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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
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vorsichtig genug, um das Tonbandgerät mitlaufen zu lassen. Bei mündlichen Vereinbarungen ist es immer gut. Ich weiß nicht, was Sie von dieser Situation halten; aber irgendwie erinnern Sie und Emsworth mich an zwei Cowboys, die einander hassen, aber sich nicht rächen können, weil jeder vom anderen zu viel weiß. Sie haben den Film vom kleinen George in Händen. Das wäre doch ein fairer Tausch. Oder wäre es Ihnen lieber, wenn ich Emsworth das Tonband vorspielte? Ich würde das nicht unbedingt empfehlen. Für Sie würde das keine sehr unangenehmen Folgen haben.«
    Den Duke schüttelte es vor Schreck. Der Kerl hatte recht. Wenn diese Geschichte bekannt würde, wäre sein Name im ganzen Land ruiniert, und wenn er sich in Zukunft wieder bei anderen Leuten selbst einladen wollte, dann würden seine Gastgeber sofort sämtliche Wertgegenstände in eine feste Kiste packen und sich auf den Deckel setzen; und Emsworth würde ihn wegen Verschwörung oder bösartiger Handlungsweise verklagen, und er müßte eine ziemlich hohe Bußgeldstrafe bezahlen. Mit einem geringen Anflug von Zögern fuhr er mit der Hand in die Tasche und zog jene Spule heraus, die er seit dem Tag, an dem der kleine George sie ihm gegeben hatte, stets bei sich getragen hatte.
    »Hier! Verdammt noch mal!«
    »So. Vielen Dank. Jetzt ist jeder glücklich. Emsworth hat sein Schwein, Myra ihren Bill, Archie seine Millicent Rigby.«
    Der Duke fuhr hoch.
    »Seine WAS Rigby?«
    »Ach ja, das hätte ich Ihnen erzählen sollen. Er ist nach London gefahren, um ein sehr nettes Mädchen zu heiraten, namens Millicent Rigby; zumindest behauptet er, daß sie sehr nett ist, und er muß es ja wissen. Übrigens, da fällt mir gerade etwas ein. Ich möchte von Ihnen gerne eine Erklärung haben. Warum waren Sie eigentlich so darauf bedacht, daß Archie nicht Myra Schoonmaker heiraten soll? Das hat mich anfangs etwas verwirrt. Sie ist sehr charmant, und abgesehen davon ist sie die Erbin einer der reichsten Männer Amerikas. Haben Sie etwas gegen Erbinnen?«
    Der Schnurrbart des Duke bebte heftig. Er war zwar normalerweise nicht sehr scharfsinnig, aber allmählich hatte er über diese Entwicklung der Dinge Zweifel bekommen. Er sollte sich sehr täuschen, wenn dieser Ickenham ihn nicht absichtlich in die Irre geführt hatte.
    »Sie sagten mir, Schoonmaker sei pleite.«
    »Bestimmt nicht!«
    »Sie sagten, er hätte sich von Ihnen zehn Pfund geborgt.«
    »Nein, nein. Ich habe mir von IHM zehn Pfund geborgt. Da müssen Sie sich geirrt haben. Warum sollte sich Schoonmaker von Leuten Geld borgen? Laut Bradstreet ist er ein Millionär.«
    »Wer ist Bradstreet?«
    »Die führende Auskunfts-Behörde über Millionäre. Und Bradstreet hat über James Schoonmaker eine sehr feste Meinung. Als stinkreich haben sie ihn, glaube ich, bezeichnet.«
    Der Duke ließ sein Gehirn nach wie vor auf Hochtouren laufen. Er war jetzt mehr als je zuvor davon überzeugt, daß man ihn betrogen hatte.
    »Aber warum hat sie dann diesen Scheck genommen?«
    »Das werden wir nie erfahren. Vermutlich aus einer typischen Mädchenlaune.«
    »Diese typische Mädchenlaune soll sie mir büßen!«
    »Eine Möglichkeit ist mir eingefallen. Sie wußte, daß Archie heiraten wollte und Geld brauchte. Da sie ein nettes Mädchen ist, nahm sie den Scheck und ließ ihn Archie gutschreiben. Eine Art Hochzeitsgeschenk von Ihnen. Wo gehen Sie denn hin?«
    Der Duke hatte sich zur Tür geschlichen. Er blieb mit einer Hand auf der Türklinke stehen und blickte Lord Ickenham unheilverkündend an.
    »Ich will Ihnen sagen, wo ich hingehe. Zum Telefon, um diesen Scheck zu stoppen.«
    Lord Ickenham schüttelte den Kopf.
    »Das würde ich nicht tun. Sie wissen, daß ich immer noch das Tonband habe. Ich wollte es Ihnen gerade geben. Aber wenn Sie diesen Scheck stoppen, dann kann ich das leider nicht tun.«
    Darauf folgte Schweigen, soweit man von Schweigen sprechen kann, denn der Duke blies mit voller Kraft in seinen Schnurrbart.
    »Sie bekommen es morgen abend, nachdem der Scheck eingelöst worden ist. Nicht, daß ich Ihnen nicht vertraue, Dunstable – ich vertraue Ihnen nämlich ganz und gar nicht.«
    Der Duke stieß wilde Atemzüge aus. Es gab kaum Leute, die er leiden konnte, aber augenblicklich fiel ihm niemand ein, den er noch mehr haßte als seinen Gesprächspartner.
    »Ickenham«, sagte er, »Sie sind ein gemeiner Schuft!«
    »Jetzt versuchen Sie wohl, besonders liebenswürdig zu sein. Das sagen Sie sicher zu allen Menschen«,
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