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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich
Autoren: Charlie Higson
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anrempeln.«
    »Lass ihn in Ruhe, Sedgepole«, mischte sich Pritpal ein. »Er hat sich bereits entschuldigt. Wir sind ohnehin schon spät dran für den Morgenunterricht.«
    »Na, dann solltest du wohl besser deine Füße in die Hand nehmen, Nandra«, sagte Sedgepole. »Du willst doch keinen Ärger kriegen, nicht wahr?«
    »Nein«, murmelte Pritpal. Er warf James einen um Verzeihung bittenden Blick zu und rannte los. Als er an einem großen Jungen vorbeikam, wollte der ihm wie nebenbei einen Klaps gegen den Kopf versetzen, doch Pritpal konnte gerade noch ausweichen.
    Der dritte Junge gesellte sich zu James und den beiden anderen. »Was ist hier los?«, fragte er lässig.
    »Nichts«, sagte James. »Ich bin nur aus Versehen in jemanden hineingerannt.«
    »Ach ja?«, sagte der Junge und stieß James den Finger gegen die Brust. »Ich glaube nicht, dass ich dich kenne.« Er war groß, gut aussehend, blond und so um die fünfzehn Jahre alt. Er sprach mit amerikanischem Akzent.
    »Mein Name ist James Bond, das ist mein erstes Semester hier …«
    Die drei Jungen wieherten los. »Semester?«, wiederholte der Amerikaner. »Semester? Was ist das? Weißt du, was ein Semester ist, Sedgepole?«
    »Ich vermute, er meint Halbjahr«, sagte Sedgepole.
    »Ja, das habe ich ganz vergessen«, sagte James. »Ihr nennt das Halbjahre; das meinte ich natürlich.« Er bemühte sich mit ruhiger Stimme zu sprechen und wich ihren Blicken aus, denn er wollte nicht gleich am ersten Tag in einen Streit verwickelt werden.
    »Hör zu, James Bond«, sagte der amerikanische Junge. »Es passt mir nicht, wenn jemand meine Freunde über den Haufen rennt.«
    »Ich habe sie nicht über den Haufen gerannt«, widersprach James. »Ich bin spät dran und …«
    »Und du bist schuld, dass wir uns ebenfalls verspäten«, sagte der Amerikaner. »Das ist gar nicht nett von dir.«
    James war sich bewusst, dass die drei Jungs nicht nur größer waren als er, sondern ihn auch eingekreist hatten. Langsam bekam er es mit der Angst zu tun. Er hatte Angst vor dem, was sie mit ihm vorhatten, Angst davor, zu spät zum Unterricht zu kommen, Angst vor dem Unbekannten.
    »Wir sind tatsächlich spät dran«, mahnte Sedgepole.
    Der Amerikaner nickte langsam. »Wir haben jetzt keine Zeit, uns mit dir zu befassen, Bond«, sagte er. »Das verschieben wir auf später.«
    Die zwei anderen Jungen trollten sich davon, aber der Amerikaner rührte sich nicht vom Fleck, sondern starrte James nur an. Ganz offensichtlich wollte er ihn provozieren.
    »Du hast etwas an dir, was mir nicht gefällt, Bond«, sagte er schließlich. »Ich werde dich im Auge behalten.« Er beugte sich vor und James nahm ihn etwas genauer in Augenschein.
    Er war anders als die englischen Schuljungen. Er sah gesünder aus – so als sei er mit Vitaminen und anderen guten Sachen voll gestopft, mit Orangensaft und Milch und nahrhaften Steaks. Er hatte breite Schultern und eine makellose, sonnengebräunte Haut. In seinem großen, kräftigen Kiefer saß eine Reihe strahlend weißer Zähne und seine Augen waren so blau, dass sie unecht wirkten. Er war fast zu perfekt, um wahr zu sein; etwa wie ein tollkühner Flieger, der einem bebilderten Abenteuerbuch entsprungen war. Aber hinter der glänzenden Fassade entdeckte James einen Anflug von Wildheit, der ihn beunruhigte.
    Er wandte den Blick ab und starrte auf seine Schuhspitzen.
    »Du bist hier nicht daheim«, sagte der Amerikaner mit gespielt weinerlicher Stimme. »Du kannst nicht einfach zu Mami rennen.«
    Heißer, unkontrollierter Zorn wallte in James auf. Er spürte, wie sein Hals eng wurde und Tränen der Wut in seine Augen traten.
    »Hey, du bist doch nicht etwa eine Heulsuse, was, Bond?«, sagte der Junge spöttisch.
    Aber James würde niemandem den Gefallen tun, loszuheulen. Er kämpfte seine Wut nieder und riss sich zusammen.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte er tonlos. Dann drängte er sich an dem Amerikaner vorbei und ging weiter. Halb erwartete er, dass der andere Junge ihn aufhalten würde, aber der rief ihm lediglich etwas hinterher.
    »Milchbubis greinen, Angsthasen weinen …«, sang er laut.
    James biss die Zähne zusammen. Bereits an seinem ersten Tag hatte er es geschafft, sich Ärger einzuhandeln. Was, so fragte er sich, würde in dieser seltsamen Schule noch alles auf ihn zukommen?

Lord Hellebore
    E in Dry Bob ist ein Junge, der Cricket spielt, und ein Wet Bob ist einer, der stattdessen rudert.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, tatsächlich.«
    »Und wie
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