Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
davon.
    Es war so schön hier draußen. Solch eine Ruhe war ich, die in der Stadtmitte wohnte, gar nicht gewöhnt. Ganz ohne Wolkenkratzer oder Hologrammbildschirme, die einen permanent mit Nachrichten oder Werbung bombardierten.
    Als ich mich zum Gehen wandte, holten mich Schritte ein. »Mia!«
    »Hey, Frank. Hast du es dir doch noch anders überlegt?«
    Mein Mitschüler keuchte, bis er sich von dem kurzen Spurt erholt hatte. »Manche brauchen eben ein wenig Zeit, die Umstände abzuwägen.« Er ging in die Knie und zog die weißen Tennissocken unter seinen Sandalen bis zu den Waden hoch. »Das heißt, äh, ist es okay für dich, wenn wir zusammen da hingehen?«
    »Klar.« Um ehrlich zu sein: Auch ich fühlte mich bei diesem Gedanken irgendwie wohler.
    »Na, dann wollen wir mal!« Grinsend setzte ich mich in Bewegung.
    Heute war es kühler als an den letzten Tagen.
    Frank und ich gingen die Einfahrt zu dem Haus am westlichen Stadtrand hinauf. Von einem großen Garten umgeben, waren die Mauern des Gebäudes in einem freundlichen Gelb getüncht. Weiße Klappläden zierten die ebenso weißen Holzfenster.
    »Wow!« Ich riss die Augen auf. »Ein frei stehender Altbau.«
    »Würde mich nicht wundern, wenn es im Winter da drinnen durch jede Ritze zieht.«
    »Ach, Frank, du hast die Skepsis wohl schon mit der Muttermilcheingesogen. Ich finde, es sieht super aus. – Hallo, Tanja!«
    Tanja Moscinski lehnte gerade mit einer Kaffeetasse an einem offenen Fenster und winkte.
    Wir legten einen Schritt zu und stiegen die Eingangstreppe hinauf. Noch ehe wir oben waren, wurde uns die Tür von einem untersetzten Mann geöffnet. Er war um die vierzig, dunkelhäutig und hatte einen fröhlichen Gesichtsausdruck. Dennoch fröstelte es mich bei seinem Anblick, denn er trug lediglich ein T-Shirt und kurze Hosen. Hallo! Es war gerade mal Mitte Mai!
    »Kommt rein«, sagte er und trat zur Seite. Im Flur streckte er uns freundlich die Hand entgegen. »Ich bin Bert.«
    »Hi, Bert«, begrüßte ich ihn gleichermaßen. »Ich bin Mia Wiedemann, und das«, ich deutete auf Frank, »ist Frank Bayer, mein Klassenkamerad.«
    »Freut mich, euch kennenzulernen.« Bert schüttelte nun Frank die Hand.
    Ich schaute mich um. Das alte Haus hatte nicht mal ’nen Aufzug, was mir als leichtem Klaustrophob echt entgegenkam.
    »Da seid ihr ja«, hörten wir Tanjas Stimme, bevor sie selbst die Stufen vom ersten Stock herunterkam. Sie begrüßte uns ebenfalls mit einem freundlichen Händedruck. Tanja Moscinski, eine kleine, schlanke Frau mit kurzem aschblondem Haar, war mir von unserer ersten Begegnung an sympathisch gewesen. Insbesondere ihre Größe, sie war nämlich kaum größer als ich, was selten vorkam.
    »Wollt ihr euch erst einmal hier umsehen? Ich kann euch währenddessen ein bisschen was über das, was ihr hier tun würdet, erzählen. Bert kocht uns in der Zeit einen Kaffee, oder mögt ihr lieber Tee?«
    »Tee wäre gut«, sprach ich für uns beide, da Frank vor lauter Grübeln nicht den Mund aufbekam.
    Wir folgten Bert in die Küche, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs befand. Von dort ging Tanja mit uns rechtsdurch eine nächste Tür, die in das Wohnzimmer führte. Es war ein schlicht möbliertes Zimmer. Das Bücherregal, eine altmodische Stehlampe und zwei üppige Sofas, die über Eck standen, verliehen ihm dennoch etwas Gemütliches. Die Sonne flutete den Raum durch eine große Fensterfront, die den Blick zum Garten freigab. Links davon war ein offener Kamin in den Schornstein gemauert.
    »Es riecht nach Farbe«, bemerkte ich.
    »Ja, wir haben erst gestern gestrichen.« Tanja wies zur grünen Wand hinter dem Kamin. »Wir wurden uns wegen der Farben nicht einig. Deshalb haben wir die Wände an den Fenster- und Regalseiten orange und die mit der Tür smaragdfarben angelegt.«
    »Sieht gut aus.« Und das meinte ich auch so. Der Raum leuchtete freundlich und warm.
    Frank ging zum Fenster und blickte hinaus. »Ihr habt einen großen Garten.«
    »Das ist der Grund, weshalb wir uns für dieses Haus entschieden haben, auch wenn es sonst etwas baufällig ist. Loduuner lieben Weite.« Tanja öffnete eine Glastür, die sich neben dem Fenster befand und direkt zur Terrasse hinausführte. Ein berauschender Duft von Blumen, sonnenverwöhntem Thymian und Salbei schwang zu uns herein. Wie betört traten wir nach draußen.
    Hohe Lorbeer- und Haselsträucher säumten eine riesige Rasenfläche. Blumen über Blumen quollen aus den Beeten. Vereinzelt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher