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Stirb, Schätzchen, Stirb

Stirb, Schätzchen, Stirb

Titel: Stirb, Schätzchen, Stirb
Autoren: J. D. Robb
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Krankenakte gesehen. Sie hatten es wirklich schwer.«
    »Schließlich habe ich gelernt, zurückzuschubsen und mich selbst um mich zu kümmern.« Angewidert schob sie den Rest der süßen Limonade fort. »Könnte ich wohl einen Kaffee haben? Schwarz.«
    »Sicher, ich kümmere mich darum.« Peabody ging zur Tür und glitt lautlos aus dem Raum.
    »Das System ist einfach Scheiße«, fuhr Marnie mit ruhiger Stimme fort. »Ich verstehe wirklich nicht, weshalb Sie dafür arbeiten, schließlich hat es Ihnen dasselbe angetan wie mir.«
    Eve sah sie reglos an. »Ich habe gern alles unter Kontrolle.«
    »Ja, ja, das sehe ich. Deshalb laufen Sie mit Ihrer tollen Dienstmarke und Ihrer coolen Waffe durch die Gegend und treten den Leuten regelmäßig in den Arsch. Ich kann mir vorstellen, dass das für Sie genau das Richtige, dass das Ihre Form der Rache ist.«
    »Lassen Sie uns weiter von Ihnen reden.«
    »Das ist mein Lieblingsthema. Irgendwann hatten sie es endlich geschafft, mir meine fürchterliche Alte vom Hals zu schaffen, aber was haben sie dann gemacht? Mich bei Trudy untergebracht. Erst dachte ich noch, he, das könnte funktionieren. Hübsches Häuschen, schöne Sache, eine wohlmeinende Frau und ihr netter Sohn. Nur, dass sie noch schlimmer als meine Mutter war. Das wissen Sie.«
    »Das weiß ich, ja.«
    »Sie war stark. Ich war damals winzig, und sie war furchtbar stark. Jeden Abend - jeden verdammten Abend - hat sie mich kalt baden lassen. Als wäre das irgendein religiöses Ritual. Danach hat sie mich jeden Abend in meinem Zimmer eingesperrt. Das war mir egal, denn dort war es wenigstens ruhig, und ich hatte Zeit zum Nachdenken.«
    Peabody kam mit dem Kaffee zurück und stellte ihn vor Marnie auf den Tisch.
    »Wissen Sie, dass sie mir einmal sogar etwas unters Essen gemischt hat, um mich krank zu machen, nachdem ich ein Paar von ihren Ohrringen genommen hatte?« Marnie nippte an ihrem Kaffee und verzog angeekelt das Gesicht. »Ist schon eine ganze Weile her, seit ich zum letzten Mal auf einem Revier gesessen habe. Aber anständigen Kaffee kriegt Ihr immer noch nicht hin.«
    »Wir leiden eben in unserem Kampf gegen das Verbrechen«, antwortete Peabody ihr trocken, und Marnie stellte lachend fest: »Der war wirklich gut. Aber zurück zu mir. Als sie mich zum zweiten Mal erwischt hat, hat sie mir die Haare abgeschnitten. Ich hatte schöne Haare. Damals waren sie zwar nicht so lang wie jetzt, aber trotzdem schön.«
    Sie betastete selbstverliebt ihr Haar, bevor sie es schwungvoll über ihre Schultern warf. »Sie hat mich regelrecht geschoren, als ob ich - ich weiß nicht - eine Kriegsverbrecherin gewesen wäre. Dann hat sie der Sozialarbeiterin erzählt, ich hätte das selbst gemacht. Niemand hat irgendetwas unternommen. Da wurde mir klar, dass ich mich eines Tages selber an ihr rächen würde. Irgendwann und irgendwie. Sie hat mir die verdammten Haare abgeschnitten.«
    Eve gestattete sich einen Hauch von Mitgefühl. »Sie sind weggelaufen.«
    »Ja. Erst habe ich noch überlegt, ob ich das Haus abfackeln soll, während sie gemütlich in der Falle lag, aber das wäre nicht besonders schlau gewesen. Dann hätten sie bestimmt noch gnadenloser Jagd auf mich gemacht.«
    Eves Mitgefühl verflog. »Brandstiftung und Mord. Ja, dann hätten sie ganz sicher Jagd auf Sie gemacht.«
    »Im Grunde war es auch egal. Ich war damals schließlich noch jung und hatte jede Menge Zeit, um mich an ihr zu rächen. Trotzdem haben sie nach mir gesucht. Kommt Ihr Bullen eigentlich je auf den Gedanken, dass man jemanden einfach laufen lassen kann?« Sie schüttelte den Kopf, als gäbe sie sich selbst eine Antwort auf die Frage, und trank den nächsten Schluck Kaffee.
    »Sie sind dort weggelaufen, als Sie dreizehn waren. Das ist also ein halbes Leben her. Eine ziemlich lange Zeit, um einen Groll gegen jemanden zu hegen, finden Sie nicht auch?«
    Marnies Stimme war noch bitterer als der Kaffee. »Was nützt es einem, einen Groll zu hegen, wenn man ihn nicht aufrechterhält? Sie hat mir erzählt, ich wäre eine Hure. Wäre als Hure geboren und würde auch als Hure sterben. Ich wäre hässlich und vollkommen nutzlos. Einfach ein Nichts. Das hat sie mir jeden Tag erzählt. Sie wollte neue Möbel für ihr Wohnzimmer, also hat sie sie kaputt gemacht und gesagt, ich hätte es getan. Der Staat hat ihr einen Scheck geschickt und mir dafür das Taschengeld gestrichen. Sie hat mir das Leben fast ein Jahr lang zur Hölle gemacht.«
    »Sie haben ziemlich lange
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