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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
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Elossa lehnte den Kopf ein wenig schief an die Wand und schloß die Augen.
    Das Tasten an ihrer Geistbarriere hatte aufgehört. Versuchsweise schickte sie selbst vorsichtig eine Sonde aus. Kein offener Geist befand sich in der Nähe. Wenn diese Frauen hier und die Wächter, die sie hierhergebracht hatten – zumindest die in ähnlicher Kleidung wie sie –, während ihrer Pilgerung gefangengenommen worden waren, dann mußten sie doch mit den gleichen Kräften wie sie hierhergekommen sein. Aber ganz offensichtlich hatte man sie ihnen genommen und sie zu leeren Hüllen gemacht, die nur Karns Willen gehorchten.
    Das war merkwürdig, denn Raski hatten keine solchen Geisteskräfte. Das heißt, zumindest die aus der Ebene, die die Yurth kannten, nicht, sonst würden sie sich nicht von Yurthillusionen beeinflussen lassen. Was war Karn, daß er diese Yurth mit ihren Kräften, wie sie keinem seiner Rasse gegeben waren, versklaven konnte?
    »Karn ist Atturn …«
    Nur ihre Willensstärke verhinderte, daß Elossa aufsprang. Wer hatte diesen Gedanken geschickt?
    »Wo?« fragte sie.
    »Hier. Doch sei gewarnt, Karn hat seine Kräfte …«
    »Wie?«
    »Atturn war ein Gott. Karn ist Atturn«, kam die nicht sehr deutliche Erwiderung. »Er hat Mittel, den Geist zu brechen – aber sie wirken nicht in jedem Fall. Einige von uns wurden rechtzeitig gewarnt und verschlossen ihren Geist …«
    Elossa öffnete die Augen, blickte auf die Frau, die sie befreit hatte. Das mußte sie sein.
    »Danke dir. Aber was können wir tun?«
    »Ich bin nicht Danna«, kam der Gedanke. »Sie ist gebrochen. Doch sie reagiert bereits wieder ganz schwach. Wir arbeiten daran – wir, die wir noch echte Yurth sind – es wiedergutzumachen. Leider sind wir so wenige. Nein, versuche nicht, mich zu finden. Wir treffen uns nur von Geist zu Geist. Wir kennen einander nicht, damit keiner durch einen unglücklichen Zufall jemanden verraten kann. Die Zerstörung von Kal-Hath-Tan hatte seltsame, böse Folgen. Du hast die schrecklichen, mißgestalteten Kreaturen gesehen, die Karn im Tal der Zweihörner gehorchen, jene, die alle überfallen, die sich den inneren Landen nähern.
    Sie sind vom Blute derer aus Kal-Hath-Tan, aber das, was das Feuer bei der Vernichtung der Stadt zurückließ, zeichnete ihre Väter. Sie haben nicht viel Nachkommen, und jene, die die Geburt überleben, sind genauso monströs wie sie. Auf Karn hatte die Ausstrahlung des Feuers eine andere Wirkung. Schon damals verfügte er über ein geheimes, ungeheures Wissen, wie es nur Herrschern und Priestern zuteil werden mag. Er und einige Hohepriester befanden sich in einem nur ihnen bekannten Heiligtum, als das Ende der Stadt kam. Karn wurde unsterblich. Er hält sich für die Inkarnation – und seine Untertanen tun es ebenfalls – Atturns einer finsteren Gottheit, die nie Gutes getan hat. Karn hat alle überlebt, die damals vor dem Untergang gerettet wurden. Und immer strebte er nach der Gabe der Yurth – der Macht des Geistes. Er suchte sie, um sie auf seine Weise zu benutzen – um den Geist anderer zu töten und sie zu seinem Willen zu machen …«
    Als wäre eine Tür zugeschlagen worden, herrschte plötzlich absolutes Schweigen. Elossa schloß erneut die Augen. Sie versuchte nicht, ihren Geist auszuschicken. Die plötzliche Unterbrechung genügte ihr als Warnung.
    Schnurgerade, wie ein in Grimm geschleuderter Speer, kam eine neue Geistberührung.
    »Blutsschwester!« Doch nicht dieses Wort war es, das ihr Herz freudig klopfen ließ, sondern die Gewalt, mit der es in ihr schallte. Das war kein heimliches Tasten. Durfte sie eine Antwort wagen? Das bißchen, was sie inzwischen erfahren hatte, ließ darauf schließen, daß Karn Mittel hatte, Yurthkräfte abzuwehren oder gar zu besiegen. Konnte es da nicht auch über Möglichkeiten verfügen, den Yurthruf nachzuahmen?
    »Komm herein!«
    War es eine ehrliche Einladung oder eine Falle? Immer noch zögerte sie. Wie tief waren die versklavten Yurth gesunken? War es möglich, daß einer Karn auf diese Weise diente und ihm so die Übernahme von Neuankömmlingen erleichterte? Elossa hatte kein Vertrauen mehr zu ihrer eigenen Urteilskraft. Bei Stans war sie so sicher gewesen, daß er bereit war, sich von den Vorurteilen seines Volkes zu lösen, genau wie sie sich von denen des ihren, nachdem sie im Schiff die Wahrheit erfahren hatten. Und doch hatte Stans sie hierher zu Karn gebracht. Vielleicht hatte er schon, als sie Kal-Hath-Tan verließen, alles geplant
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