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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester
Autoren: Marijke Schnyder
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nochmals darüber zu reden.
    »Ja, ja, eben«, sagte er fahrig.
    Dann straffte er seine Schultern und schaute Nore an. »Aber zurück zu Sylvia Feuerstein. Sie war zwar ein bisschen wortreicher als du. Aber du hast gut geraten.«
    »Nicht geraten!«, widersprach Nore Brand. »Heller hat’s erzählt. Wir hatten auch Zeit im Stollen. Er redet erstaunlich gern!«
    »Er musste ja lange genug schweigen«, schmunzelte Bastian Bärfuss. »Ist es nicht fast ein Glück für diesen Kerl, dass du ihm auf die Schliche gekommen bist? Endlich kann er erzählen, wie er die Welt an der Nase herumgeführt hat.«
    Bastian Bärfuss lehnte sich in seinem Sessel zurück und kaute schweigend an seiner Pfeife. »Diese schöne Sammlung sollte im Berg versteckt werden. Unter anderem natürlich. Eine tolle Ladung Raubkunst. Das also war diese Sache mit dem Trojanischen Pferd.«
    »Bis sich die hohe Politik wieder anderen Dingen zuwendet und wieder Gras über das Abkommen gewachsen ist.«
    »Welches Abkommen?«, fragte Bärfuss.
    »Das Abkommen von Washington.«
    »Ach so, ja. Diese Rückerstattungsangelegenheiten.«
    Sie lachte. »Du hast mir diese Woche selbst davon erzählt.«
    »Habe ich das? Ich werde vergesslich. Aber ich bin froh, dass das nun endlich zu Ende ist. Unglaublich, da sind mittlerweile unsere Banken sauber, das behauptet man jedenfalls«, er beugte sich über den Tisch und zwinkerte ihr zu, »und dann gelingt es einem erpresserischen Gauner, Raubkunst in einem Bergbunker mitten in unserem Land unterzubringen! Er hätte sich eine goldene Nase verdient!« Er lehnte sich wieder zurück. »Und Couperus freut sich wieder auf die Winterferien.« Er machte eine kleine Pause. »Aber da ist noch etwas. Der Chef kommt erst am Montag zurück. Er will das Wochenende in Locarno genießen. Das heißt, ich kann endlich Feierabend machen.« Er schaute sie neugierig an. »Und du, was machst du jetzt?«
    »Das Wochenende genießen. So wie alle«, lachte sie müde.
    Bastian Bärfuss nickte. »Gut. Und am Montag wirst du ihm alles berichten.«
    »Sicher.«
    »Er wird dir trotzdem einen Rüffel erteilen.«
    »Davon gehe ich immer aus«, sagte sie.
    »Ja, auch wenn du sozusagen seinen Ruf gerettet hast«, seufzte er.
    »Da gab’s nicht viel zu retten, oder?«, erwiderte sie leise.
    Bärfuss lächelte.
    Nore Brand zuckte die Schultern und erhob sich. »So, ich muss noch etwas erledigen.«
    Bärfuss hob die Augenbrauen.
    »Jetzt noch? Hast du jetzt nicht Feierabend?«
    »Doch«, sagte sie. »Sehr bald.«
    Sie verließ sein Büro und trat hinaus an die frische Luft. Sie blieb einen Moment auf der Treppe stehen und schaute zurück. Was war soeben mit Bärfuss gewesen? Ihr schien, als ob er drauf und dran gewesen war, ihr etwas Wichtiges zu sagen. Ach was. Sie schob eine Strähne aus dem Gesicht. Jetzt war Jacques an der Reihe.
     
    Sie ging über den Waisenhausplatz. Die bleiche Wintersonne schien durch die Wolken. Auf den Dächern ringsum lag Schnee. Jacques wartete vor dem Oppenheimbrunnen auf sie. Er freute sich, sie zu sehen. Er breitete seine Arme aus.
    Als er ihr Gesicht sah, ließ er die Arme sinken.
    »Was ist?«
    Sie schaute an ihm vorbei.
    »Komm, ich brauche dringend einen Spaziergang. An der Aare.«
    Das half immer irgendwie.
    »Bei dieser Kälte?«, fragte er fassungslos. »Es ist unter null Grad!«
    »Ja, erstaunt dich das? Es ist doch Winter«, sagte sie, ohne ihn dabei anzuschauen.
    »Nore, ich habe kalt und ich bin hungrig.«
    Sie drehte sich um und ging. Er eilte ihr nach.
    So gingen sie den Langmauerweg hinunter Richtung Altenbergsteg.
    Sie schwieg.
    »Nore, was ist los?«, rief er verzweifelt.
    Auf der Brücke versuchte er, sie zurückzuhalten.
    »Nore, bitte, rede mit mir!«
    Er wollte sie umarmen, doch sie wehrte ihn ab.
    Plötzlich blieb sie stehen und zog ihr Handy aus der Tasche und wedelte damit vor seinem Gesicht herum.
    »Du hast Bärfuss meine Nummer gegeben. Ich dachte, das sei unsere Nummer! Deine und meine.«
    »Versteh mich doch, Nore, ich habe mir große Sorgen gemacht. Du warst in Lebensgefahr und Bärfuss musste dich unbedingt erreichen!«
    »Aber als die Gefahr am größten war, hatten wir kein Netz!«
    Sie funkelte ihn zornig an.
    »Und inzwischen hat jeder meine Nummer! Jeder, der sie wollte!«
    Sie schob ihn wütend von sich. »In der größten Gefahr nützt ein Handy überhaupt nichts! Dann muss ich denken können und nicht telefonieren, kapiert?«
    Jacques war fassungslos.
    »Mais … Eléonore, je
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