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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich
Autoren: Christoph Koch
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genau und immer nur Hilfsmittel, wenn es darum geht, unser Lebensglück zu messen. Aber wie im Eingangskapitel geschildert: Es sind momentan die besten und präzisesten Messgeräte, die uns zur Verfügung stehen.
    Unsere Glücksblindheit
    Ich bin im vergangenen Jahr also tatsächlich objektiv und merklich glücklicher geworden. Aber soll Glück überhaupt immer und überall unser oberstes Ziel sein?
    Na klar, sagen die einen und verweisen auf jene beliebte Langzeitstudie, in denen die Lebenserwartung von Nonnen im amerikanischen Milwaukee untersucht wurde. 49 Dort stellte sich heraus, dass die Nonnen, die ein glückliches Leben führten, deutlich länger lebten als die unzufriedenen. Während vom fröhlichsten Viertel der Ordensfrauen neunzig Prozent das fünfundachtzigste Lebensjahr erreichten, waren es im unzufriedensten Viertel nur vierunddreißig Prozent. Das Alter von vierundneunzig Jahren erreichten vierundfünfzig Prozent des glücklichsten Viertels, aber nur elf des unglücklichsten.
    Ich will die wissenschaftliche Validität dieser Studie gar nicht infrage stellen – eher ihren Sinn oder die Schlussfolgerung, die manche Menschen daraus ziehen. Wenn jemand mit dem Rauchen aufhört, um länger zu leben, ist das eine Sache. Aber welch ein Irrsinn, es als »Vorteil« eines glücklichen Lebens zu begreifen, dass man ein paar Jahre älter wird. Anders formuliert: Welchen Sinn hätte dieses längere Leben ohne das Glück, das es ausfüllt? Ein unglückliches Leben, das länger dauert, wäre bei genauer Betrachtung sogar eher ein schlechter Deal. Zu versuchen, ein glückliches Leben zu führen, ist also nicht deshalb sinnvoll, weil es unser Leben unter Umständen verlängert (vorausgesetzt, wir laufen herum wie Pinguine, saufen nicht und benehmen uns auch sonst einigermaßen nonnenhaft) – sondern weil es unserem Leben überhaupt erst einen Sinn gibt.
    Natürlich darf die Suche nach dem Glück nicht zum Selbstzweck und nicht zur Obsession werden. Ich vermute, dass der amerikanische Autor Eric Hoffer darauf anspielt, wenn er schreibt: »Die Suche nach dem Glück ist eine der Hauptursachen des Unglücks.« Auch hier würde ich sanften Widerspruch einlegen wollen: Die Hauptursache des Unglücks ist nicht die Suche nach dem Glück an sich, sondern die Tatsache, dass wir Menschen so schlecht darin sind zu erkennen, was uns wirklich glücklich macht. Deshalb vernachlässigen wir unseren Partner oder unsere Familie, um im Büro mehr Geld zu verdienen. Deshalb nehmen wir, nachdem wir von einem Flugzeugabsturz gelesen haben, das Auto und vertausendfachen so das Risiko, auf der Reise ums Leben zu kommen. 50 Deshalb kaufen wir uns einen zusätzlichen Mantel, statt das Geld für ein geselliges Abendessen mit Freunden auszugeben, die wir schon viel zu lange nicht gesehen haben.
    Nicht das Streben nach Glück ist das Problem, sondern dass wir immer noch viel zu wenig über das Glück wissen. Oder dass wir es ignorieren, wenn es uns vor die Füße fällt. »Zum Glück gehört Bewusstsein, unreflektiertes Glück ist keines. Erst wenn es einmal behindert war, wird das Atmen zum Genuss«, schreibt Max Horkheimer in »Zur Kritik der instrumentellen Vernunft«.
    Der Glücksthermostat
    Doch kann man an seinem Glückslevel nun tatsächlich etwas ändern? Welchen Sinn hat es, Strategien für ein zufriedeneres Leben zu entwickeln, wenn es ein festgelegtes Niveau zu geben scheint, auf das man sowohl nach einem Lottogewinn als auch nach einer Querschnittslähmung zurückzukehren tendiert?
    Viele Glücksforscher sprechen in diesem Zusammenhang auch von einem »Thermostat«, der auf eine bestimmte Temperatur eingestellt ist, zu der wir über kurz oder lang immer wieder zurückkehren. Auf welche Grundtemperatur dieser Glücksthermostat eingestellt ist, hängt von verschiedenen Dingen ab. Als Erstes dürfen gewissermaßen unsere Gene daran herumschrauben: Bei manchen Menschen ist er, wie schon im Einleitungskapitel beschrieben, von Natur aus eher niedrig eingestellt, bei anderen haben ihn zum Beispiel ihr extrovertiertes Wesen oder eine andere Veranlagung ein wenig höher gedreht.
    Als Zweites dürfen die äußeren Umstände den Drehregler unseres Glücksthermostats bedienen: Wie wir leben, wie wir aufwachsen und so weiter. Natürlich gibt es auch Menschen, die unter widrigen Umständen sehr glücklich sind. Aber im Durchschnitt gibt es doch äußere Faktoren, die nahezu alle Menschen ein Stück weit unglücklicher machen: permanenter Lärm
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