Stirb für mich: Thriller

»Ich habe Isabel vor dir gewarnt, das weißt du, oder?«
    »Was hast du ihr gesagt?«, fragte Boxer, den es eiskalt durchlief bei dem Gedanken, dass er ihr sein schmutziges Geheimnis verraten haben könnte.
    D’Cruz sah es und erkannte seine Macht. »Keine Sorge«, sagte er lächelnd. »Ich habe ihr bloß erklärt, dass sie sich nicht mit einem Mann einlassen soll, dessen Probleme schlimmer sind als ihre eigenen.«
    »Ein weiteres Mal, meinst du?«, erwiderte Boxer und hasste ihn jetzt.
    D’Cruz hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. »Manchmal kann ich dich nicht leiden, Charles Boxer.«
    D’Cruz wirkte mit einem Mal lebhafter. Das Charisma war noch nicht eingeschaltet, doch in seinem Gesicht waren wieder Konturen erkennbar. Boxer hatte so was schon öfter gesehen, bei Kartenspielern, die nach einer langen Pechsträhne endlich wieder ein vielversprechendes Blatt auf der Hand hatten.
    »Weißt du, wo Chhota Tambe ist?«, fragte D’Cruz.
    »Deepak sagt, er ist in London.«
    D’Cruz stand auf, ging zurück zum Fenster, blickte, die Hände auf dem Rücken verschränkt, auf den Fluss und nickte.
    »Wenn Deepak meine Vergebung möchte, verlange ich meine eigene ›Demonstration der Aufrichtigkeit‹«, erklärte D’Cruz. »Sag ihm, wenn er Alyshia wiedersehen will, muss er Chhota Tambe töten.«

VIERUNDDREISSIG
    Mittwoch, 14. März 2012, 23.15 Uhr,
    Whitehall, London SW1
    D er COBRA -Krisenstab war mit denselben Beteiligten wieder versammelt. Natasha Radcliffe trug eine Zusammenfassung des Berichts des Sprengstoffspezialisten vor.
    »Nachdem die Röntgenaufnahmen der Batterien in Stratford erkennbare Unterschiede aufwiesen, hat das Sprengstoffkommando beschlossen, die verdächtige Batterie auszubauen und in ein geschütztes Lagerhaus zu bringen. Bei der Zerlegung stieß man auf einen kleinen Sprengkörper mit PETN -Sprengstoff, der mit einem geschlossenen Metallbehälter verbunden war, der noch nicht geöffnet wurde, der Befürchtung nach jedoch radioaktives Material enthalten könnte. Der Sprengstoff hätte gereicht, den Wagen zu zerfetzen und das radioaktive Material bei den aktuellen Wetterbedingungen in einem Bereich von etwa zehn Quadratkilometern zu verteilen. Der Sprengkörper war mit einem Zeitzünder verbunden, der auf 8.30 Uhr morgen früh eingestellt und zusätzlich mit einer Automatikabschaltung für eine Fernzündung per Handy ausgestattet war. Momentan arbeiten die Techniker an der SIM -Karte. Sie haben ihren Kommandoposten in die City verlegt und warten auf unsere Anweisungen. Simon?«
    »Die CIA hat bestätigt, dass der Metallbehälter äußerlich denen entspricht, die man im Januar bei einer Maultierkarawane von Waffenschmugglern im Norden Afghanistans gefunden hat.«
    Natasha Radcliffe wandte sich an den Commissioner der Met.
    »Alle Räume in der City mit Blick auf die Wagen sind lokalisiert und werden bis Mitternacht geräumt sein, hat man mir versichert. Ich habe Beamte am Boden und mehrere bewaffnete Sondereinsatzkommandos vor Ort für den Fall, dass jemand versucht, die Sprengkörper zu zünden.«
    »Joyce?«
    »Während des Schichtwechsels der Wachleute in der City sind Störsender unter dem Podium der Fahrzeuge montiert worden, und um Mitternacht wird das Handynetz abgeschaltet.«
    »Was hast du für ein Problem, Mervin?«
    »Die Märkte in Tokio öffnen um Mitternacht Londoner Zeit.«
    »Nach einundzwanzig Uhr sitzt kein Händler mehr an seinem Schreibtisch«, sagte Joyce Hunter. »Ich habe es überprüft.«
    »Nur noch eine Sache«, sagte Stanley. »Sie haben den Befehl zur Entschärfung der Bombe um 15.30 Uhr gegeben, und der Bericht wurde um 23.05 Uhr abgeschlossen. Das heißt, sie haben etwas mehr als sieben Stunden für eine Bombe gebraucht.«
    »Meines Wissens sollte man bei der Entschärfung einer Bombe nichts überstürzen.«
    »Aber in der City haben wir zwei Bomben und nur achteinhalb Stunden.«
    »Erstens haben sie bei der Entschärfung der Bombe in Stratford viel gelernt«, sagte Joyce Hunter. »Zweitens werden zwei Teams eingesetzt, eins für jedes Fahrzeug, und wir wissen auch noch nicht, ob sich tatsächlich in beiden Autos Sprengkörper befinden. Drittens sind die ersten vier Stunden des ersten Einsatzes für Analyse sowie Ausbau, Transport und Zerlegung der verdächtigen Batterie draufgegangen.«
    »Sie meinen also, die Bomben sind bis vier Uhr morgen früh aus der City raus?«
    »Inschallah« , sagte Hunter.
    »Gibt es Neuigkeiten über Alyshia D’Cruz?«, fragte