Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
berührte, wenn er mit ihr auf dem Sonnenlicht sprach oder wenn sie sich liebten.
    Mit gerunzelter Stirn trat Andry vorsichtig einen Schritt zurück. Im selben Augenblick trat Valeda durch die Tür und nannte ihn beim Namen. Das Bild veränderte sich, und er sah sich selbst.
    »Andry?« Sie trat vor. »Was gibt es?«
    »Pst!« Einige Augenblicke lang starrte er verzückt und fasziniert auf den Aleva, der sein eigenes Bild umgab, feurigere Farben als die von Valeda und viel mehr. Zum Spiegel sagte er »Nialdan«, und an seine Stelle trat der große, kräftige Lichtläufer mit seinem vertrauten Muster aus Blau, Orange und Weiß. »Rohan.« Der Spiegel zeigte ihm den Hoheprinzen. Zu seiner Überraschung besaß Rohan einen Aleva, zwar schwach, aber doch sichtbar, Zeichen seiner halben Lichtläufergabe. Tobin, Chay, Maarken und Hollis, sie alle erschienen nacheinander auf sein Kommando hin; bis auf seinen Vater hatten alle die viel sagende Aura aus Farbe, und selbst Chay wurde von demselben Hauch umgeben wie Rohan.
    Endlich nannte Andry unter Schmerzen den Namen seines Zwillingsbruders. Aber der Spiegel wurde leer. Jemand, der nicht lebte, konnte in diesem Spiegel auch nicht sichtbar werden.
    Valeda packte seinen Arm. »Andry«, fing sie an, und augenblicklich zeigte sich sein Bild wieder im Spiegel. Sie waren beide überrascht.
    So lässig, wie er konnte, sagte er: »Ein interessanter Trick, aber zu welchem Zweck?«
    »Ist mir ziemlich gleichgültig«, erwiderte sie nervös. »Lass uns von hier verschwinden.«
    »Wir nehmen den Spiegel mit.«
    »Wie? Er ist so groß wie ich, und bestimmt schwer.«
    Er überlegte und musste zugeben, dass sie Recht hatte. »Dann verstecken wir ihn, und später schicken wir jemanden, der ihn holt.«
    »Warum? Er ist wirklich nicht von Nutzen.«
    »Warum hast du solche Angst davor?«
    »Ich habe keine Angst, wenigstens nicht mehr als jeder Lichtläufer, der sich einem der Werkzeuge der Zauberei gegenübersieht.«
    »Ich frage mich, wie er jemanden zeigen würde, der auch Diarmadhi -Blut in den Adern hat«, überlegte er. Dann sagte er: »Riyan.«
    Der Spiegel wurde schwarz.
    »Riyan«, sagte er wieder.
    Nichts. Andry dachte darüber nach und zuckte dann mit den Schultern. »Chiana«, sagte er, und die Prinzessin von Meadowlord erschien. Sie hatte keine Aura aus Farbe, denn sie war nicht einmal zur Hälfte eine Faradhi. Wie alle anderen Bilder sah auch Chiana sonderbar leblos aus; der Spiegel zeigte reglose Portraits, nicht den Anblick von Menschen, wie er von einem ausgebildeten Lichtläufer über das Feuer heraufbeschworen werden konnte.
    »Den scheint man wirklich nicht besonders gebrauchen zu können«, bemerkte Andry enttäuscht. »Wenn er wirklich nützlich wäre, dann würde er mir diese Leute jetzt so zeigen, dass ich weiß, was sie gerade tun.«
    »Du kannst ja mit dem schrecklichen Ding spielen, wenn du willst«, fuhr Valeda ihn an. »Ich komme ihm jedenfalls nicht mehr nahe.« Und sie marschierte davon.
    Ihn reizte der Spiegel zu sehr, als dass er sich darum scherte, was sie dachte. Aus einer Laune heraus nannte er die Schule der Göttin. Aber augenscheinlich zeigte der Spiegel nur Menschen; grauer Nebel umwölkte erneut seine Oberfläche. Er wandelte seinen Aufruf ab und fragte sich, ob der Spiegel eine Verknüpfung mehrerer Befehle akzeptieren würde, ob er das augenblickliche Leben enthüllen konnte. Und nicht nur statische Porträts. »Prinzessin Alasen in diesem Augenblick.«
    Nichts.
    Andry zuckte mit den Schultern. Es war einen Versuch wert gewesen. Aber er wollte noch einen wagen. »Rohan an dem Tag, als er Sioned ehelichte.« Noch immer nichts. Das Verlangen, sie in zehn Jahren zu sehen, stieß ebenfalls auf silbrige Leere.
    So. Nur Porträts von lebenden Personen, keine Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit. Welch eine Verschwendung von Silber, Glas und Zauberei, dachte er angewidert. Doch obwohl der Spiegel nur beschränkten Wert zu haben schien, begehrte er ihn. Er löschte die Fingerflamme, bedeckte den Spiegel wieder mit dem Wandteppich und dachte darüber nach, wie er ihn am besten verstecken konnte, bis er jemanden schicken konnte, ihn zu holen. Er beschloss, den Spiegel gut einzuwickeln und ihn unter einem Baum draußen zu vergraben.
    Nialdan stand im Eingang. Er sperrte den größten Teil des Sonnenlichtes aus, als Andry die Decke und das Laken von der schmalen Pritsche in der Ecke zerrte. »Herr? Wir können jederzeit gehen. Wann immer Ihr wollt.«
    »Hilf mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher