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Stille(r)s Schicksal

Stille(r)s Schicksal

Titel: Stille(r)s Schicksal
Autoren: Monika Kunze
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Anschuldigungen schon aus den Gerichtsverhandlungen. Das hatte er wohl verdrängt.
    Das Urteil? Er kannte es, hatte es schon bei seiner Verkündung als zu mild empfunden. Warum also las er es noch einmal?
    „ Dreieinhalb Jahre“, murmelte er vor sich hin - und es klang nicht mehr schuldbewusst, sondern eher verächtlich.
    Margot hatte plötzlich, scheinbar hellwach, zu ihm herüber geschaut.
    Verstohlen wischte sich Helmut mit seinem behaarten Handrücken über die Augen, faltete die Zeitung zusammen und stopfte sie in das Schubfach im Küchentisch.
     
     
     
     
    ENDE

***
     
     
    Personen, Handlung und Schauplätze sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.
     
     
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    oder

Immer wieder diese Sehnsucht
     
    Mitten in der Nacht beginnt, Marta, die Bettnachbarin von Martina, ein Lied zu singen. Das klingt in Martinas Ohren nach Lebenslust und Freude. Aber ist so etwas ( in einer Psychiatrie?) überhaupt angebracht? Immerhin sind sie ja beide wegen eines Suizidversuchs hier. Und nun singt diese Oma? Das verstehe, wer will. Doch Marta, inzwischen vertraut mit der Lebensgeschichte ihrer Bettnachbarin, weiß schon, was sie tut. Sie meint es gut und spielt für Martina ein wenig Schicksal. Zugegeben: So ganz mit rechten Dingen geht es dabei nicht zu ...
    *
    Leseprobe:

    Jedes Mal, wenn sich Martina Knittel an die Tage vor ihrer
Einlieferung
erinnerte
,
kam ihr diese Szene in den Sinn: Zwei Frauen stehen im Hochhaus vor dem Fahrstuhl und unterhalten sich.
    „ Mit der stimmt etwas nicht! Das habe ich schon immer gewusst“, sagte die eine, sehr junge Stimme. Die andere, etwas ältere, wagt einen Einwand: „Stimmt schon irgendwie, aber …“
    Die Worte der einen prasselten schnell und hart wie Schläge auf Martina ein, ließen sie auch nach Jahren noch zusammenzucken, sobald sie daran dachte. Das kleine "aber" bei den Worten der zweiten milderte die Härte der ersten ein wenig.
    Sie kannte die junge Frau nur vom Sehen. Sie grüßten einander, wenn sie sich im Treppenhaus begegneten. Jung wirkte die Frau und freundlich, vielleicht auch dank ihrer hellen, fast kindlichen Stimme.
    An jenem Tag aber empfand Martina die Dissonanz zwischen der Stimme und den Worten fast schmerzhaft.
    Die andere, etwas dunklere und auch weichere, schien durchaus etwas Mitgefühl zu signalisieren. Vielleicht würde diese Ältere ja noch weiter sprechen, dachte Martina hoffnungsvoll. Für einen Moment blieb sie also stehen und lauschte. Und sie schämte sich sofort, als es ihr bewusst wurde. Der Lauscher an der Wand ... fiel ihr ein altes geflügeltes Wort ein und machte alles nur noch schlimmer.
    Doch das kleine Fünkchen Hoffnung erlosch so schnell wie es aufgeglüht war: Nach dem Aber blieb alles still. Die beiden Frauen hatten wohl bemerkt, dass jemand kam?
    Als Martina um die Ecke bog, kreuzten sich ihre Blicke. Die Ältere sah zu Boden, die Augen der Jungen blitzten verächtlich auf, die Lippen spöttisch gekräuselt.
    Martinas Vermutung wurde zur Gewissheit: Es war tatsächlich um sie gegangen. Sie blieb stehen, unfähig, auch nur noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie kam sich vor wie eine Angeklagte, die in demütiger Haltung ihre Urteilsverkündung vom Hohen Gericht entgegen zu nehmen hatte.
    Etwas Bitteres stieg ihr aus dem Magen, über die Speiseröhre in die Kehle hinauf, etwas, für das sie in ihrer Verwirrung nicht einmal gleich einen Namen fand. War das Angst? Fühlte die sich so an?
    Doch sie wollte nicht, dass sie von anderen so gesehen wurde, so ängstlich und demütig. Entschlossen hob sie den Kopf und schaute zu den beiden hinüber.
    Wäre ihr die junge Frau an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit begegnet, hätte sie ihr vielleicht sogar sympathisch sein können, denn eigentlich – rein äußerlich betrachtet – hatte sie überhaupt nichts von einem gestrengen Richter an sich.
    Ihr Gesicht wirkte eher niedlich, wenn auch etwas leer. Die ebenmäßigen Züge, mit gerader Nase und vollen, rosa geschminkten Lippen, krönte üppig aufgetürmtes weißblondes Engelshaar. Ihre schlanken Beine steckten in Leggings, darüber baumelte ein kurzer Trägerrock. Die Augen allerdings, stahlblau und von einem dicken schwarzen Lidstrich umrandet, gaben dem Gesicht eine Kälte, die einen unwillkürlich frösteln ließ.
    Die andere Frau schien das nicht so zu empfinden, denn sie hing mit ihrem
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