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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt
Autoren: Catherine McKenzie
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nüchtern?
    Nach einer Weile fühle ich mich allmählich besser – und albern und dumm. Was zum Teufel ist denn bloß los mit mir? Bin ich so dünnhäutig, dass ich bei jedem Aufeinandertreffen mit Henry vollkommen durchdrehe? Ich muss mich zusammenreißen. Es ist wie in dem Song von U 2 :
You’ve got to get yourself together. You’ve got stuck in a moment and now you can’t get out of it.
    Du sagst es, Bono.
    Ich setze mich auf und schlage die Rettungsdecke zurück, was soll’s? Ich entferne die Nummer von meinem Hemd, löse den Chip von meinem Schuh und lasse beides auf der Pritsche liegen. Als ich der Schwester sage, dass ich gehe, rät sie mir, mich zu schonen.
    Draußen vor dem Zelt warten Amy und Rory auf mich. Amys Gesicht glüht, und eine Medaille hängt an ihrem Hals.
    Ich winke den beiden zu. »Hey, Leute.«
    Rory sieht mich besorgt an. »Was ist mit dir passiert?«
    »Es hat sich herausgestellt, dass ich doch nicht Supergirl bin.« Ich bemerke die Kamera in Rorys Hand. »Tut mir leid, dass du dein Foto nicht bekommen hast.«
    »Dabei habe ich in meinem Fotoalbum schon einen Platz freigemacht.«
    »Du bist eine solche Lügnerin.«
    »Na, das sagt die Richtige.«
    Amy lacht. »Führt ihr beide immer so tiefsinnige Gespräche?«
    »Wir kennen uns, seit wir fünf Jahre alt sind«, erklärt Rory. »So was bleibt.«
    »Wie hast du abgeschnitten?«, frage ich Amy.
    Sie sieht stolz aus. »Zweiundfünfzig Minuten.«
    »Super! Entschuldige, dass ich dich aufgehalten habe.«
    »Machst du Witze? Ich habe mein Ziel um drei Minuten unterboten – trotz des kleinen Abstechers.«
    Anscheinend treibe ich nicht nur mich, sondern auch andere an, wenn ich Henry hinterherhetze.
    »Sollen wir gehen?«
    Amy und Rory wechseln einen schuldbewussten Blick.
    »Was ist los?«
    »Da möchte noch jemand mit dir reden«, meint Rory und deutet über ihre Schulter.
    Henry. Er sitzt auf einer Parkbank, hat einen grün-orangen
Gatorade
-Becher in der Hand und wirkt nervös.
    »Wirst du zu ihm rübergehen?«, fragt Amy.
    »Ich denke darüber nach.«
    »Du weißt schon, dass du deine Füße bewegen musst, um hinzugehen, oder?«
    »Vielen Dank für die Info …«
    »Sollen wir warten?«
    »Nein, ich komme schon klar.«
    Mit so viel Würde, wie ich mit meinen müden Beinen, meinem verschwitzten Körper und meinem zerzausten Haar, das unter der Baseballkappe hervorschaut, aufbringen kann, gehe ich zu ihm hinüber. Sein Kopf oberhalb seines blauen Laufshirts ist rot. Aus seiner Tasche blitzt eine Medaille hervor.
    »Du willst mit mir reden?«, sage ich.
    »Das stimmt.«
    »Worüber?«
    Er klopft neben sich auf die Bank. »Setzt du dich kurz zu mir?«
    Ich nehme Platz. Er spielt mit dem Rand des leeren Pappbechers.
    »Also …«
    »Also … Ich wollte dir erklären, warum ich dich nicht zurückgerufen habe.«
    Mein Mund ist mit einem Mal trocken. »Und warum hast du das getan?«
    »Es ist ein bisschen kompliziert … aber … weißt du … Scheiße, das hier wäre viel einfacher, wenn wir dabei joggen würden.«
    Die Vorstellung, jetzt zu joggen, ist so absurd, dass ich beinahe in Lachen ausbreche. »Ich fürchte, das kommt im Augenblick nicht in Frage.«
    Er sieht mich mit sorgenvollem Blick an. »Deine Freundin hat gesagt, du wärst im Sanitätszelt gewesen. Geht es dir gut?«
    »Ich bin nur ein bisschen zu schnell gelaufen, das ist alles.«
    »Das ist mir beim ersten Lauf auch passiert.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    Wir verfallen wieder in das für uns so typische Schweigen.
    Plötzlich kann ich es nicht mehr ertragen.
    »Henry, einer von uns muss jetzt irgendetwas tun oder sagen.«
    »Ich weiß, Kate.«
    »
Du
wolltest mit mir reden …«
    Er lächelt. »Jetzt bin ich wohl am Zug.«
    »Jepp.«
    »Sprichst du jetzt wie ich?«
    »Scheint so.«
    Er streckt den Arm aus und ergreift meine Hand. Überrascht blicke ich ihm in die blaugrauen Augen.
    »Erinnerst du dich noch, was ich gesagt habe, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind?«
    Ich rufe die Erinnerungen zurück, die noch immer frisch und klar sind. »Du hast gesagt, dass Frauen nicht auf den starken, schweigsamen Typ Mann stehen.«
    »Genau, aber so bin ich nun mal. Und mir ist klar, dass es nicht einfach ist, damit umzugehen.« Er stockt. »Aber …«
    »Du hast mich in einer Entzugsklinik kennengelernt.«
    »Es war nicht nur das, Kate. Damit wäre ich klargekommen … doch als du wieder angefangen hast zu trinken und dann der Rest ans Licht kam … da kam mir alles plötzlich so
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