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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
Autoren: Peter Freudenberger
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einige Fälle gemeinsam bearbeitet. Obwohl Vollmers anfangs kritisch die Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt beäugt hatte, war Lüder nicht überrascht, dass sich der erfahrene Kriminalist bei ihm meldete.
    »Wir haben heute Morgen eine Leiche aus dem Kanal gefischt.« Wenn jemand vom »Kanal« sprach, wusste jeder Einheimische, dass damit der Nord-Ostsee-Kanal gemeint war. »Bei Rendsburg«, ergänzte der Hauptkommissar.
    Vollmers legte eine Pause ein. Lüder wusste, dass er keine Fragen stellen musste. Vollmers würde ihn knapp, aber präzise informieren.
    »Nach den Umständen des Funds liegt eindeutig Fremdverschulden vor. Das Opfer war mit einem Strick an der Schwebefähre befestigt. Es sieht so aus, als hätte man den Mann, das Opfer ist männlich, während der nächtlichen Ruhepause an der Fährbühne angebunden. Als diese in Betrieb gesetzt wurde und ihre erste Fahrt unternahm, wurde er hinterhergezogen und tauchte ins Wasser des Kanals ein. Wir konnten noch nicht exakt rekonstruieren, ob er am anderen Ufer unter Wasser blieb oder Boden unter den Füßen hatte. Das ist noch alles sehr vage.«
    »Und was veranlasst Sie, mich zu informieren?«, fragte Lüder, da Tötungsdelikte, mochten sie noch so bizarr erscheinen, grundsätzlich von den vier Bezirkskriminalinspektionen des Landes verfolgt wurden. Lüder lächelte. Eine Ausnahme waren die Husumer, Christoph Johannes und Große Jäger, die, obwohl es nicht zu ihrem Kompetenzbereich gehörte, sich immer wieder bei den Ermittlungen von Mordfällen einschalteten.
    »Es ist nicht die außergewöhnliche Weise der Tatausführung, beim Opfer handelt es sich vermutlich um einen amerikanischen Staatsbürger. Ein Student der Kieler Uni. Das lässt sich aus den aufgefundenen Personendokumenten herauslesen.«
    »Damit fällt es immer noch nicht in unseren Aufgabenbereich.« Lüder war skeptisch.
    »Wie ein Student sieht das Opfer nicht aus.«
    »Haben Sie einen Namen?«
    »Sicher.« Aus Vollmers' Antwort war ein leichter Vorwurf herauszuhören.
    Wenn er Lüder berichtete, dass es sich um einen amerikanischen Studenten handelte, mussten die Beamten Hinweise auf die Identität gefunden haben. Insofern, registrierte Lüder, war seine Frage überflüssig gewesen.
    »Das Opfer heißt vermutlich Dustin McCormick und ist zweiunddreißig Jahre alt. Er ist an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel eingeschrieben, genau genommen an der Technischen Fakultät.«
    »Sind die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen?«
    »Ja«, bestätigte Vollmers. »Ich lasse Ihnen den Bericht zukommen, sobald er vorliegt. Das Opfer ist zur Rechtsmedizin überführt. Wie wollen Sie vorgehen? Und wollen Sie sich überhaupt einschalten?«
    »Ich muss darüber nachdenken«, wich Lüder aus.
    Dann wählte er die Nummer des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, und ließ sich mit dem Oberarzt verbinden.
    »Moin, Herr Dr. Diether«, begrüßte Lüder den Privatdozenten.
    »Ach, Sie«, knurrte der Pathologe in den Hörer. »Lassen Sie mich raten?«
    »Lieber nicht. Das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Die Wasserleiche aus Rendsburg?«
    »Genau. Liegen schon erste Ergebnisse vor?«
    Dr. Diether lachte auf. »Haben Sie schon einmal an einem Sonntag Ihre Brötchen im Ofen aufgebacken?«
    »Das ist schon vorgekommen.«
    »Als die Aufbackzeit vorbei war, haben Sie noch an der Ofenklappe ins Brötchen gebissen.«
    »Sicher nicht. Die müssen zunächst ein wenig abkühlen.«
    »Sehen Sie«, erwiderte der Arzt, »genauso machen wir es mit den frisch angelieferten Leichen. Aber woher wollen Sie das als Nichtakademiker wissen.« Es sollte wie ein Trost klingen, obwohl der Spott unüberhörbar war.
    »Ich habe Jurisprudenz studiert«, warf Lüder ein.
    »Eben. Sagte ich doch.« Dr. Diether lachte herzhaft. »Ich melde mich, wenn ich den Dosenöffner in Betrieb nehme. Wollen Sie dabei sein? Und wenn ja, wie möchten Sie Ihren Kaffee? Mit Milch? Zucker?«
    »Das ist das Schöne an Ihrem Beruf. Sie könnten ohne Übergang einen Job auf dem Schlachthof antreten.«
    »Das ist ein Vorteil. Da ich mich sechzehn Semester mit Anatomie beschäftigt habe, bin ich Ihnen zudem beim Verzehr eines Grillhähnchens haushoch überlegen.«
    »Ihre größte Tat war es, sich für die Rechtsmedizin entschieden zu haben«, schloss Lüder das Gespräch. »Wenn ich mir vorstelle, dass Sie mit Ihrer Passion im Operationssaal gelandet wären, graust es mir.«
    »Über Sie
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