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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
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wollte dich nur fragen, ob ich dir etwas mitbringen soll.«
    »Eigentlich nichts, außer Tabak. Aber was führt dich nach London?«
    »Vater hat mir einen hohen Scheck gegeben und möchte, daß ich einige Sachen besorge.«
    »Ein angenehmer Gedanke. Du scheinst aber nicht sehr begeistert zu sein.«
    »Es gibt keine Gründe, begeistert zu sein, wo alles so ein Durcheinander ist.«
    »Es wird sich alles klären.«
    »Das sagst du!«
    »Ich finde die Lage der Dinge recht gut.«
    »Na ja, ich weiß nicht, wieso du das findest, aber vielleicht könntest du Bill das mitteilen. Er braucht einen Auftrieb.«
    »Moralisches Tief?«
    »Sturmtief. Er ist sehr nervös. Du weißt doch, wie man sich fühlt, wenn man auf eine Explosion wartet.«
    »Ängstlich?«
    »So ist es. Er kann nicht verstehen, warum Lady Constance kein Wort zu ihm gesagt hat.«
    »Hat er sich eine Unterhaltung mit ihr erhofft?«
    »Würdest du das denn nicht, an seiner Stelle? Er erzählte Lord Emsworth, wer er in Wirklichkeit ist, und Lord Emsworth muß es doch ihr gesagt haben.«
    »Nicht unbedingt; vielleicht hat er es vergessen.«
    »Kann man etwas Derartiges vergessen?«
    »Für Lord Emsworth gibt es in puncto Vergessen keine Grenzen, besonders dann nicht, wenn ihn sein Schwein gedanklich sehr beschäftigt.«
    »Was ist denn los mit dem Schwein? Als ich es das letzte Mal sah, kam es mir ganz normal vor.«
    »Was los ist … der Duke hat es ihm weggenommen.«
    »Wie?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir ein anderes Mal erzählen. Wann geht dein Zug?«
    »Um zehn Uhr fünfunddreißig. Ich wollte, daß Bill sich zum Bahnhof schleicht und mitfährt. Wir hätten heiraten können.«
    »Sehr vernünftig. Wollte er nicht?«
    »Nein. Er hatte Bedenken. Er sagte, das wäre Archie gegenüber ein feiger Trick.«
    Lord Ickenham seufzte.
    »Immer diese Skrupel. Sie werden immer mehr, oder? Sag ihm, er soll sich nicht aufregen. Archies größter Wunsch ist, ein Mädchen namens Millicent Rigby zu heiraten. Er ist mit ihr verlobt.«
    »Aber er ist doch mit mir verlobt.«
    »Er ist mit euch beiden verlobt. Eine sehr merkwürdige Situation für den armen Jungen.«
    »Warum löst er dann seine Verlobung nicht?«
    »Er möchte dem Duke tausend Pfund herauslocken, um in ein Zwiebelsuppen-Geschäft einzusteigen; und da dachte er, wenn er die Tochter eines Millionärs sitzen ließe, wären seine Chancen sehr gering. Es war für ihn anscheinend der einzige Weg, am Ball zu bleiben und auf das Beste zu hoffen. Und du kannst die Verlobung nicht brechen, weil dich Jimmy sonst sofort nach Amerika mitnimmt. Bis heute morgen war die ganze Situation sehr heikel.«
    »Und was geschah heute morgen?«
    »Der Duke muß irgendwie die verrückte Idee gehabt haben, daß dein Vater am Rande des Bankrotts stände, und da glaubte er, daß er nicht nur dich und Archie, sondern die gesamte Schoonmaker-Familie unterstützen müsse. Sein Abscheu davor war so groß, daß er eben von mir wegging, um auf dich einen Scheck über tausend Pfund auszustellen. Er hofft, daß er sich damit von dir loskaufen kann.«
    »Von mir loskaufen?«
    »Damit du Archie nicht wegen Wortbrüchigkeit verklagst. Wenn du ihn siehst, dann nimm den Scheck an, überschreibe ihn Archie und zahle ihn auf sein Konto ein. Dafür wirst du gerade noch Zeit haben, falls der Zug nicht verspätet ist. Der Duke hat die häßliche Angewohnheit, Schecks einzuziehen. Du mußt diese Angelegenheit unbedingt heute erledigen. Außerdem wäre es immer noch möglich, daß Bill den 10-Uhr-35-Zug erreicht, wenn du ihm alles richtig erklärst. Dann könnt ihr morgen beim Standesamt vorbeischauen; aber paßt bitte diesmal auf, daß ihr dasselbe wählt. Ich würde jetzt alles unter Dach und Fach bringen.«
    Es folgte Schweigen. Myra atmete tief.
    »Onkel Fred, hast du dir das ausgedacht?«
    Lord Ickenham wirkte erstaunt.
    »Was ausgedacht?«
    »Dem Duke zu erzählen, daß Vater pleite ist?«
    Lord Ickenham überlegte.
    »Jetzt, wo du das sagst«, antwortete er, »na ja, es kann schon sein, daß irgendein sorglos hingeworfenes Wort ihm diesen Eindruck vermittelt hat. Wenn ich mich genau zurückerinnere, glaube ich sogar, etwas derartiges gesagt zu haben. Ich wollte damit nur Heiterkeit und Licht spenden. Ich glaubte, damit alle Beteiligten glücklich zu machen – ausgenommen den Duke, natürlich.«
    »Oh, Onkel Fred!«
    »Schon gut, mein Kind, schon gut.«
    »Ich muß dich küssen.«
    »Es hält dich nichts davor zurück. Aber sag’
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