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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
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glaube, sie fühlte, daß ich ihr einziger Freund auf Blandings Castle war.«
    »Ein Freund von ihr?«
    »Wir waren ziemlich vertraulich.«
    »Dann würde ich Ihnen empfehlen, sich Ihre Freunde besser auszuwählen. Vertraulich! Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Haben Sie denn etwas gegen diese reizende Miss Briggs?«
    »Verdammtes Weibsbild.«
    »Na ja«, sagte Lord Ickenham großzügig, »wir haben schließlich alle unsere Fehler. Selbst mich kritisiert man manchmal. Aber Sie wollten mir erzählen, warum Sie mich sprechen wollten.«
    Der Duke, der sich an der Schreibmaschine zu schaffen gemacht hatte, faßte sich. Ein gurgelnder Laut deutete darauf hin, daß er eben geschluckt hatte.
    »Ach so? Ich wollte Ihnen nur sagen, daß alles in Ordnung ist.«
    »Ausgezeichnet. Was ist in Ordnung?«
    »Mit der Kirchenmaus.«
    »Mit welcher Kirchenmaus?«
    »Mit dem Mädchen. Sie hat den Scheck angenommen.«
    »Hat sie das?«
    »Als endgültige Abfindung.«
    »Das ist wirklich eine großartige Neuigkeit.«
    »Es gibt also keinen Prozeß wegen Wortbrüchigkeit. Sie ist nach London gefahren.«
    »Ja. Ich sah sie kurz, bevor sie wegfuhr. Sie haben sich also losgekauft, nicht wahr?«
    »Genau das tat ich. ›Hier, bitte‹, sagte ich und ließ den Scheck vor ihrer Nase tanzen. Sie zögerte nicht. Schnappte nach ihm wie ein Haifisch. Ich wußte, daß sie das tun würde. Ich habe eben Archibald erzählt, daß sie … wie sagten Sie doch gleich, als Sie mir von seiner Entlassung berichteten?«
    »Vor die Tür gesetzt worden ist.«
    »Richtig. Ich sagte ihm, daß sie ihn vor die Tür gesetzt hat.«
    »War er sehr verzweifelt?«
    »Kam mir nicht so vor.«
    »Wie gewonnen, so zerronnen, sagte er sich wahrscheinlich.«
    »Das sollte mich nicht überraschen. Er ist auch nach London gefahren.«
    »Mit demselben Zug wie Miss Schoonmaker?«
    »Nein. Er fuhr mit seinem Liliput-Auto. Sagte, daß er mit einem Freund zum Abendessen verabredet sei. Der Kerl heißt Rigby.«
    »Stimmt. Er hat mir schon von seinem Freund Rigby erzählt. Ich glaube, die beiden mögen sich sehr gern.«
    »Der Bursche muß strohdumm sein, wenn er einen Idioten wie Archibald mag.«
    »Wir haben schließlich alle unsere Vorlieben und Abneigungen. Ich nehme an, daß Sie auch bald abreisen werden?«
    »Ich, warum?«
    »Na ja. Es wird für Sie nicht mehr sehr angenehm auf Blandings Castle sein, nachdem Emsworth weiß, daß Sie Miss Briggs anstifteten, das Schwein zu stehlen. So etwas ruft Spannungen hervor. Es kommt keine Unterhaltung mehr zustande.«
    Der Duke glotzte ihn an. Der Schrecken war wirklich sehr groß. Wenn eine Sternschnuppe durch das offene Fenster hereingesaust und hinter seinen großen Ohren zu Boden gesunken wäre, so hätte ihn das nicht mehr erregen können. Als er nach einiger Zeit wieder der Sprache mächtig war, sagte er:
    »Was … was sagen Sie da?«
    »Stimmt es denn nicht?«
    »Natürlich stimmt es nicht.«
    Lord Ickenham schnalzte zum Protest mit der Zunge.
    »Mein lieber Dunstable, ich bin stets ein Anhänger vom Ableugnen der Dinge, aber in diesem Fall ist es leider sinnlos. Emsworth weiß die ganze Geschichte von George Cyril Wellbeloved.«
    Der Duke fühlte sich zwar immer noch nicht sehr wohl in seiner Haut, aber er hatte sich genügend gefaßt, um ein »Pooh!« hervorzustoßen.
    »Wer wird denn diesem Kerl Glauben schenken?«
    »Seine Aussage wird von Miss Briggs bestätigt.«
    »Wer soll Miss Briggs glauben?«
    »Jeder, würde ich sagen. Ganz bestimmt aber Lord Emsworth, nachdem er dieses Tonband gehört hat.«
    »Eh?«
    »Ich erzählte Ihnen, daß ich heute morgen von der reizenden Briggs einen Brief bekommen hatte, in welchem sie mich bat, ihr Tonbandgerät in Betrieb zu setzen … dies hier ist das Tonbandgerät … sie sagte, daß dies für den alten Gauner … womit sie vermutlich Sie meinte … eine kleine Lehre sein würde. Das werde ich jetzt tun«, sagte Lord Ickenham. Er drückte auf die Taste, und eine Stimme erfüllte den Raum.
    »Ich, Alaric, Duke of Dunstable, verspreche Ihnen, Lavender Briggs, hiermit feierlich …«
    Der Duke setzte sich hastig nieder. Sein Kinnladen war herabgefallen, und er wirkte ebenso kraft- und knochenlos wie Lord Emsworth.
    »… daß ich Ihnen eine Summe von fünfhundert Pfund bezahle, wenn Sie das Schwein von Lord Emsworth, die Kaiserin von Blandings stehlen und an mein Haus in Wiltshire liefern.«
    »Das«, sagte Lord Ickenham, »sind Sie im Gespräch mit Lavender Briggs. Sie war natürlich
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