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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
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mir«, begann Lord Ickenham nach dieser Zeremonie, »glaubst du, daß du Bills Skrupel beseitigen kannst?«
    »Ich werde sie beseitigen.«
    »Übrigens, vielleicht wäre es ganz gut, wenn er Blandings Castle verließe. Ich sage stets, daß man Gastfreundschaft nie zu lange beanspruchen soll. Das einzige, was dann noch zu tun bliebe, wäre, Lady Constance ein kurzes Dankschreiben zu schicken, ihr die Sachlage zu erläutern und zu hoffen, daß dieser Brief sie in rosiger Stimmung antrifft. Gib’ ihn Beach. Er soll ihn ihr überreichen. Warum lachst du denn?«
    »Das war eher ein Glucksen. Ich stellte mir gerade ihr Gesicht vor, wenn sie diesen Brief liest.«
    »Verrückt, aber verständlich. Sie wird leider nicht sehr erfreut darüber sein. Aber dieses Risiko geht man immer ein, wenn man versucht, Heiterkeit und Licht zu verbreiten. Man entdeckt, daß das Licht nicht für jeden vorhanden ist, und die Heiterkeit auch nicht. Einer muß daher immer draufzahlen. Ein Royal Flash zu haben, ist eben nicht so einfach.«
     
    Falls Lord Ickenham geglaubt haben sollte, nach seinen Gesprächen mit dem Duke, Mr. Schoonmaker, Archie Gilpin und Myra seine wohlverdiente Ruhe, die er zur Verdauung seiner Spiegeleier mit Speck benötigte, gefunden zu haben, so hatte er sich gewaltig geirrt. Diesmal wurde sein kostbarer Schlummer nicht durch eine Engelsstimme gestört, sondern eher durch das Blöken eines Schafes, dem die Gabe der Sprache verliehen worden war. Es gab nur einen einzigen Menschen, der so blökte, und er war daher nicht überrascht, daß es Lord Emsworth war, der sich mit ihm unterhalten wollte. Der neunte Earl schwankte wackelig neben ihm hin und her, als ob ihn eine böse Hand seiner Wirbelsäule beraubt hätte.
    Nachdem Lord Ickenham sich unterdessen mit seiner Position eines französischen Herrschers, der sofort nach dem Aufstehen Audienz erteilt, versöhnt hatte, war er auf Lord Emsworth keineswegs böse, sondern grüßte ihn mit einem liebenswürdigen Lächeln und äußerte, daß es ein prachtvoller Tag sei.
    »Die Sonne«, sagte er und deutete darauf hin.
    Lord Emsworth blickte die Sonne an und nickte zustimmend.
    »Ich bin hier, um Ihnen etwas zu geben.«
    »Wunderbar. Heute ist zwar nicht mein Geburtstag, aber ich freue mich immer über Geschenke. Was ist es denn?«
    »Ich habe es leider vergessen.«
    »Zu schade.«
    »Mir wird es schon wieder einfallen.«
    »Ich zähle die Minuten.«
    »Und außerdem wollte ich Ihnen etwas sagen.«
    »Aber das haben Sie auch vergessen.«
    »Nein. Daran erinnere ich mich. Es betrifft die Kaiserin. Ich habe mir alles genau überlegt, Ickenham. Und ich habe beschlossen, Dunstable die Kaiserin wieder abzukaufen. Ich muß zugeben, daß ich es mir eine Zeitlang überlegte, weil sein Preis so hoch ist. Er verlangt dreitausend Pfund.«
    Es brauchte lange, um Lord Ickenham seiner Ruhe zu berauben, aber bei diesen Worten konnte er einen Aufschrei nicht unterdrücken.
    »Dreitausend Pfund! Für ein Schwein?«
    »Für die Kaiserin«, verbesserte ihn Lord Emsworth ehrfürchtig.
    »Hauen Sie ihm eine in die Fresse!«
    »Nein. Ich muß die Kaiserin wiederhaben, gleichgültig was sie kostet. Ohne sie bin ich verloren. Ich bin im Begriff, sie zu besuchen.«
    »Und wer soll sie betreuen, nachdem Wellbeloved nicht mehr hier ist?«
    »Oh, ich habe Wellbeloved zurückgeholt,« sagte Lord Emsworth und sah ein wenig aus wie ein Schaf; das typische Aussehen für einen Mann, der bei einer Schwäche ertappt worden ist. »Ich hatte keine andere Wahl. Die Kaiserin benötigt ständige Pflege und Betreuung, und ich habe noch nie einen Schweinehüter gehabt, der sie so gut versteht wie Wellbeloved. Aber ich’ habe ihm ordentlich die Meinung gesagt. Und wissen Sie, was er mir darauf erwiderte? Er sagte etwas, das mich zutiefst erschütterte.«
    Lord Ickenham nickte.
    »Diese rohen Erdenkinder drücken sich nicht immer sehr gewählt aus. Manchmal erinnern sie ein wenig an die Shakespear’sche Sprache. Wie hat er Sie denn geheißen?«
    »Er hat mich gar nicht geheißen.«
    »Was erschreckte Sie denn dann so?«
    »Was er sagte. Er sagte, daß das Briggs-Weib, das ihn bestochen hatte, damit er die Kaiserin stiehlt, von Dunstable gedungen worden war. Sie wurde von Dunstable bezahlt. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so erstaunt gewesen. Glauben Sie, sollte ich ihm einen Vorwurf machen?«
    »In der Hoffnung, daß er mit seinem Preis heruntergeht?« Lord Ickenham schüttelte den Kopf. »Er würde das tun,
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