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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer
Autoren: Kim Winter
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»Was meinst du?«
    »Sag es einfach, wie alt warst du?«
    »Äh, sechs Wochen jünger.« Hatte ich richtig gerechnet?
    »Wo warst du damals?«
    »Im Bunker. Worauf willst du hinaus?«
    »Und an welchem Ort bist du heute?«, überging er meine Frage.
    Ich zögerte. »Mit dir am Meer?«
    Ein leises Lächeln schlich in sein Gesicht. »Siehst du, Mia. Was geschehen ist, ist vorbei, aber du , du bist noch da. Dein Schmerz wird nie ganz vergehen, doch du kannst lernen, damit zu leben.«
    Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser wider, ein Bild, das sich in den Wogen leicht hin und her bewegte.
    Er winkelte ein Knie an und lehnte die Stirn an meine. »Ich hätte alles dafür gegeben, um es dir zu ersparen, aber jetzt hast du gesehen, was außerhalb deiner sicheren Welt geschieht.«
    Ich nahm seine Hand und küsste die Fingerknöchel. Ja, ich hatte gesehen. Sehenden Auges war ich durch einen Abgrund gewandert, von dem ich mir noch nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen hatte vorstellen können, dass es ihn gab. Aber bei all dem Schmerz und den Unversöhnlichkeiten, mit denen ich von nun an leben würde, war ich auch der wahren Welt begegnet, einer Welt, in der Hoffnung nicht nur ein blasser Schatten ist, an den man glaubt. Sie allein war es wert, die Augen zu öffnen, denn nur so konnte ich auch sehen, was alles möglich war, wenn man darum kämpfte.
    »Genau deshalb wollte ich dich noch nicht auf Loduunisch küssen.«
    »Aber jetzt könntest du es dir vorstellen?«
    Seine Augen erhellten sich und ihr Strahlen wurde wärmer.
    Ich versank in Schweigen, musste einen Moment nachdenken. Dann sah ich ihn wieder an. »Nicht jetzt.«
    Verwunderung huschte über sein Gesicht. »War es nicht das, was du immer wolltest?«
    »Ich weiß«, jammerte ich schon fast. »Aber ich will dich nicht mit meinen ersten Gefühlen von dem Danach quälen, ich will, dass sie schön für dich sind, dass sie dir guttun. Lass uns noch etwas warten, ja?«
    »Es würde mir nichts ausmachen. Ich gehe jeden Weg mit dir.«
    Das machte es nicht leichter. Ich nahm einen tiefen Atemzug. »Aber mir, mir würde es etwas ausmachen.«
    Seine Irritation wich der Anteilnahme. »Kannst du mich jetzt verstehen?«
    »Warum du es nicht vorher wolltest? Ja, jetzt weiß ich, was du meintest.«
    Vom Rauschen der Wellen begleitet, blickten wir zum Himmel.
    »Wo ist Deneb?«, fragte ich.
    Die schwarze Silhouette seines Armes schob sich vor den Mond. Der zarte blaue Schimmer, der darüberschwebte, machte ihn wie immer unverwechselbar.
    »Dort.« Er zeigte auf die acht Sterne, die im Norden ein silbernes Kreuz bildeten. Und da sah ich ihn auch, Deneb, den hellsten Stern des Schwans, in dessen Richtung, fünf Lichtjahre entfernt von hier, Loduun lag. Iasons Hand senkte sich und gab die Sicht zum Mond wieder frei.
    »Und du bist hier, nicht dort. Siehst du, das Schicksal liegt doch in unseren eigenen Händen. Man kann einen Sinn steuern. Du bist der lebende Beweis.«
    »Oder mein Sinn ist noch nicht erfüllt.«
    »Dann werde ich wohl weiter auf dich aufpassen müssen, während du auf mich aufpasst.«
    »Klingt schön«, sagte Iason. »Aber am Ende musst du mich gehen lassen.«
    »Das sehen wir dann«, antwortete ich nur.
    Er strich mit dem Daumen über meinen. Ich spürte seine Energie, die sich wie flüssige Wärme in mir ausbreitete.
    Lang und lange noch sahen wir hinauf zu den Sternen, bis ihr Schimmern den an Macht gewinnenden Sonnenstrahlen weichen musste. Es würde ein heißer Tag werden, denn ein leises Brummen kündigte das frühzeitige Schließen der Kuppel an.
    Nach einer Weile stand ich auf und strich mir den feuchten Sand von den Kleidern. »Wir sollten gehen und den Brief zusammensetzen«, sagte ich und grinste Iason an.
    Mit einem Satz war er auf den Füßen.
    Gemeinsam traten wir durch das Tor der Außenwelt und ließen den Strand hinter uns. Ich wandte mich ein letztes Mal um und blickte nach oben. Was auch immer dort auf uns warten würde, jetzt, in diesem Moment war es weit, weit weg, und als sich unsere Hände ineinander verschränkten, war es, als durchbebte mich ein Klopfen, ein gemeinsamer Puls, der uns leben ließ, während sich das getönte Kuppelglas über uns schloss.

    »Ich liebe dich«, flüsterte er in den Wind.

Ich habe so vielen Menschen zu danken, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
    Da wäre zunächst einmal Alexandra Rak. Du bist die Agentin mit der perfekten Mischung aus Herz, Strenge, Esprit, Drive und einer geradezu loduunischen
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