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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich
Autoren: Christoph Koch
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gut gemeinter Ratschlag? Gar eine Aufforderung, die wir gefälligst zu befolgen haben? Kann man glücklich werden – und wenn man es ist: glücklich bleiben ? So wie man an Gewicht zu- und abnehmen kann? Krank werden kann oder gesund? Oder ist Glück eher ein Zustand, der einen unverhofft ereilt wie ein Schnupfen oder ein Lottogewinn? Den man nicht beeinflussen kann, sondern nur akzeptieren, als Schicksal oder Zufall?
    Die Meinungen über diese Frage sind vielfältig: Während die einen sagen, manche Menschen seien ihr Leben lang glücklicher als andere, ganz einfach weil es bestimmte Gene gebe, die sie mit dieser Eigenschaft ausstatten, sind andere der Meinung, jeder Einzelne könne durchaus beeinflussen, wie glücklich er ist.
    Ich selbst bin in dieser Frage noch unentschieden. Tendenziell glaube ich eher an die These des Volksmunds, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Dass wir also sehr wohl beeinflussen können, ob wir gut gelaunt oder mit hängenden Mundwinkeln durchs Leben gehen. Das ist aber auch eher ein diffuses Gefühl, vielleicht sogar Wunschdenken. Belegen kann ich es nicht.
    Andererseits kenne ich auch Menschen, die immer schon und anscheinend von Geburt an glücklich waren – und ich habe von Studien gehört, die besagen, dass selbst Menschen, die im Lotto gewinnen oder durch einen Unfall querschnittsgelähmt sind, nach ungefähr einem Jahr wieder genauso glücklich sind, wie sie es vorher waren.
    Um herauszufinden, ob ein Streben nach Glück überhaupt möglich ist, ob es Wege, Tricks und Geheimnisse gibt, die uns ein froheres, zufriedenes Leben schenken können, habe ich mich für dieses Buch auf eine »Probefahrt ins Glück« begeben: ein Jahr lang Rezepte ausprobiert, Ratschläge befolgt und mit Menschen gesprochen, die behaupten, Wege zum Glück zu kennen.
    Wir werden nicht glücklicher
    Es heißt, dass die Menschen früher glücklicher gewesen seien. Damals, als das Leben noch weniger hektisch war, man seine Nachbarn noch kannte und einem egal sein konnte, was am anderen Ende der Welt passierte. Diese Behauptung von der »guten alten Zeit« ist sicherlich nicht immer richtig und oft stärker aus Nostalgie gespeist als aus nachvollziehbaren Vergleichen. Aber die Zahl der Unglücklichen, die zum Beispiel an Depressionen leiden, nimmt unbestreitbar zu. Mehrere Studien haben gezeigt, dass es sich hierbei nicht nur um eine reine Zunahme von Diagnosen handelt. Depressionen werden nicht verstärkt festgestellt, weil es etwa »modern« geworden ist, schon wegen der kleinsten Sorge zum Seelenklempner zu rennen – sondern weil tatsächlich immer mehr Menschen an den entsprechenden Symptomen leiden.
    Gleichzeitig wurde »nach oben«, also in der Zahl sehr glücklicher Menschen, in den letzten fünfzig Jahren keinerlei Zuwachs verzeichnet. 1 Wir sind also nicht glücklicher als unsere Eltern oder Großeltern, auch wenn unser Lebensstandard, unser Durchschnittseinkommen und unsere Lebensumstände im Vergleich deutlich besser sind. Die Menschen (zumindest auf der Nordhalbkugel) erreichen nachgewiesenermaßen ein immer höheres Lebensalter, die durchschnittliche Körpergröße steigt langsam, aber stetig an, und die Ergebnisse unserer Intelligenztests fallen jedes Jahr ein klein wenig höher aus. Wir werden immer größer, reicher, älter und klüger – aber ausgerechnet in Sachen Glück treten wir auf der Stelle? Man kann es sich kaum vorstellen, aber es ist so.
    Dabei ist der Wunsch, glücklich zu sein – oder zumindest ein kleines bisschen glücklicher zu leben als gerade in diesem Augenblick –, für die meisten von uns wohl der zentrale Antrieb für unser Tun. 2 Wir wollen Geld verdienen, um damit Dinge zu kaufen, die uns glücklich machen sollen. Wir legen Wert auf unser Äußeres, um damit anziehend auf andere Menschen zu wirken, in deren Gesellschaft (oder in deren Bett) wir uns glücklicher wähnen. Wir glauben der Werbung, die uns in TV-Spots oder auf Plakatwänden verheißt, dass wir nur das richtige Waschmittel, Bier oder Auto kaufen müssen, um so glücklich leben zu können wie die Protagonisten der Reklamewelt. Wir fahren in den Urlaub, gehen ins Kino oder in ein Museum, um ein paar angenehme Stunden oder Tage zu verbringen, Schönheit zu genießen und am Ende ein wenig glücklicher in unseren Alltag zurückzukehren. Wir ziehen um, weil wir hoffen, dass uns die neue Wohnung oder gar die neue Stadt ein angenehmeres Leben beschert. Und: Wir heiraten, in dem Wunsch und Glauben, dass
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