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Sternenzauber

Sternenzauber

Titel: Sternenzauber
Autoren: Christina Jones
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    Eine ganz besonders scharfe und kalte Windböe ließ städtische Steppenhexen um ihre Füße tanzen, und sie raffte ihre lange flauschige Strickjacke am Hals zusammen. Iiih! Ein rascher Blick in die verspiegelte Fensterscheibe der Bausparkasse zeigte, dass ihre Haare vom Wind ganz zerzaust waren, ihre Ohrringe hatten sich kreuz und quer in ihrem Kragen verfangen, ihre Nase leuchtete rot und ihre Wimperntusche war unter den Augen verschmiert. Ist doch immer wieder ganz schön ernüchternd, dachte sie, während sie geschickt um einen Haufen Rentner herummanövrierte, die mit ihren Einkaufsrollern beisammenstanden und schwatzten, wenn man glaubt, lässig und à la Boheme gestylt daherzukommen, und dann mit der scheußlichen Realität konfrontiert wird, dass man aussieht, als würde man gut in die Warteschlange einer Armenspeisung passen.
    Bevor sie sich auf den arglosen Arbeitsmarkt stürzte, sollte sie vielleicht erst mal nach Bagley zurückkehren und sich ein bisschen herrichten. Sie wollte gerade umkehren und ihren Wagen vom Parkplatz des Supermarkts holen, da hörte sie jemanden ihren Namen rufen.
    »Clem! Clemmie! Warte mal!«
    Clemmie wandte sich um. Sie lächelte und wartete. Phoebe, ihre älteste Freundin, war aus der bonbonrosafarbenen Tür von Paulines Friseursalon geschlüpft und winkte schwungvoll. Phoebe tat grundsätzlich alles mit viel Elan. Clemmie nahm an, dass sie deshalb seit Kindertagen so gut befreundet waren, weil sie in fast jeder Hinsicht ganz gegensätzlich waren. Phoebe war immer adrett, immer pünktlich, bestens organisiert und immer auf Achse. Phoebe packte die Dinge an – sie verschwendete ihre
Zeit nicht damit, von Feuerwerken zu träumen oder hübsche chemische Mixturen zu brauen, und schon gar nicht damit, sich in wildfremde Kerle zu verlieben.
    Phoebe hatte, seit sie mit der Schule fertig war, ein und dieselbe Arbeitsstelle und genauso lange auch ein und denselben Freund. Phoebe begeisterte sich für Tarot und Astrologie und war so unwissenschaftlich, wie man es sich nur vorstellen konnte. Phoebe war alles, was Clemmie nicht war, und sie liebte sie von ganzem Herzen.
    »Hi.« Phoebe, die mit ihrem schicken blonden Bob und ihrem schicken pinkfarbenen Friseurkittel ausnehmend hübsch aussah, hakte sich bei ihr ein. »Du bist ja schon früh unterwegs. Hat die böse Hexe Bunty dich zu Patsy’s Pantry geschickt, um Cremetorte zu holen? Hat jemand Geburtstag?«
    »Nein und wieder nein. Du liegst durch und durch falsch«, sagte Clemmie leichthin. »Was ist mit dir? Willst du zur Konditorei?«
    »Ja. Drei Brötchen mit Salat und Schinken und ein Zwiebel-Käse-Hörnchen. Pauline hat eine haarige Dauerwelle am Laufen und braucht eine Stärkung. Die anderen Mädchen sind beschäftigt, und da ich erst in einer halben Stunde meinen nächsten Termin habe, habe ich mich freiwillig gemeldet, das ist immer noch besser, als Haare aus Abflusssieben zu pulen.«
    »Dann hättest du also Zeit für einen Kaffee?« Clemmie öffnete mit einem Klingeln die mit Spitzenvorhängen behängte Ladentür und atmete die herrlichen Düfte von gemahlenem Kaffee und frisch gebackenem Brot ein. »Und einen Plausch?«
    Phoebe steuerte zur Theke und nickte über die Schulter. »Wenn es nicht zu lange dauert. Pauline kann sowieso erst essen, wenn sie die Dauerwelle ausgespült hat, wir haben also ein Viertelstündchen. Such du einen Tisch, ich hol uns was. Möchtest du etwas essen? Entschuldige – dumme Frage.«

    Bis Phoebe mit zwei Tassen von Patsys Cappuccino und zwei Stückchen Plunder an den Fenstertisch zurückkam, lächelte Clemmie der übrigen Kundschaft im Café freundlich zu. Die meisten waren Patienten bei Dovecote und so alt, dass sie zum Kaffeetrinken zwar den Mantel ablegten, Schal, Hut und Handschuhe jedoch anbehielten und sich gegenseitig mit Mr Biggs oder Mrs Pentelow ansprachen, obwohl sie einander seit Jahrzehnten kannten.
    »Du bist mal wieder gefeuert worden, oder?« Phoebe setzte sich und machte sich mit ihren makellosen Zähnen über ein Hefeteilchen her. Sie krümelte nicht einmal auf den Tisch oder ihren Kittel. »Oder hast du diesmal gekündigt?«
    »Im Grunde beides.« Clemmie biss in ihr Gebäckstück und hatte schon im nächsten Augenblick klebrige Fitzelchen über ihr Gesicht, ihre Wolljacke und den Tisch verteilt. »Spielt sowieso keine Rolle. War ja ohnehin nur ein Lückenfüller. Nächstes Mal finde ich was, das wirklich zu mir passt.«
    Phoebe lachte. »Den Spruch kenne ich
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