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Sternenzauber

Sternenzauber

Titel: Sternenzauber
Autoren: Christina Jones
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hakte Namen auf ihren Listen ab und räusperte sich. »Cynthia Avebury bitte zu Dr. Murray. Alec Smart bitte zu Dr. Khan. Beyonce Winterbottom bitte zu Dr. Lowry.«
    Niemand rührte sich. Die junge Beyonce Winterbottom, eine der Minidiven am Spielhäuschen, zog ihr Kleid zurecht und setzte sich in Pose, als ihr Name erklang, doch die nicht minder jugendliche und nicht minder aufgetakelte Mutter machte keinerlei Anstalten, sich mit ihrer Tochter in Bewegung zu setzen. Alles starrte nach wie vor gebannt zum Empfangstresen.
    »Kommen Sie!« Bunty klatschte in die Hände. »Lassen Sie die Ärzte nicht warten. Mrs Avebury! Mr Smart! Hier entlang! Und du auch – äh – Beyonce!«
    Widerstrebend verschwanden die drei Patienten durch den Türbogen zu den Sprechzimmern.
    Während die restlichen Patienten im Warteraum sich umsetzten, rückte Bunty Darrington ihre reichlich knapp sitzende Kostümjacke zurecht. »Ich werde auf der Stelle zu Ms Peacock gehen, Clemmie. Sie wird bitter enttäuscht sein. Sie hat sich von Anfang an für Sie eingesetzt. Niemand außer ihr hielt Sie für geeignet. Niemand außer ihr wollte Sie hier haben.«
    Na danke. Clemmie verzog das Gesicht, als Bunty wichtigtuerisch
zum Büro der Geschäftsführerin watschelte. Vielen Dank auch ….
    Es stimmte natürlich, und das wusste sie auch, aber trotzdem war es nicht schön, wenn einem so etwas an den Kopf geworfen wurde.
    Da die Showeinlage wohl fürs Erste vorüber war, begannen die übrigen Patienten wieder zu schniefen und zu husten und an die informationsgespickten Wände zu starren und überlegten höchstwahrscheinlich, ob sie an beginnender Schilddrüsenvergrößerung litten oder von einem grassierenden Virus befallen waren oder ob jenes Furcht erregende anatomische Diagramm irgendetwas mit dem Zustand ihres eigenen Körpers zu tun haben könnte. Clemmie ordnete die verstreuten Akten, bändigte ihr widerspenstiges dunkelrotes Haar erneut mit der Spange, enthedderte einige kastanienfarbene Strähnen aus ihren großen baumelnden Ohrringen und harrte ihres Schicksals.
    Sie brauchte nicht lange zu warten. Bunty kam feixend zum Tresen zurückgewatschelt.
    »Ms Peacock erwartet Sie jetzt – nein, lassen Sie die Notizen da liegen, ich übernehme hier jetzt -, ich gehe wohl recht in der Annahme, dass sie noch keines dieser Telefonate geführt haben? Und was ist mit Mrs Jenkins? Ist sie noch immer auf der Toilette? Haben Sie nachgesehen? Sie ist wahrscheinlich wieder eingeschlafen. Niemand braucht fünfunddreißig Minuten für eine Urinprobe, schon gar nicht in ihrem Alter.«
    Wohl wissend, dass die Wartenden ihre Erniedrigung wieder mit grausamer Schadenfreude beobachteten – das war offenbar weitaus besser als jedes Reality-TV – quetschte sich Clemmie an Bunty vorbei und ging zum Büro der Geschäftsführerin.
    »Herein!«, rief Pam Peacock.
    Clemmie schloss die Tür hinter sich und lächelte. »Tut mir
leid, Pam. Bunty ist mal wieder auf dem Kriegspfad, und ich weiß, dass sie …«
    »Setz dich, Clemmie.« Pam Peacock blinzelte hinter der Gleitsichtbrille. »Diese Angelegenheit kann ich nicht unter den Teppich kehren. Bitte setz dich, meine Liebe.«
    Clemmie setzte sich, die Falten ihres langen Samtrocks legten sich um ihre Stiefel und die herabhängenden Spitzenmanschetten ihrer Zigeunerbluse verbargen, wie sie nervös die Finger überkreuzte.
    Pam Peacock hatte so gar nichts von einem Pfau, fand Clemmie, denn sie war eine dieser dünnen und blassen Frauen, die bereits ein Kleidungsstück in gedämpftem Graubraun für gewagt hielten. Nun machte sie ein Unheil verkündendes Gesicht.
    »Es hat schon so viele Beschwerden gegeben, dass ich nicht mehr darüber hinweggehen kann. Es stimmt schon, die meisten kamen von Bunty, doch sie gibt hier den Ton an, wie du weißt.«
    »Aber die anderen Mitarbeiter …«
    »Haben sich nicht beschwert, nein.« Pam fummelte an ihrer Brille herum. »Zumindest nicht persönlich und nicht direkt bei mir. So weit ich weiß, hat Bunty aber hinter vorgehaltener Hand so einiges leises Murren zu hören bekommen. Leider alles Wasser auf ihre Mühlen. Du weißt ja, wie sehr Bunty dein, äh, außergewöhnlicher Kleidungsstil und deine respektlose, unbekümmerte Art gegen den Strich gehen – sie hat dich schon lange auf dem Kieker. Und leider nicht ganz ohne Grund. Du bist jetzt erst sechs Monate hier, und in diesem Zeitraum …«
    Pam zählte aus der vor ihr liegenden Personalakte eine Reihe von Clemmies Missetaten auf. Clemmie,
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