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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
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Geräuschkulisse, doch keiner der Wächter warf auch nur einen Blick seitwärts oder hoch.
    Selbst die Luft hier in diesem Baumland wirkte üppig. Betörender Duft, vermischt mit schwachem Fäulnisgeruch, stieg schwer in die Nase und verführte zu schnellerem Atmen.
    Die Straße war gut gepflastert. Elossa fiel auf, daß nichts des dichten Bewuchses links und rechts sich darauf wagte. Es war, als strömten die Pflastersteine eine Warnung aus, die den Wald davor abhielt, Wurzeln in das Werk von Menschenhand zu schlagen.
    Sie verlief nicht gerade, diese Straße, sondern wich allzu mächtigen Baumstämmen in einem Bogen aus, daß man glauben konnte, sie wolle ihre weitverzweigten Wurzeln nicht stören. Daher erweckte es den Eindruck, die Straße ende hinter jeder dieser Kurven.
    Schweißtropfen sammelten sich auf Elossas Stirn und perlten über ihr Gesicht. Die schwüle Hitze hüllte sie ein. Wo ihre Kleidung eng am Körper anlag, rieb der grobe Stoff an ihrer Haut und schürfte sie auf. Aber die Yurthwächter machten keine Pause und verlangsamten auch ihren Schritt nicht.
    Doch alle Straßen enden einmal, auch diese, als sie zu einer etwas erhobenen Insel mit drei gewaltigen Bäumen kamen, die so sehr von Ranken verschlungen waren, daß sie wie eine lückenlose Mauer aussahen.
    Links davon befand sich ein offener, ebenfalls gut gepflasterter Platz, und in seiner Mitte eine quadratische Öffnung ohne Tür. Sie stiegen durch diese Öffnung und die Treppe dahinter hinunter in die unterirdische Tiefe.
    Es wurde nach und nach dämmriger, doch immer noch war es hell genug, daß Elossa sich umsehen konnte. Die Treppe führte spiralförmig an der Mauer eines weiten Schachtes entlang abwärts. Je tiefer sie kamen, desto mehr verlor die Luft den Waldgeruch, dafür spürte Elossa eine kühle Brise.
    Sie versuchte die Stufen zu zählen, um sich so ein Bild machen zu können, wie tief sie kamen, aber sie vermochte sich nicht darauf zu konzentrieren, denn die Atmosphäre hier bedrückte sie immer mehr. Die Yurth lebten hauptsächlich im Freien, unter offenem Himmel, in frischer Luft.
    Endlich nahm auch diese Wendeltreppe ein Ende, und sie traten in einen gerade verlaufenden Korridor, an dessen Wänden in regelmäßigen Abständen Fackeln in Wandhalterungen steckten. Ihr Rauch biß in die Nase.
    Der lange Gang hielt vor einer niedrigen Öffnung an. Elossa wäre fast gestolpert, als sie sah, daß es sich wieder um einen Mund Atturns handelte, der in der häßlichen Fratze in gleicher Bosheit gähnend auf sie wartete.
    Zwei der Yurth krochen auf Händen und Knien hindurch. Dann drückte ein dritter auf Elossas Schulter und zwang sie, es ihnen nachzutun. Wütend gehorchte sie und bemühte sich, möglichst nicht in Berührung mit den Steinen dieses Mundes zu kommen.
    Dahinter befand sich ein größerer Raum, dessen Wände genau wie sein Boden gefliest waren. Als sie wieder aufrecht stehen konnte, bemerkte sie an seiner hinteren Wand auf einem Podest einen riesigen Thron. Doch so gewaltig er auch war, füllte der Mann darauf ihn sehr wohl aus.
    Rot-schwarz gekleidet, steif hochgestecktes Haar – ja, das war der Mann, der ihnen vor dem Angriff der mißgestalteten Kreaturen erschienen war. Er lächelte, als Elossas Wachen sie vorwärts zerrten, und er beobachtete sie, wie vielleicht ein Sargon seine hilflose Beute betrachten mochte, hätte er mehr als nur rudimentäre Intelligenz.
    Das Mädchen hielt den Kopf hoch. Dieses arrogante Lächeln, diese Selbstherrlichkeit weckten unwillkürlich Aufbegehren in ihr, obgleich sie im Moment nichts weiter tun konnte, als seinen spöttischen Blick stolz zu erwidern.
    Die Gesichter der Yurth, die sie hierhergebracht hatten, blieben genauso leer wie zuvor. Sie waren vermutlich wirklich nicht mehr als Marionetten, völlig beherrscht von Atturn.
    »Lord.« Stans brach das Schweigen. Er bahnte sich einen Weg an Elossa vorbei, als sähe er sie überhaupt nicht, und hielt an der Stufe zum Podest an. »Lord König …«
    Die dunklen Augen des Mannes auf dem Thron wanderten von Elossa zu dem Raski, der ihm äußerlich so ähnlich sah. Das Lächeln schwand nicht.
    »Du machst gemeinsame Sache mit den Yurth …« So wie Karn dieses letzte Wort betonte, klang es wie die schlimmste Obszönität.
    »Ich bin Stans aus dem Hause Philbur.« Der Raski hatte sich nicht niedergekniet. Von der Höflichkeitsanrede abgesehen, sprach er wie zu einem Gleichgestellten. »Aus dem Hause Philbur«, wiederholte er, als wären
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