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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
Autoren: Peter Freudenberger
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warum Sie mit Ihrer Art zu argumentieren Beamter geblieben und nicht in die politische Laufbahn eingestiegen sind.«
    Lüder unterdrückte die Antwort, dass er Politik in vielen Fällen für ein schmutziges Geschäft hielt. Aber der Ministerpräsident fragte nicht nach und wollte keine weiteren Erklärungen hören.
    »Ihr Dingsbums …«, sagte der Regierungschef.
    »Richtig«, bestätigte Lüder. »Der Dingsbums, Kriminaldirektor Dr. Hemmschuh.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte der Ministerpräsident. »Übrigens, wenn ich demnächst in Pension gehe, müssen Sie mich mit Ihrer Familie einmal besuchen. Mich, meine Frau und meine Bienen. Den Weg kennen Sie ja, mitten im Wald …«
    Lüder versprach es. Als er aufgelegt hatte, dachte er mit einem Hauch Wehmut, dass es für ihn eine andere, sicher nicht bessere Zeit geben würde, wenn der Regierungschef nicht mehr im Amt wäre. Er würde den Ministerpräsidenten vermissen. Und wahrscheinlich ging es vielen Bürgern im Land ebenso.
    Lüder besorgte sich einen Becher Kaffee. Den hatte er noch nicht ausgetrunken, als Edith Beyer anrief und ihn zum Abteilungsleiter bestellte.
    Lüder verzichtete aufs Anklopfen und blieb im Türrahmen stehen. Dr. Starke thronte hinter dem Schreibtisch. Das sonst fast arrogant wirkende Lächeln war einem zornigen Gesichtsausdruck gewichen, die Bräune hatte sich in ein Puterrot verwandelt. Der Kriminaldirektor bewegte drohend den Zeigefinger hin und her.
    »Herr Lüders«, sagte er wutschnaubend, »ich habe Ihnen oft gesagt, dass Sie den Bogen maßlos überspannen. Heute sind Sie entschieden zu weit gegangen. Das wird Konsequenzen für Sie haben.«
    Lüder wippte leicht auf den Zehenspitzen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er zog es aber vor, dem Abteilungsleiter nichts zu entgegnen.
    »Ich glaube, Ihnen hinreichend klargemacht zu haben, dass ich«, dabei tippte sich Dr. Starke auf die Brust, »ich ganz allein die Entscheidungen treffe, wie diese Abteilung arbeitet und in welchen Fällen sie tätig wird.«
    Lüder sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Sie wollen mit mir eine Diskussion über die Grundsätze der Arbeit des LKA führen, oder?«
    »Herr Lüders …« Der Kriminaldirektor brach mitten im Satz ab. »Sie fahren jetzt nach Rendsburg und eruieren vor Ort, was dort passiert ist. Danach kehren Sie unverzüglich zur Dienststelle zurück und erstatten mir Bericht. Mir persönlich. Ist das klar?«
    Lüder tat erstaunt. »Ach. Liegt jetzt doch ein Amtshilfeersuchen vor?«
    Dr. Starke holte tief Luft, vermied es aber zu antworten.
    »Ich werde mich auf den Weg machen«, erklärte Lüder und schloss die Tür.
    Edith Beyer, der kein Wort des Dialogs entgangen war, drehte die Hand im Gelenk und murmelte leise: »Oweia.« Dann hielt sie sich mit der Hand den Mund zu.
    Lüder trat dicht an sie heran. »Wissen Sie, wo in diesem Haus der Defibrillator angebracht ist?«
    Die junge Frau legte ihre Hand aufs Herz und wies mit dem Zeigefinger der anderen auf die Tür. »Braucht er den?«
    Lüder nickte. »Hoffentlich«, flüsterte er und kehrte in sein Büro zurück.
    Auf dem Flur begegneten ihm zwei Kollegen, die ihm verwundert hinterhersahen, als er sie fröhlich pfeifend passierte. Im Büro suchte er die Anschrift des Wasser- und Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau heraus und erfuhr, dass für die Schwebefähre der Außenbezirk Rendsburg zuständig sei. Man half ihm mit der Durchwahlnummer, und kurz darauf war er mit Herrn Thomsen verbunden, der sich sofort bereit erklärte, Lüder an der Fähre zu empfangen und ihm mit Auskünften behilflich zu sein.

    Wenig später verließ er mit seinem BMW den Eichhof, fuhr über die »Stadtautobahn« zum Anschluss der Autobahn Richtung Hamburg und bog sofort wieder Richtung Rendsburg ab. Die A 210 hatte keinen Randstreifen. Deshalb gab es auf der nur mäßig frequentierten Straße eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Zur Erheiterung seiner Familie nannte Lüder dieses Straßenstück stets »Billigautobahn«. Obwohl er sich selbst auch nicht an das Tempolimit hielt, wurde er ständig überholt. Ob die Kollegen der zentralen Verkehrsüberwachung aus Neumünster dieses Straßenstück kannten? Sicher, dachte Lüder.
    Am Kreuz Rendsburg unterquerte er die Autobahn Richtung Dänemark und hatte kurz darauf sein Ziel am südlichen Kanalufer erreicht.
    Dort, wo die Schranke die Weiterfahrt auf die Fähre versperrte, fand er neben der Straße eine Parkmöglichkeit.
    Am Fähranleger wartete ein Mann mit
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