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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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denn der Kapitän hatte sich noch immer nicht bewegt.
    »Hat es den Helm durchschlagen?«, fragte ich.
    »Ich glaube nicht«, sagte Tobias.
    Gemeinsam lösten wir die Kragenklammern und zogen den Helm ab. Meine Hände zitterten. Ich befürchtete, den Schädel des Kapitäns zerbrochen wie eine Eierschale vor mir zu sehen. Auf jeden Fall klebte eine Menge Blut in seinen Haaren. Frische Tröpfchen trieben durch die Luft.
    »Er atmet noch«, sagte Kate neben mir.
    »Es ist eine Menge Blut«, sagte ich.
    »Die Kopfhaut blutet leicht«, meinte Kate, »selbst bei einem leichten Schnitt.«
    Sie trieb näher und untersuchte den Kopf des Kapitäns mit den Fingern. »Sein Schädel ist nicht gebrochen. Und ich denke, das Bluten hat weitgehend aufgehört.« Sie nahm ein Taschentuch und presste es fest gegen seinen Schädel. »Gib mir ein paar Bandagen.«
    Ich zog den Erste-Hilfe-Kasten herunter und half, den Kopf zu verbinden. Der Kapitän zuckte zusammen und murmelte etwas, wachte aber nicht auf.
    »Wie geht ihm?«, fragte Dr. Turgenev mit vor Erschöpfung rot geränderten Augen von der Innenluke aus.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Er ist noch bewusstlos.«
    »Wir betreten Atmosphäre in Minuten«, sagte der Wissenschaftler. »Das wird sein sehr holprig.«
    Ich fasste einen Entschluss. »Schnallen wir ihn in seine Koje – mit einer Sauerstoffmaske.«
    Vorsichtig schoben wir den Kapitän aus der Luftschleuse und nach oben. Als wir durch den Salon kamen, gab Miss Karr einen unterdrückten Aufschrei von sich.
    »Er ist nicht tot«, sagte ich. »Nur bewusstlos.«
    »Und wer fliegt nun das Schiff?«, wollte Sir Hugh wissen.
    »Das geht schon in Ordnung, Sir Hugh«, sagte ich.
    »Wie kann das in Ordnung gehen?«, schrie er. »Wir haben keinen Kapitän!«
    »Ruhe!«, knurrte Chef Vlad. »Wir haben Mr Cruse. Vertrauen Sie mir, wir sind in guten Händen.«
    Tobias und ich schnallten den Kapitän so sicher wie möglich in seiner Kabine auf die Koje, stellten einen tragbaren Sauerstoffbehälter auf und befestigten die Maske über seinem Gesicht. Es gefiel mir nicht, ihn alleine zu lasen, doch er atmete friedlich und die Blutung schien aufgehört zu haben. Auch hatte er jetzt etwas mehr Farbe. Sein Puls schlug gleichmäßiger als meiner.
    Wir schlossen die Tür sorgfältig von draußen. Dann blickte mich Tobias schweigend an. Ich war sicher, dass seine Gedanken die gleichen waren wie meine. Unser Kapitän war bewusstlos und nicht in der Lage, uns zu helfen. Wir beide waren die einzige Chance des Schiffs auf eine sichere Rückkehr.
    »Wir können das schaffen«, sagte ich.
    Er lachte nervös. »Ich bin ein Unterwasserschweißer.«
    »Du bist ein Sternenschiffer«, sagte ich zu ihm. »Und wir werden unser Schiff schon nach Hause bringen.«
    »Wir werden auf der Brücke ein bisschen Hilfe brauchen«, meinte er. »Dr. Turgenev.«
    Ich nickte. Das war naheliegend. Er kannte das Schiff wie seine Hosentasche und ohne Zweifel würden wir seine mathematische Erfahrung brauchen.
    »Und Kate«, ergänzte ich. »Sie ist zuverlässig.«
    »Ich würde ihr in einer kritischen Situation vertrauen«, stimmte Tobias zu.
    »Dann haben wir ja unsere Mannschaft«, sagte ich. »Halten wir uns auf der Brücke bereit.«

27. Kapitel
Der Wiedereintritt
    Wir stürzten Richtung Erde.
    Nach dem ersten unangenehmen Stoß unserer selbst gebastelten Rakete hatten wir überhaupt kein Gefühl mehr von Geschwindigkeit.
    Unser Flug verlief gespenstisch leise und glatt, doch mir war klar, dass das in dem Moment aufhören würde, in dem wir die Erdatmosphäre 62 Meilen über der Oberfläche erreichten.
    Wir waren jetzt sehr viel näher an der Erde, und doch waren wir immer noch schwerelos. Nicht wegen der noch immer geringen Gravitation, sondern weil wir uns, wie Dr. Turgenev erklärte, im freien Fall befanden und mit ungeheurer Geschwindigkeit auf die Erde zurasten.
    »Wie schnell genau bewegen wir uns, Dr. Turgenev?«, fragte Kate, während sie ihre Sicherheitsgurte im Sitz neben mir anlegte.
    Der russische Wissenschaftler schob seine Brille zurecht. »Genau jetzt 22570 Meilen in Stunde. Aber das ist nur grobe Schätzung.«
    »Ist ein von Menschen hergestellter Gegenstand jemals schneller gewesen?«, fragte Kate, und obwohl ihre Stimme unbeschwert klang, wusste ich, dass sie aus lauter Nervosität redete.
    »Ist bestimmt Weltrekord«, sagte Dr. Turgenev mit einem bei ihm seltenen freundlichen Lächeln.
    »Ich glaube nicht, dass ich noch auf irgendwelche weiteren
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