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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz
Autoren: Tania Carver
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»Aber ich kann … ich kann es immer noch … so aussehen lassen, als wäre das mein Verdienst … Ich kann …«
    Er zeigte mit der Waffe auf Gärtner, dann auf Marina und Phil. Nach Marinas Worten war seine anfängliche Ruhe wie weggeblasen.
    »Schweine, ihr Schweine …«
    Seine Hände zitterten.
    »Ihr habt … ihr habt alles versaut …«
    Er kam auf sie zu. Stieg über Gärtners Leiche, ging um den umgestürzten Altar herum.
    Phil spürte eine Bewegung hinter sich. Er konnte sich aber nicht genügend konzentrieren, um herauszufinden, was es war.
    »Legen Sie … legen Sie die Waffe weg, Glass …«, murmelte er.
    »Mund halten.« Glass kam noch näher.
    »Warum fliehen Sie nicht einfach?«, schlug Marina vor. »Jetzt gleich? Wir werden nicht versuchen, Sie aufzuhalten.«
    »Ach nein? Wie großzügig von Ihnen.«
    Marina machte Anstalten, gemeinsam mit Phil vom Käfig wegzugehen.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind.« Glass richtete die Waffe auf sie. Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Entscheiden Sie sich«, sagte Marina. »Weg vom Käfig, bleiben Sie, wo Sie sind … Im Ernst, Brian, was wollen Sie denn nun? Machen Sie eine klare Ansage.«
    Er antwortete nicht.
    »Wirklich, Brian, Sie müssen schon konsequent bleiben. Ein Mann der Tat, so wie Sie. Ein geborener Anführer. Sie sollten doch wohl in der Lage sein, eine klare Anweisung zu geben und dafür zu sorgen, dass die Leute sie auch befolgen.«
    Sie machte einen Schritt auf Glass zu.
    »Ist es so richtig?«, fragte sie. »Oder soll ich lieber wieder zurückgehen?« Sie trat einen Schritt zurück. »Jetzt sagen Sie schon was, Brian, wie hätten Sie es gern?«
    Phil beobachtete ihr Treiben mit wachsender Verwunderung. Sie schien Glass absichtlich zu reizen. Wieso? Die Waffe würde sie ihm niemals entreißen können. Um ihn zu überwältigen, war sie nicht stark genug. Und Phil konnte ihr nicht helfen. War sie lebensmüde?
    Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, bekam aber keine Gelegenheit mehr dazu.
    Glass starrte Marina an. Er war verunsichert, wusste nicht, was er tun sollte, und kochte gleichzeitig vor Wut, weil sie ihn ständig unterbrach. Er merkte nicht, wie Finn sich hinter ihn schlich.
    Der Junge hatte sich durch das Loch im Käfig gezwängt. Das war die Bewegung, die Phil wahrgenommen hatte. Marina hatte Finn gesehen und sofort durchschaut, was er vorhatte. Sie hatte ihn nicht davon abgehalten.
    Finn hatte die Klinge aufgehoben, die Phil fallen gelassen hatte, und war um Glass herumgeschlichen. Der war ausschließlich auf Marina und Phil konzentriert gewesen, ganz damit beschäftigt, Marinas Verbalattacken abzuwehren. Und der Junge hatte seine Chance genutzt.
    »Also, was ist denn nun, Brian? Jetzt entscheiden Sie sich doch endlich, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »Mund halten … Halten Sie den Mund …«
    Finns Arm tauchte hinter Glass auf und bewegte sich nach vorn zu seiner Brust. Dann stieß er ihm die rasiermesserscharfe Klinge zwischen die Rippen. So tief, wie es nur ging. Mit seiner ganzen Kraft.
    Glass riss die Augen auf. Ganz von Weiß umgeben, sah seine Iris aus wie der schwarze Punkt in der Mitte einer Zielscheibe. Die Pistole glitt ihm aus den Fingern. Finn zog die Klinge heraus und stach ein zweites Mal zu. Glass zuckte. Ein drittes Mal.
    Als Glass klar wurde, was geschehen war, schrie er. Er schrie und hörte gar nicht mehr auf zu schreien.
    Marina sah Finn an. Er hatte die Klinge erhoben, um ein weiteres Mal zuzustechen.
    »Das reicht, Finn«, sagte sie mit ruhiger, besonnener Stimme.
    »Er«, wisperte Finn. »Er … er hat uns im Garten eingesperrt … er hat Mutter weh getan … und mir …«
    »Und jetzt kann er dir nie wieder weh tun. Nie wieder. Leg das Messer weg, Finn.«
    Finn tat, was Marina sagte. Ließ das Messer zu Boden fallen.
    »Gut. Und jetzt komm her zu mir.«
    Der Junge ging zu ihr. Sie nahm ihn in den Arm.
    Glass sackte zu Boden.
    Phils Blick ging von einem zum anderen. Glass. Gärtner. Marina und der Junge. Er musste wohl die Stirn gerunzelt haben.
    »So würde jede Mutter handeln«, sagte Marina, »wenn es um das Überleben ihrer Familie geht.«
    Phils Welt wurde schwarz.

VIERTER TEIL
    FRÜHLINGSERWACHEN
    132 »Wird aber auch Zeit. Wolltest du mich hier ver­sauern lassen?«
    Mickey grinste. »Ich sehe, dir geht’s schon wieder besser.«
    Anni Hepburn saß mit mehreren Kissen im Rücken und einem Stützverband um Schulter und Arm in ihrem Bett im Krankenhaus. Sie lächelte und machte, abgesehen
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