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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
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Yurth. Der, mit dem sie sich unterhalten hatte, und die anderen, die Kleidung wie sie trugen, gehörten vielleicht zu jenen, die die Pilgerung gemacht hatten, doch nicht zurückgekehrt waren. Statt des Todes in den Bergen hatte sie dieses Leben-im-Tod ereilt.
    Aber da waren auch die anderen in Schiffskleidung. Eine viel zu lange Zeit war seit dem Absturz des Sternenschiffs und der Zerstörung von Kal-Hath-Tan vergangen, als daß sie jetzt noch am Leben sein konnten – außer jemand hatte das Geheimnis gefunden, Leben unendlich zu verlängern. Oder hatte es noch ein zweites Schiff gegeben, das viel später hier gelandet war?
    Eine solche Aufregung erfüllte sie bei diesem Gedanken, daß sie sich zwingen mußte, ruhig liegenzubleiben. Es war die gleiche Aufregung, die ihr Blut schneller durch die Adern hatte fließen lassen, als sie auf dem Schirm im Schiff die Szene vor dem Absturz miterlebt hatte.
    Ein zweites Schiff – ein späteres, das vielleicht ausgesandt worden war, um nach Yurth zu suchen und sie heimzubringen. Heim? Wo war ihr Zuhause? Sie blickte zu den Sternen auf. War einer davon die Sonne, die auf die Felder und Wälder der Yurthheimat schien?
    Sie holte tief Atem. Die flüchtige Hoffnung schwand.
    Die Yurth um sie waren nicht frei. Wenn wirklich neue gekommen waren, um die hier gestrandeten zu retten, waren sie selbst in eine Falle geraten und gefangengenommen worden. Doch dann konnten sie nicht von den Maschinen im Schiff beeinflußt worden sein, wie alle ihres Volkes. Es drängte sie danach, zu Stans hinüberzukriechen, ihn wachzurütteln, wenn er überhaupt schlief, und ihn irgendwie zu zwingen, ihr mehr von Atturn zu erzählen und von diesem Karn, der Atturns Gesicht hatte – wenn es Karn gewesen war, der diesen Feuerstrahl auf Stans gerichtet und vermutlich auch diese monströsen Kreaturen auf sie gehetzt hatte. Sie wußte viel zuwenig und würde auch kaum mehr erfahren, da ihre Geistsondierung hier nicht helfen konnte.
    Am frühen Morgen, nach einem kargen Frühstück – Dörrfleisch und Wasser wie am Abend zuvor – marschierten sie weiter über die Ebene. Stans schleppte sich schwerfällig weit vor ihr dahin. Hin und wieder stützte einer der Yurth ihn auf gleichgültige Weise, wie eine Maschine, die dafür da ist.
    In regelmäßigen Abständen machten sie Rast, und jeder nahm einen Schluck Wasser. Das dürre Gras reichte bis an ihre Knie. Elossa konnte keinen Pfad sehen, trotzdem marschierten die Yurth zielsicher und ohne Zögern dahin.
    Der Horizont voraus lag hinter einem merkwürdigen Dunst, auf den Elossa sich keinen Reim machen konnte. Doch kurz vor Mittag, die Sonne stand im Zenit, fand sie eine Erklärung dafür. Die Ebene endete abrupt an einem Abgrund. Offenbar war dieses flache Land hier in Wirklichkeit ein großes Plateau, und um weiterzukommen, mußten sie die Felswand zu dem tief erliegenden Land hinuntersteigen. Dieses Land, wie sie sah, war von völlig anderer Art als die Hochebene. Während diese mit ihren Herbstfarben auf einen baldigen Winter hingedeutet hatte, war die Vegetation, auf die sie jetzt hinunterblickte, saftig und üppig wie im fruchtbaren Sommer. Die Bäume standen so dicht beisammen, daß allerdings im Grund genommen nicht viel mehr als ihre Wipfel zu sehen waren und das frischgrüne Laub, mit dem der Wind spielte.
    Der vorderste Wächter bog nach links ab und hielt vor einer Treppe an, deren Stufen in die Felswand gehauen waren. Hintereinander stiegen sie hinunter.
     

 
17.
     
    Das üppige Wachstum in diesem tiefliegenden Land erweckte ehrfurchtsvolles Staunen in Elossa. Mit ihm verglichen waren die Täler und Ebenen im Osten, die die Raski bestellten, so gut sie es konnten, öde. Die Treppe endete an einer Straße, die breit genug für sechs Wächter nebeneinander war. Die marionettenhaften Yurth nahmen ihre Gefangenen in die Mitte und marschierten weiter.
    Immer noch staunend nahm Elossa die neue Umgebung auf. Die Bäume zu beiden Seiten der Straße schlossen sich hoch über ihren Köpfen. Es waren Bäume einer ihr fremden Art. Um ihre Stämme und unteren Äste rankten sich ungewöhnliche Schlingpflanzen und verzweigten sich zu festen Stengeln, an denen leuchtend purpurfarbige Früchte in solcher Üppigkeit hingen, daß sie die stengelgleichen Ranken bis fast zum Boden zogen.
    Um die Früchte flogen, krochen und kletterten zahlreiche Vögel, Insekten und anderes, teils bepelztes Getier. Ihr Trillern, Summen, Quieken und Kreischen bildete eine stetige
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