Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
sehen. Seine markanten Augen glitzerten ein wenig. Er sagte sich, daß dieser Ickenham vielleicht blöd war, aber offensichtlich manchmal klare Perioden hatte.
    »Vielleicht kann man das Mädchen loskaufen. Wir haben wenigstens den Vorteil, daß sie nicht in Archie verliebt ist.«
    »Wer könnte auch in so einen Trottel verliebt sein?«
    »Ihr Fall ist ziemlich traurig. Kennen Sie Meriwether?«
    »Der mit dem Gesicht?«
    »Eine sehr genaue Beschreibung. Er hat ein goldenes Herz, aber so etwas sehen Sie nicht.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist der Mann, den sie heiraten möchte.«
    »Meriwether?«
    »Ja.«
    »Warum hat sie sich aber dann mit Archibald verlobt?«
    »Mein lieber Dunstable! Ein Mädchen, dessen Vater am Rande des Bankrotts steht, ist auf sich selbst angewiesen. Sie ist nicht in einer Lage, in der ihr Herz anstelle ihres Kopfes denkt. Wenn sie die Gelegenheit hat, durch eine Heirat einen Mann wie Sie in ihre Verwandtschaft zu bekommen, dann kann man ihr das nicht verübeln.«
    »Das stimmt.«
    »Sie würde lieber auf diese Vernunftehe verzichten; aber mit dem Mann, den sie liebt, wird sie nie ihr Glück finden. Es ist einzig und allein das Geld, das ihrer Verbindung mit Meriwether im Wege steht.«
    »Hat er keines? Sie sagten doch, er käme aus Brasilien. In Brasilien macht man doch Geld.«
    »Er aber nicht. Die brasilianischen Nüsse wurden von einer großen Seuche befallen, wobei er sein gesamtes Kapital verlor.«
    »Dummer Hund.«
    »Ihr Mitgefühl ehrt Sie. Jawohl, die ganze Schwierigkeit liegt am Geld. Und ich glaube, der Grund, warum Myra Schoonmaker Archies Angebot annahm, war der, daß er im Augenblick die Möglichkeit hat, in ein sehr lukratives Zwiebelsuppen-Geschäft einzusteigen.«
    Der Duke war wie versteinert. Die letzten drei Worte wühlten ihn auf.
    »Mein Neffe Alaric hat ein Zwiebelsuppen-Geschäft.«
    »Tatsächlich?«
    »Jawohl. Er schreibt Gedichte und verkauft Zwiebelsuppe. Im Club ist mir das sehr unangenehm. Die Burschen kommen womöglich eines Tages daher und fragen mich ›was macht eigentlich Ihr Neffe?‹ Sie glauben wahrscheinlich, daß ich ihnen erzähle, er sei im diplomatischen Dienst oder so, und ich muß ihnen sagen, daß er Zwiebelsuppe verkauft. Ich weiß gar nicht, wo ich dabei hinsehen soll.«
    »Ich kann Ihre Gefühle verstehen. Das Zeug ist angeblich sehr kräftigend, aber so viel ich weiß, hat man noch nie einem Mann ein Denkmal gesetzt, der nur Zwiebelsuppe verkaufte. Trotzdem steckt viel Geld darin, und dieser Bursche, von dem ich spreche, macht ein gutes Geschäft, daß er sich vergrößern möchte. Er hat Meriwether einen Drittel-Anteil seines Geschäftes geboten, wenn er ihm tausend Pfund gibt. Wenn Sie also diesem Mädchen …«
    »Tausend Pfund gäben?«
    »Meriwether sprach von diesem Betrag.«
    »Das ist viel Geld.«
    »Deshalb will der Kerl es auch haben.«
    Der Duke schwankte. Er war langsam von Begriff und erfaßte den Sinn erst allmählich. Aber es dämmerte ihm bereits, was Ickenham anstrebte.
    »Sie glauben also, wenn ich dem Mädchen tausend Pfund gebe, dann gibt sie das Geld diesem Idioten weiter, setzt Archibald vor die Tür und heiratet den Idioten?«
    »Sehr richtig. Genauso ist es.«
    Plötzlich kam dem Duke ein tröstender Gedanke. Wenn er dieses Mädchen für tausend Pfund los werden konnte und von Lord Emsworth dreitausend für dieses schreckliche Schwein bekäme, dann bliebe ihm immer noch ein Gewinn von zweitausend. Wenn es in seiner Macht gewesen wäre, Leute dankbar anzublicken, dann hätte er es bei Lord Ickenham getan, denn es schien ihm, daß dieser die Lösung gefunden hatte.
    »Ich werde gleich den Scheck ausstellen«, sagte er.
     
    Als Lord Ickenham nach dem Abgang des Duke in seinem Liegestuhl vor sich hindämmerte, war es ihm plötzlich, als ob eine Engelsstimme seinen Namen rief, und er blickte kurz um sich, um sich zu vergewissern, daß er sich nicht in einem Wagen befände, der ihn zum Himmel fuhr. Doch dann sagte ihm die Vernunft, daß ihn ein Engel nach so kurzer Bekanntschaft vermutlich nicht mit Onkel Fred ansprechen würde, dies umso weniger, wo jeder weiß, wie steif und kalt Engel sind. Er setzte sich auf, wischte sich kurz den Schlaf aus den Augen und sah, daß Myra Schoonmaker neben ihm stand. Sie sah – wie immer – sehr attraktiv aus, aber ihre Kleidung kam ihm für einen Vormittag auf dem Lande etwas unpassend vor.
    »Hallo, kleine Myra«, sagte er. »Warum so vornehm angezogen?«
    »Ich fahre nach London. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher