erulim über Bord sprang, reichte ihm das Wasser bis zu den Oberschenkeln. Mit einem kräftigen Ruck stieß er das Boot wieder in die Strömung zurück und wandte sich dann landeinwärts. Er hoffte, in kurzer Zeit auf die erste Festung der grünen Eroberer zu stoßen, die hier ein gutes Jahrzehnt zuvor an Land gegangen waren.
    Nach kurzer Zeit erreichte er einen Hügel und sah sich um. Etwa eine Meile weiter im Süden lagen die Ruinen einer ehemaligen Hafenstadt. Sie hatte einst zu einem kleinen blauen Reich gehört und war von den Thiliern und deren Verbündeten bereits in den ersten Tagen des Südkriegs überrannt und zerstört worden.
    In ihrer Nähe hatte er eine neue Stadt errichten lassen wollen, damit dort Nachschub aus dem Westen angelandet werden konnte. Doch auch das hatte ihm Rhondh mit dem Fluch von Rhyallun unmöglich gemacht. Der grünmagische Wall und die Toten, die ihn bewachten, schnitten die Einbruchslande, wie sie allgemein genannt wurden, nicht nur hermetisch von den Reichen weiter im Osten und Norden ab, sondern nahmen auch den Leuten von der goldenen Seite des Stromes den Mut, an der Küste der eroberten Gebiete zu landen. Daher waren die thilischen Ritter und deren Verbündete, die sich mit ihren Familien hier angesiedelt hatten, im Grunde Gefangene des besetzten Landes.
    Während Erulim kräftig ausschritt, um zu der Siedlung zu gelangen, die er von der Hügelkuppe aus ein Stück im Innenland entdeckt hatte, fragte er sich, ob Rhondh doch mehr über seine Pläne in Erfahrung gebracht hatte, als er annahm. Immerhin hatte der Evari den als Statthalter für die eroberten Gebiete vorgesehenen Fürsten Neldion von Tharalin so schwer verletzt, dass ihn nicht einmal die Kraft einer Heilerin wiederherstellen konnte. Daher hatten seine Männer den hilflosen Krüppel über den Strom gebracht. Nur wenig später hatte Rhondh diesen entsetzlichen Fluch gewebt und damit dem Siegeszug der grünen Heere ein rasches Ende gesetzt.
    Es befriedigte Erulim nur wenig, dass der Evari bei diesem Zauber sein letztes Quentchen Kraft verbraucht hatte, so dass er danach zur leichten Beute geworden war. Der grüne Wall behinderte seine Pläne und würde ihm, solange er bestand, vor Augen führen, dass es Kräfte gab, die auch er nicht beherrschen konnte.
    »Wenn T’wool fällt, ist es gleichgültig, ob der Fluch von Rhyallun weiterhin besteht oder nicht«, rief Erulim mit wegwerfender Geste aus und schritt auf die Siedlung zu.
    Es war eine Palanke, eine hölzerne Festung mit einem dreieckigen Grundriss und je einem wuchtigen Turm an den Spitzen, so wie es auf der westlichen Seite des Stromes üblich war. Die Festung hier war groß genug, um mehr als tausend Menschen Obdach zu bieten, und magische Artefakte schützten ihre hölzernen Mauern gegen Feuer und Axt.
    Es gab mehr als hundert solcher Ansiedlungen in den Einbruchslanden, doch hätte ihre Zahl um ein Vielfaches höher sein müssen. Doch nach dem Fluch von Rhyallun waren die Könige des Westens in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten kaum noch etwas getan, um diejenigen, die hier geblieben waren, zu unterstützen.
    Mittlerweile störte das Erulim nicht mehr. Zwar hatte der Südkrieg T’wool nicht so erschüttern können, wie er es gehofft hatte, doch der Stolz oder besser gesagt, der Starrsinn seines Königs würde das Land in Kürze zu Fall bringen. Zufrieden mit dieser Aussicht blieb Erulim vor dem geschlossenen Tor der Palanke stehen und setzte seine magischen Sinne ein, um zu erkunden, wie viele Leute hinter den Mauern lebten.
    Es waren weniger als halb so viel, wie er erwartet hatte. Da die Palanke das eroberte Gebiet gegen die Küste abschirmen sollte, wunderte ihn das. Verließen sich die Leute etwa nur auf ihre magischen Gerätschaften und weniger auf ihre Schwerter?
    Unterdessen hatte man drinnen den unerwarteten Besucher bemerkt und war unsicher, wie man sich verhalten sollte. Schließlich lief einer der Wächter zu seinem Kommandanten und informierte ihn.
    »Herr, ein Fremder steht vor der Tür. Dem Aussehen nach könnte es ein Eirun sein. Aber wir sind uns nicht sicher.«
    »Nicht sicher? Einen Eirun erkennt man auf tausend Schritte!« Der
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