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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin
Autoren: Sandra Melli
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verfügte.
    Erleichtert nahm er wahr, wie das Segel den Wind einfing und das Schiff auf die glitzernden Fluten des Großen Stromes hinaussteuerte. Lhandheralion blieb hinter ihm zurück, doch damit war er noch nicht in Sicherheit. Piraten machten diese Gewässer unsicher, und ein einzelner Mann war für sie ein leichtes Opfer. Daher holte er mehrere magische Kristalle aus seiner Tasche und wählte den aus, mit dessen Zauber er sein Schiff und sich selbst unsichtbar machen konnte. Anschließend band er die Ruderpinne fest, so dass der kleine Segler seinen Kurs hielt, und sank dann ächzend nieder.
    Der Schmerzensschrei, den er ausstieß, hallte weit über den Strom und erschreckte die Vögel im Schilf und auf den Höhen, die das Ufer säumten. Sogar die Menschen auf jenen Schiffen, die mehr als eine halbe Breite des Großen Stromes entfernt fuhren, vernahmen ihn noch und machten Abwehrgesten gegen böse Zauber.
    »Das ist der Große Fluch!«, rief ein Kapitän seinen Männern zu und steuerte sein Schiff weiter in die Mitte des Stromes, obwohl dort die Gefahr bestand, von Schiffen aus dem Westen angegriffen und aufgebracht zu werden. Doch die Angst vor dem grünen Flimmern, das im Südosten bis in den Strom hinein reichte und sich weit im Inneren des Landes verlor, war größer als die Furcht vor Versklavung oder Tod.
    Gayyad sah und hörte weder die Matrosen noch die Vögel, die über dem Strom ihre Kreise zogen und nach Fischen Ausschau hielten, die zu nahe an die Wasseroberfläche kamen. Für endlose Augenblicke fühlte er nur das alles versengende Feuer in sich und einen Schmerz, der alles übertraf, was je ein anderes Wesen hatte erleiden müssen.
    Nun begann seine Gestalt, sich zu verändern. Sein Körper und seine Gliedmaßen wurden länger und schmäler, seine Haut bekam eine deutliche blaue Maserung und gleichzeitig wuchs ihm ein langer, aber recht dünner Schlangenmenschen-Schwanz mit einem schuppenartigen Muster.
    Nun war er auch äußerlich der Gestaltwandlermagier Gayyad, aber er wusste, dass er diese Form nicht lange würde beibehalten können. Mühsam schlüpfte er aus seinen Kleidern und ließ sie auf den Boden des Seglers fallen. Während er sich in Krämpfen wand und dabei Töne von sich gab, wie selbst ein Mensch unter Folter sie nicht ausstoßen konnte, bemerkte er eine grüne Präsenz vor sich und erschrak.
    Er war zu nahe an den Wirkungsbereich des Fluches geraten, der weit im Süden in der Stadt Rhyallun seinen Anfang genommen hatte, sich als fast einhundert Meilen breites Band quer durch die Lande zog und hier im Großen Strom endete. Unter entsetzlichen Mühen kämpfte Gayyad sich auf die Beine und rang seinem vor Schmerz tobenden Gehirn einen Windzauber ab. Eine schwache Brise füllte das Segel und trieb sein Boot nach Westen. Die Strömung des gewaltigen Flusses ließ es dennoch in Richtung der grünen Barriere abdriften.
    Gayyad spürte die Unruhe, die von den dort versammelten Geistern ausging, und bei etlichen von ihnen die Gier, ihn in ihre Hände zu bekommen und sich für all das zu rächen, was er ihnen im Lauf der Jahrhunderte angetan hatte. So schwach, wie er im Augenblick war, konnte er sich auf keinen Kampf mit ihnen einlassen. Selbst im Vollbesitz seiner Kräfte hätte er es nur in höchster Not gewagt. Immerhin war mit Tharon einer der mächtigsten Magier der roten Seite an diesem Fluch gescheitert und hatte den rachsüchtigen Geistern nur mit knapper Not entkommen können.
    Während er die Ruderpinne umklammert hielt und sein Schiffchen so scharf am Wind steuerte, wie er gerade noch verantworten konnte, verfluchte Gayyad erneut den grünen Evari.
    »Ich hätte Rhondh mit eigener Hand umbringen müssen!«, schimpfte er.
    Doch er wusste genau, dass er dafür aus dem Verborgenen hätte treten und sich aller Welt als Feind des Evari offenbaren müssen. Stattdessen hatte er Rhondh zahlreiche Fallen gestellt, doch denen war der grüne Evari immer wieder entkommen.
    Zwar hatte Rhondh sich damals vehement gegen den Kriegszug ausgesprochen, den die Könige des grünen Südens begonnen hatten. Dennoch wäre Gayyad niemals auf den Gedanken gekommen, der grüne Evari würde unter Missachtung der Gesetze, die sein eigener Gott mit aufgestellt hatte, den Strom überqueren und persönlich in den Krieg eingreifen. Noch viel weniger hatte er damit gerechnet, dass Rhondh fähig sein könnte, einen solch gewaltigen Zauber wie den Fluch von Rhyallun zu sprechen.
    Ganz gelang es Gayyad nicht, die
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