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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin
Autoren: Sandra Melli
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Mann sah seinen Untergebenen kopfschüttelnd an, eilte selbst ans Tor und blickte hinaus.
    »Großer Tenelin , öffnet das Tor!«, rief er und griff selbst zu, so dass Erulim eintreten konnte.
    »Ehrwürdiger Herr Erulim, welch eine Freude!« Mit diesen Worten kniete er vor dem Gast nieder und senkte das Haupt.
    Erulim vollzog eine segnende Geste und musterte dabei den Mann. »Du bistThonal, nicht wahr?«
    Das Gesicht des Angesprochenen glänzte vor Freude, weil der Eirun ihn erkannt hatte. »Der bin ich, ehrwürdiger Herr Erulim. Seid willkommen in meiner Festung.«
    »Ich danke dir!« Noch während er es sagte, musterte Erulim das Innere der Palanke.
    Die Gebäude befanden sich an der Innenseite der Umfassungsmauer, während der Platz in der Mitte bis auf einen kleinen Tempel frei geblieben war. In dem Tempel befanden sich die magischen Artefakte, die diese Anlage gegen Brandpfeile, Äxte und sogar Rammböcke schützten. Selbst magisches Feuer hätte eine gewisse Stärke entwickeln müssen, um hier zu wirken. Solange sich genug Vorräte und Krieger in der Festung befanden, konnte sie sich gegen ein ganzes Heer halten.
    Dies wussten auch die Freistädter und plünderten daher lieber Stromschiffer aus, als sich an solch harten Nüssen die Zähne auszubeißen. Erulim merkte jedoch, dass es sowohl mit den Vorräten wie auch mit der Zahl der Krieger nicht zum Besten stand. Zwar lud Thonal ihn in seine eigene Halle ein, die mit viel grünem Tuch und alten Waffen an die Heimat erinnern sollte. Die Spuren des Krieges waren jedoch nicht zu übersehen, denn hinter Thonals Hochsitz hingen als makabre Trophäe die getrockneten Häute zweier Menschen an der Wand.
    Thonal bemerkte Erulims Blick und schnaubte verärgert. »Leider gibt es immer noch Feinde innerhalb des schützenden Walls. Dieses Gesindel verbirgt sich an abgelegenen Orten, überfällt unsere Herden und verwüstet unsere Felder. Keiner von uns darf sich mehr als drei Meilen von der Festung entfernen, wenn er nicht riskieren will, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden.«
    »Es gibt hier noch Ureinwohner?« Erulim wunderte sich, denn beide Seiten taten so, als wären die Menschen der eroberten Reiche entweder geflohen oder getötet worden.
    Mit säuerlicher Miene bejahte Thonal. »Es können nur wenige Tausend sein, doch das Land ist weit, und im Süden gibt es dichte Wälder, Berge und die gefürchteten Sümpfe des Lhirus, die unsereins besser nicht betreten sollte. Im Urwald von Raleon sollen sogar noch kleine Leute leben, hat man mir erzählt. Das sind ganz heimtückische Gesellen, die mit Gift und Blasrohren töten. Das hier ist ein barbarisches Land, Herr Erulim, und es wird uns schwerfallen, es ganz zu unterwerfen.«
    Thonal unterbrach seine Rede, schneuzte sich geräuschvoll und befahl dann zwei mageren Frauen, das Mahl aufzutragen und Wein zu bringen. Dann wandte er sich wieder an seinen Gast. »Ich hoffe, Ihr seid mir nicht gram, doch es ist Wein aus Steckrüben. Unsere Rebstöcke wachsen hier nicht an, und Wein aus den einheimischen Trauben können wir nicht trinken. Er ist für uns wie Gift, ebenso wie die meisten Pflanzen, die hier wachsen. Selbst das Fleisch der Wildtiere können wir nur dann essen, wenn es lange genug behandelt wird. Meistens stinkt es dann schon.«
    Erulim sah seinen Gastgeber verwundert an. »Das verstehe ich nicht. Es war doch alles vorbereitet, um dieses Gebiet zu einem guten, grünen Land zu machen!«
    Trotz seiner verwundert klingenden Worte war ihm klargeworden, dass er sich in den letzten Jahren zu wenig um die Einbruchslande gekümmert hatte.
    Thonal hob hilflos die Hände. »Es ist ein Land, das uns nicht will. Der Boden hier ist seit altersher blau, und trotz aller Bemühungen gedeiht bis auf die Steckrüben nichts von dem, was wir aus Thilion mitgebracht haben. Ihr werdet es selbst merken, wenn Euer Teller gefüllt wird. Es gibt nämlich Steckrübenbrei. Wir essen ihn morgens, mittags und abends, und dazu trinken wir Steckrübenwein – wenn wir genug davon haben, heißt das. Die Kessan, wie sich das Gesindel nennt, das auf dieser Seite vom Krieg übrig geblieben ist, zerstört oft genug unsere Felder.«
    Erulim maß ihn mit einem verständnislosen Blick. »Warum tut ihr euch nicht zusammen und beseitigt diese Kessan ein für alle Mal?«
    »Weil sie wie Wasser sind und wir sie nicht fassen können. Sie besitzen keine Häuser, die wir verbrennen, und keine Felder, die wir verwüsten können. Ihre Weiber reiten mit dem
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