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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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Weltrekorde scharf bin«, sagte Tobias und überprüfte seine Steuerkonsole.
    »Fünf Minuten bis Wiedereintritt«, sagte Dr. Turgenev und blickte auf die Schiffsuhr.
    Unten auf Deck A hatten sich Miss Karr, Sir Hugh und Chef Vlad auf ihre Kojen geschnallt. Diese Position, so hatte Dr. Turgenev entschieden, wäre die sicherste für sie. Bei dem Wiedereintritt würden unsere Körper dreimal so schwer wie das Normalgewicht werden. Miss Karr hatte protestiert und gesagt, sie fühle sich wie ein Leichnam in einer Gruft. Ich konnte das nachempfinden, denn es war jetzt an Bord des Schiffs dunkel und kalt, und ich hätte da nicht allein liegen wollen, machtlos und ohne zu wissen, ob ich überleben oder sterben würde. Doch es gab keine andere Möglichkeit.
    Es war jetzt so ruhig, und man konnte sich nur schwer vorstellen, dass unser Wiedereintritt so heftig vonstattengehen würde, wie es Dr. Turgenev vorausgesagt hatte. Als flöge man ein Gebäude durch einen Taifun, so hatte er es beschrieben. Auf der Erde gab uns die Atmosphäre Leben, doch jetzt war sie eher wie eine Panzerung, die versuchen würde, uns nicht hereinzulassen. Vielleicht würde es nicht ganz so schlimm werden, doch auf der anderen Seite wollte ich auch nicht, dass Dr. Turgenev sich geirrt hätte. Ich wollte, dass alle seine Berechnungen fehlerlos waren – sie mussten es einfach sein.
    Wie eine große Blase spürte ich Hoffnungslosigkeit in mir aufsteigen, doch ich ließ sie zerplatzen, ehe sie mich überwältigte. Bis jetzt waren eigentlich alle von Dr. Turgenevs Berechnungen richtig gewesen. Er war ein Genie. Er würde uns nicht enttäuschen.
    Wir vier gingen den Vorgang des Wiedereintritts noch einmal durch, damit Kate ihn hören und wir anderen ihn uns einprägen konnten. Wir hatten die Aufgaben aufgeteilt, da wir keine Ahnung hatten, wie schwierig es würde, sich während des Wiedereintritts zu bewegen und zu denken. Dr. Turgenev hatte verschiedene Anweisungen auf die Steuerkonsolen vor uns geheftet.
    »Wir sind bei dreihundert Meilen«, sagte Dr. Turgenev, die Schiffsuhr im Blick. »Zweihundert… einhundert…«
    Die Starclimber fing leicht an zu vibrieren. Was war normal und was nicht? Wie sollten wir wissen, ob wir zu flach aufkamen und von der Atmosphäre in die Tiefe des Alls abprallten? Und wenn wir zu steil waren… nun, das war einfacher zu erfahren. Wir würden eingeäschert.
    Die Vibration ging in Zittern und dann in ein stetiges Rütteln über.
    »Das ist Beginn von Reibung in äußerer Atmosphäre«, sagt Dr. Turgenev. »Das ist gute Nachricht! Wir sind drin!«
    »So weit, so gut«, sagte Tobias.
    Meine Stimmung hob sich, als das Gewicht in meinen Körper zurückkehrte. Die Sicherheitsgurte schnitten sich in meine Brust und die Schultern. Jenseits der Fenster konnte ich immer noch die Dunkelheit des Alls sehen, doch am unteren Rand der Kuppel hellte es sich auf.
    Das Rütteln wurde stärker.
    »Ich hoffe, Mr Lunardi hat das Schiff stabil gebaut«, sagte Tobias.
    »Mr Lunardi baut nur stabile Schiffe«, sagte ich.
    Links von mir sah ich, dass Dr. Turgenev seinen Stock an die Wand geschnallt hatte. Als wollte er damit nach unserer Landung vom Schiff gehen, als ob nichts Ungewöhnliches passiert wäre. Das kam mir vor wie ein hoffnungsvolles Signal und heiterte mich beträchtlich auf.
    Aber die Fahrt wurde nun stürmischer, und ich hatte Schwierigkeiten, klar zu denken. Ich sah, wie Kate an ihren Fingern herumfummelte, und voller Erstaunen beobachtete ich, wie sie den Verlobungsring abzog und ihn auf den Boden warf.
    »Ich möchte etwas sagen«, verkündete sie, wobei ihre Stimme durch die Vibration des Schiffes zitterte. »Ich liebe George Sanderson nicht.«
    »James«, verbesserte ich.
    »James Sanderson liebe ich auch nicht. Und ich habe nicht die Absicht, ihn zu heiraten.« Das Schiff wurde heftig durchgeschüttelt und sie schluckte. »Ich liebe Matt Cruse und das jetzt schon seit einiger Zeit! Ich möchte, dass alle hier das wissen, ganz egal, was mit uns geschieht.«
    Dr. Turgenev seufzte erschöpft. »Das wissen wir bereits.«
    »Das wissen Sie?«, sagte Kate völlig erstaunt. »Die ganze Zeit schon?«
    »Alle wissen. Sogar Sir Hugh weiß. Es ist unübersehbar.«
    »Oh«, sagte Kate enttäuscht. »Und ich habe gedacht, ich hätte… na, gut. Sie alle wissen es und das ist das Wichtigste.«
    Wenn ich mich streckte, konnte ich gerade ihre Hand erreichen. Unsere Fingerspitzen berührten sich, verhakten sich einen Augenblick lang. Über
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