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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz
Autoren: Tania Carver
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dass sie wahr wären.
    Phil machte Anstalten, zurück in den Käfig zu klettern, musste aber schließlich aufgeben.
    »Tut mir leid, ich …«
    »Phil. Du hast viel Blut verloren«, sagte Marina. »Du wirst noch umkippen. Hier. Lass mich.«
    Sie schob ihn sanft zur Seite. Phil musste sich an den Gitterstäben festhalten, um nicht umzufallen. Er versuchte mit aller Macht, die Augen offen zu halten. Der Drang zu schlafen wurde immer mächtiger. Sein Körper wollte, dass er dem nachgab, einfach losließ. Er lief herum, blinzelte, kämpfte dagegen an.
    Und nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung am hinteren Ende des Raumes wahr.
    Er blinzelte erneut. Und erkannte, woher die Bewegung kam.
    Glass. Mit einer Pistole in der Hand.
    Phil kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder. Ich halluziniere ja schon , dachte er.
    »Weg vom Käfig«, befahl Glass.
    Nun drehte sich auch Marina um. Ihre Hände wurden still.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte sie.
    »Durch die Tür«, antwortete Glass, als wolle er einem dummen Kind einen sehr simplen Sachverhalt erklären. »Dieser Raum befindet sich direkt unterhalb der Kapelle im Hotel. Er wurde früher benutzt, um … ach, keine Ahnung. Um Königstreue vor den Puritanern zu verstecken oder was weiß ich.«
    »Und der Gärtner hat die ganze Zeit über hier gelebt«, sagte Marina.
    »Seit dem Tag, an dem der Garten notgedrungen aufgelöst wurde«, sagte Glass. »All das haben sie mir zu verdanken. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätten sie gar nicht gewusst, wohin.«
    »Sie haben ihnen dabei geholfen unterzutauchen.« Marina starrte ihn fassungslos an.
    Er antwortete mit einem kleinen feinen Lächeln: »So ist es. Ich bin zu ihnen gegangen und habe ihnen erklärt, was ihnen bevorstand. Habe ihnen einen Ausweg angeboten. Und ihnen meine Bedingungen genannt.«
    »Und die lauteten?«
    »Ich wollte aufgenommen werden. In den Kreis der Ältesten. Ich hatte nämlich schon damals das unternehmerische Potential erkannt. Es war nicht weiter schwer, sie von meinen Ansichten zu überzeugen.«
    »Das ist der Kern des Ganzen? Geld? Es ging die ganze Zeit nur ums Geld?«
    Glass hob die Schultern. »Und um Macht. Einfluss. Das Übliche.«
    »Sie haben Ihren Beruf verraten. Und sich selbst. Für das hier.«
    »Ach bitte. Was wäre denn aus mir geworden, wenn ich es nicht getan hätte? Jemand wie Don Brennan? Alt und überflüssig. Ein Nichts. Oder jemand wie er?« Er deutete auf Phil. »Nein. Die Ältesten haben mir ermöglicht, der Mensch zu werden, von dem ich immer schon wusste, dass er in mir steckte. Der Mensch, der zu sein ich bestimmt war. Sie haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Sie haben mich überhaupt erst geschaffen. Aber ich erwarte nicht, dass Sie das begreifen. Dafür ist Ihr Geist zu klein. Zu gewöhnlich. Das ist es doch, was Psychologen wie Sie tun: Sie ziehen das Großartige ins Gewöhnliche.«
    Marina wollte etwas erwidern, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Ich bin nicht hier, um über die Vergangenheit zu plaudern. Ich bin jemand, der ausschließlich an die Zukunft denkt. Vor allem an meine eigene.«
    »Meine … nicht?«, stieß Phil mühsam hervor.
    »Sie haben keine«, beschied Glass ihn. Er sah sich um. Sah Gärtner in einer Blutlache am Boden liegen. »Sie haben ihn erledigt. Gut, das erspart mir Arbeit. Natürlich kann ich nicht zulassen, dass Sie hier wieder rauskommen. Zumindest nicht lebend.«
    Phil versuchte, sich eine Erwiderung einfallen zu lassen, aber er konnte seinen Verstand nicht dazu bringen, schnell genug zu arbeiten. Dafür ergriff erneut Marina das Wort.
    »Lassen Sie es gut sein, Brian«, sagte sie. »Das Spiel ist aus. Vorbei. Sie sind am Ende.«
    »Seien Sie still«, sagte er. »Und gehen Sie vom Käfig weg. Oder ich erschieße Sie.«
    »Warum sollte ich? Das haben Sie doch ohnehin vor. Es ist vorbei, Brian. Eine Einheit der Abteilung für Organisiertes Verbrechen ist zur Lagerhalle gefahren, um Ihre Lieferung zu beschlagnahmen, die heute Abend eingetroffen ist. Mickey ist bei ihnen.« Marina sah auf ihre Armbanduhr. »Sie müssten eigentlich bald fertig sein.«
    Glass sah aus, als sei er kurz davor, in die Luft zu gehen. »Sie lügen!«
    »Sicher, Brian. Ich lüge. Ich denke mir das alles bloß aus. Ich habe mir das in meinem Kopf zusammengesponnen und erzähle es Ihnen jetzt nur, um eine Reaktion zu provozieren. So machen wir Psychologen das.«
    Glass’ Atem ging schneller. Er schaute sich hektisch um, als säße er in einer Falle.
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