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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer
Autoren: Kim Winter
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nunmehr zwei Tagen ohne Kopfverband entgegenblickte. Zufrieden nahm ich meine Tasche und verließ das Zimmer.
    Am Empfangstisch verabschiedete ich mich noch vom Krankenhauspersonal, und bis auf die eine, die Iason und mich beim Kuscheln erwischt hatte, fanden alle übrigen Schwestern und Pfleger freundliche Worte. Zuletzt bat ich sie, Iason von mir auszurichten,dass ich vor dem Haupteingang auf ihn warten würde. Dann trat ich ins Freie.
    Einmal niesen, zweimal niesen, autsch, tat das weh. Ich würde mich selbst etwas runterbringen müssen oder die nächste Einweisung wäre vorprogrammiert. Ich holte mir einen Orangensaft am Automaten und setzte mich damit auf die Mauer, die das Gebäude umgrenzte.
    Ungeduldig schaukelte ich mit den Beinen. Ich konnte es kaum mehr erwarten, in den Tulpenweg zu kommen und Finn und Bert zu sehen – und die Kinder.
    Ein Blick zum Ausgang zeigte mir einen größer werdenden Schatten hinter der Glastür. Die Tür öffnete sich – und mich blendete ein wunderschönes grelles Blau. Im ersten Moment wagte ich kaum, es zu glauben. Ich rutschte von der Mauer und blickte in Iasons Augen. Sie strahlten. Sie strahlten!
    Zielstrebig ging er auf mich zu. Mein Herz machte einen Satz. Ich wollte ihm entgegenlaufen, doch der Moment war so ergreifend, meine Beine verbaten mir, auch nur einen Schritt zu gehen.
    Bald schon stand er vor mir.
    »Du kannst wieder sehen«, flüsterte ich und merkte, wie meine Augen feucht wurden.
    Iason lächelte. »Das ging selbst für uns Loduuner schnell. Aber ich hatte ja auch einen gewichtigen Grund, mich zu beeilen: Dich!«
    Und dann fielen wir uns in die Arme.
    Er küsste mich auf den Scheitel, als sich neben uns jemand räusperte. Iason äugte zur Seite. »Drei Mal darfst du raten, wer uns wieder erwischt hat.«
    Das brauchte ich nicht. Seufzend drehte ich mich zu ihr um.
    Die Miene der Schwester war ein einziger Vorwurf.
    Iason hob die Hände. »Diesmal sind wir nicht in Ihrem Haus, sondern davor.«
    »Das bestellte Schiff wartet«, sagte sie knapp.
    »Oh.« Ich blickte zu dem grau-blauen Sanitätsschiff, das auf der anderen Straßenseite parkte, und blinzelte ungläubig, als der Chauffeur die Türen öffnete. Der Innenraum übertraf die Standards eines Sanitätsschiffs bei Weitem, und ich ahnte sofort, auf wessen Konto das ging.
    Ich kniff die Augen zusammen, bestimmt täuschte ich mich nur, aber als ich sie wieder öffnete, war das Ding immer noch da. »Das«, auf das Poserteil zeigend, sah ich zu Iason, »ist nicht echt.«
    »Doch.«
    »Aber das ist vollkommen übertrieben.«
    Er nahm meine Tasche.
    »Das Linienschiff hätte es auch getan.«
    »Du bist heute den ersten Tag aus dem Krankenhaus entlassen«, sagte er bestimmt.
    »Eben. Ich bin entlassen und du musst mich nicht mehr wie ein rohes Ei behandeln.« Ich blieb stehen und klopfte zu Demonstrationszwecken gegen meinen Kopf. »Siehst du, tut gar nicht mehr weh. Ich könnte quasi laufen.«
    Er nahm mich kommentarlos am Arm und führte mich über die Straße.
    Zwei Krankenpfleger schoben mir eine Liege entgegen. Bockig stieg ich ein und setzte mich auf die Bank daneben. »Wie lange willst du dieses Tamtam denn veranstalten?«
    Der Krankenpfleger bat mich, ihm das Handgelenk zu reichen. Er wollte meinen Puls messen. Ich reagierte nicht.
    »Jetzt sei nicht albern.« Iason hob meinen Arm und reichte ihn dem Pfleger, als wäre ich eine Gummipuppe.
    Jetzt näherten wir uns definitiv dem Super-GAU des Ich-verdrehe-die-Tatsachen-Prinzips. » Ich bin albern?«
    Iason interessierte sich mehr für meinen Puls als meine Worte.
    »Die bauen den Quatsch aber nicht in unserem Zimmer auf?«
    Mit dem Ergebnis meiner Herzfrequenz zufrieden, wandte sich Iason wieder mir zu. »Nur das, was nötig ist.«
    Mein rechter Mundwinkel begann unkontrolliert zu zucken.
    Sofort widmete sich der Pfleger meinen Pupillen.
    »Beruhige dich«, sagte Iason. »Sobald die Ärztin deinen Zustand als absolut stabil einstuft, bauen sie es wieder ab.«
    Ich starrte in die grelle Lichtquelle, die meine Augenreflexe prüfte. »Welche Ärztin?«
    »Dr. Stein. Sie wird dreimal täglich nach dir sehen und erspart dir damit den Weg zum Krankenhaus.«
    Endlich ließ der Pfleger von mir ab.
    Iason nahm mein Gesicht in die Hände und wandte es sanft dem seinen zu. »Bitte, Mia.«
    »Jetzt komm mir bloß nicht mit diesem Blick.«
    »Bitte mach jetzt am Anfang nichts Unvernünftiges. Tu’s für mich.«
    »Du sollst mich nicht so ansehen, hab ich
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