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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich
Autoren: Christoph Koch
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sehen, sondern dankbar dafür zu sein. Was nicht bedeutet, dass man es jeden Abend in sein Dankbarkeitsbüchlein auf dem Nachttisch schreiben muss. Aber an manchen Tagen, wenn in anderen Teilen der Welt wieder Bomben fallen oder ein Massengrab entdeckt wird, vielleicht eben doch. Es bekommt schnell etwas Egozentrisches und Zynisches, wenn man sich in der afrikanischen Safari-Lodge beim Sundowner an das Glücksgefühl erinnert, mit dem man zuvor das majestätische Löwenrudel beobachtet hat, wenn nur ein paar Kilometer weiter in einer Coltanmine Kinder schuften müssen. Um dort ein seltenes Erz abzubauen, das nötig ist, um das Smartphone zu bauen, mit dem wir unsere glücklichen Urlaubserinnerungen nach Hause mailen oder auf Facebook posten. In manchen Momenten sind Glück und Zufriedenheit einfach nicht erstrebenswert – und es kann richtiger und angemessener sein, auch einmal unglücklich zu sein.
    Man kann die Welt nicht ändern, aber man kann sich selbst ändern – so heißt es nahezu einstimmig von Mahatma Gandhi bis zu den Platten von U2. Vielleicht hat mich das Jahr zwischen Schaukeln und Hopserlauf hoffnungslos naiv gemacht, aber ich glaube, man kann beides: Man kann seinen eigenen Blick auf die Welt verändern, indem man sich auf die positiven Dinge konzentriert und diese zu verstärken versucht. Das heißt nicht, dass man die schlechten Seiten des Lebens ausblenden und vor dem Leid der Welt die Augen verschließen muss – im Gegenteil.
    Aber wer erkennt, dass einer der einfachsten und zuverlässigsten Wege, sich selbst glücklicher zu machen, darin besteht, anderen zu helfen, verändert die Welt um sich herum automatisch – sei es durch Spenden, ein Ehrenamt oder einfach nur durch ein offenes Ohr für einen Freund. Oder einen Fremden.
    Am Ende meines Jahres auf Glückssuche bekomme ich eine E-Mail mit Digitalfotos. Jeff und Drew haben sie gemacht, als sie in Bolivien waren, um dort Schaukeln aufzuhängen. Jeder Unterstützer, der Material für mindestens eine Schaukel finanziert hatte, konnte sie mit einem kleinen Gruß an die bolivianischen Kinder versehen lassen.
    »Hier sind die Bilder deiner Schaukel«, schreiben mir Jeff und Drew. »Wir haben sie in Coroico aufgehängt, einem kleinen Ort in einem Waldgebiet zwischen den Anden und dem Amazonas.«
    Ich schreibe zurück, dass ihre Idee mich selbst dazu gebracht hat, Schaukeln aufzuhängen – und sie antworten, wie sehr sie die Unterstützung von wildfremden Menschen aus der ganzen Welt überrascht und überwältigt hat.
    Natürlich löst eine solche Schaukel nicht die Probleme der Welt. Sie löst auch nicht die Probleme der bolivianischen Bevölkerung – sie löst nicht einmal die des kleinen Jungen, der auf einem der Fotos gerade Schwung holt. Aber sie macht das Leben für einen winzigen Moment ein kleines bisschen schöner und reicher. Für das Kind auf der Schaukel, für Jeff und Drew, die sie aufgehängt haben – und für mich, der aus der Ferne dabei zusehen darf.

    48 Manche Menschen, die religiöser eingestellt sind als ich, werden zu Recht einwenden: »Witzbold, dein Dankbarkeitstagebuch kennen wir seit ein paar tausend Jahren! Wir nennen es Abendgebet.«
    49 Nonnen haben den Vorteil, dass ihre Lebensumstände im Kloster sehr ähnlich sind und damit eine gute Vergleichsbasis schaffen. Von ihrer einheitlichen Ernährung und dem gleichen Arbeitsumfeld bis zu ihrem Verzicht auf Alkohol oder Zigaretten gibt es kaum Unterschiede, wie sie sonst solche Erhebungen oft verfälschen.
    50 Nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center im Jahr 2001 fuhren zahlreiche Amerikaner (und natürlich auch Menschen aus anderen Ländern) »sicherheitshalber« lieber mit dem Auto, anstatt das Flugzeug zu nehmen. Wie Gerd Gigerenzer vom Berliner Max-Planck-Institut errechnete, stieg allein in den USA durch diese falsche Risikoeinschätzung die Zahl der Verkehrstoten um insgesamt fünfzehnhundert an.
    51 Sicherheitshalber noch mal: Ich empfehle keinerlei Medikament, ich empfehle Gespräche mit guten Ärzten und Therapeuten.



Zehn kleine Glücksmomente
    • Merken, dass der Liebeskummer, von dem man dachte, er endet nie, doch irgendwann vorbei ist
    • Fahrtwind
    • Auch als Erwachsener ab und zu noch das Lieblingsessen aus der Kindheit gekocht bekommen
    • Einem Freund in Not, der sich Geld leihen will, einfach welches schenken können
    • Alte Menschen, die immer noch bis über beide Ohren verliebt ineinander sind
    • Herausfinden, dass jemand, den
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