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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich
Autoren: Christoph Koch
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wir die richtige Person gefunden haben, die uns glücklich macht und mit der wir unser Glück teilen wollen.
    Wissenschaftlich verbrieft ist, dass dieser Wunsch zumindest in Sachen Ehe erfüllt wird. Denn es besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Frage, wie glücklich man ist, und ob man einen Ehering trägt. Denn egal welche der zahlreichen Studien zu diesem Thema man analysiert: Die Gruppe der Verheirateten hat stets die höchsten Werte auf der Glücksskala. Mit einigem Abstand folgen die unverheirateten Paare, dann die Singles, schließlich die getrennt Lebenden und die Geschiedenen. 3 Oft wird deshalb behauptet, dass Heiraten der sicherste Weg zum Glück sei. Man kann es aber auch genau andersherum sehen und wie der Psychologe und Anthropologe Daniel Nettle fragen: »Könnte es nicht auch sein, dass Glücklichsein der sicherste Weg zur Ehe ist?« Eine Langzeitstudie aus Deutschland gibt ihm recht: Vierundzwanzigtausend Teilnehmer wurden dort über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren beobachtet: Diejenigen, die im Lauf dieser Zeit heirateten, waren vorher schon glücklicher gewesen als die anderen.
    Natürlich war dies nicht der Grund für mich, um Jessicas Hand anzuhalten 4 , aber unsere Blitzhochzeit in Las Vegas ist die erste Glückshypothese, die ich am eigenen Leib überprüfen kann. Macht Heiraten wirklich glücklich? Der erste Eindruck: ein ganz klares Ja. Vom Adrenalinrausch des Antrags über die wilde Shoppingtour durch Juwelier- und Modeläden bis zu den Anrufen bei Verwandten und engen Freunden wirkten die Vorbereitungen wie die fröhliche, aufgekratzte Variante des Glücklichseins. Die Hochzeitszeremonie selbst bringt dann eher ein feierlicheres, ernsthafteres Glücksgefühl.
    Den Elvis-Imitator, den man in jeder Vegas-Kapelle dazubuchen kann, damit er die Braut zum Altar führt und anschließend drei Wunschlieder spielt, haben wir vorsorglich weggelassen. Statt »Love Me Tender« oder »Blue Suede Shoes« erklingt der feierliche Hochzeitsmarsch, als wir gemeinsam mit zitternden Knien auf den gut gelaunt schmunzelnden Reverend zugehen. Ich bin bis in die Haarspitzen voll mit einem Glück, das sich aus vielen einzelnen Empfindungen zusammensetzt: aus dem Gefühl der Sicherheit zum Beispiel, die große Liebe gefunden zu haben. Aus der Freude darüber, dass wir den Mut haben, uns aneinander zu binden. Aus der Vorfreude auf die gemeinsame Zukunft. Aber auch aus meiner Freude über Jessicas Freude. Über ihren überraschten Blick, als sie unsere zwei Trauzeugen sieht. Zwei Freunde, die heimlich nach Las Vegas gekommen waren und bereits unbemerkt in der ersten Bankreihe der Kapelle Platz genommen hatten, während der Reverend uns in seinem kleinen, vollgestopften Büro die letzten Instruktionen gab. »Wollen Sie die Trauung mit Gott oder ohne?«, hatte er beispielsweise gefragt und uns mehrfach ermuntert, nicht nervös zu sein, sondern den Moment einfach zu genießen.
    Letztlich tragen zum gesamten Glücks-Hoch einer Hochzeit aber auch so banale Dinge bei wie die Freude, dass die Organisation geklappt hat. Dass vom Führerschein-Horror bis zum Papierkram alles überstanden ist, dass die Limousine, die uns abholen soll, pünktlich kommt und die Überraschungsgäste da sind. In meinem Glücksrausch nestle ich zum falschen Zeitpunkt den Ring an Jessicas Finger und lehne mich viel zu früh vor, um sie zu küssen. »Noch nicht! Noch nicht!«, bremst mich der Reverend streng. Dann muss er selbst lachen.
    Nach der Zeremonie werden draußen in der Sonne von Nevada noch schnell ein paar Fotos geschossen, dann werden wir auch schon wieder vom Gelände der Hochzeitskapelle komplimentiert. Das nächste Brautpaar wartet schließlich schon. Ebenso wie die nächste Erkenntnis: dass das Glück nämlich noch wächst, wenn man es teilen kann. Denn wären unsere Freunde Silke und Flori nicht als Trauzeugen angereist, würden Jessica und ich jetzt alleine auf der Straße stehen – zwischen einem Burger King und einem Billigmotel, das auf einer großen Tafel mit der Anzahl seiner Sexfilmkanäle wirbt. Nicht unbedingt romantisch. Aber so ist es nun mal: Egal wie sehr einen die Hochzeit berührt – für den Rest der Welt ist es nur ein ganz normaler Dienstag. Autos hupen – aber nicht unseretwegen, sondern weil der Idiot vor ihnen nicht losfährt. Für die Menschen um uns herum ist alles wie immer. Umso schöner, dass wir noch jemanden dabeihaben, mit dem wir diesen besonderen Tag feiern können. Es ist fast ein
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